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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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an seinem Zigarillo. »Sie ist seine Braut? Ich dachte, sie sei älter«, stellte er fest.
    »Wie dem auch sei«, sagte ich. »Wir suchen ihn.«
    Reinsdorf hob die Augenbrauen. »Hier ist er nicht.«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zu erzählen, wie mich Sülzbach nach der Autonummer fragte und wie ich an die Adresse von Hanna Schneider gekommen war.
    »Sie sind Detektiv?«, fragte Reinsdorf daraufhin.
    »Ja. Aber ich sage Ihnen gleich: Die Geschäfte, die Sie mit Koroliow betreiben, interessieren mich nicht. Ich will nur wissen, warum Tristan Sülzbach auf der Suche nach Ihnen war.«
    Reinsdorf grinste. »Und wenn ich keine Lust habe, es Ihnen zu erzählen? Schließlich sind Sie hier eingebrochen. Ich könnte Sie also mit gutem Gewissen anzeigen und wäre alle Sorgen los.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete ich. »Ich denke, dann fangen Ihre Sorgen erst an. Wenn wir Sülzbach bis morgen nicht gefunden haben, wird sich die Polizei darum kümmern. Und es gibt genügend Leute, die wissen, dass wir hier sind. Ich glaube kaum, dass Sie sich damit herumschlagen wollen.«
    Er seufzte. »Ist ja schon gut.«
    Reinsdorf machte einen merkwürdigen Eindruck. Er wirkte wie ein Kapitän, der resigniert an der Reling steht, während sein Schiff sinkt. Oder wie einer, der einst die Meere befahren hat und jetzt die Fähre zwischen Remagen und Linz steuert. Warum?
    »Na also. Sagen Sie uns, was Sie über Sülzbach wissen. Die Zeit drängt. Es ist auch in Ihrem Interesse, dass wir ihn finden. Was wollte er von Ihnen?«
    Er legte seine rechte Hand auf den Schreibtisch und betrachtete sie eine Weile. »Wie Ihnen Hanna schon sagte. Er hat mich im Auto gesehen.«
    »Wann hatten Sie schon mal mit ihm zu tun?«
    »Vor ziemlich genau vier Jahren.«
    Ich wollte in meine Innentasche greifen. Schlagartig machte Reinsdorf eine Bewegung, und wir blickten in eine Pistolenmündung.
    »Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen«, sagte ich.
    »Vassilij«, rief Reinsdorf, und sofort kam der Russe herein. »Hast du sie nach Waffen überprüft?«
    Vassilij schüttelte den Kopf.
    »Verdammt, warum nicht?«
    Der Russe tastete mich ab, zog meine Pistole heraus und legte sie vor Reinsdorf auf den Tisch. Als er Svetlana untersuchen wollte, kreischte sie auf. »Nein«, schrie sie. »Hände weg.«
    Vassilij ließ sich nicht abhalten. Svetlana nahm es mit verbissenem Gesicht hin. Natürlich wurde nichts gefunden. Koroliow ging wieder hinaus.
    »Lassen Sie mich etwas aus meiner Tasche holen?«, fragte ich. Reinsdorf nickte. Ich zog langsam das Kästchen mit den Rubinen hervor und legte es auf den Tisch. »Hat das vielleicht etwas mit Ihrer Begegnung mit Tristan Sülzbach zu tun?«
    Er tastete über das Plastik, als hätte er einen verlorenen Schatz wieder gefunden. »Das haben Sie schlau herausgekriegt«, sagte er.
    Die Pistole deutete immer noch auf uns. Reinsdorf bemerkte es und legte die Waffe hin.
    »Vor vier Jahren habe ich noch hier in Deutschland gearbeitet - mit meiner damaligen Freundin zusammen. Eines Tages fielen uns bei einem Einbruch diese Rubine in die Hände, und wir dachten, es sei eine gute Idee, sie in andere Wertgegenstände zu verwandeln. Ich habe das dann durchgezogen.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich. »Sie sind zu Sülzbach in das Autohaus gegangen und haben einen Porsche dafür gekauft.«
    »Nicht einen. Drei«, sagte Reinsdorf. »Ich habe gesagt, ich hätte kein Bargeld, dafür aber diese Edelsteine. Sie sind echt, und es ist sogar ein Gutachten dabei. Sülzbach ist auf den Deal eingegangen. Offenbar hatte er gerade eine Flaute. Er war so dämlich, dass er noch nicht mal meine Personalien haben wollte.«
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Wie viel war es denn? Drei-, vierhunderttausend, schätze ich. D-Mark damals noch.«
    Reinsdorf schüttelte den Kopf. »Leider lief es nicht so glatt«, sagte er.
    Einen Moment war es still im Zimmer. Neben mir schnaufte etwas. Es war einer der Hunde, der offenbar eingeschlafen war und vor sich hin schnarchte. Reinsdorf stand auf und drehte uns den Rücken zu. Er sah gegen die schwarze Scheibe und schien die Lichter der Autobahn zu beobachten. Die Pistolen lagen unbewacht auf dem Tisch. Aber wir hatten keine Chance. Das dunkle Fenster spiegelte. Reinsdorf hatte uns genau im Blick. Dann drehte er sich wieder um.
    In diesem Moment sagte Svetlana in die Stille: »Warum haben Sie ausgerechnet ihn betrogen?«
    »Es war Zufall«, sagte Reinsdorf. »Wir wohnten damals beide in Siegburg, und wir

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