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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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elektrischen Schlag bekommen. Ich rannte, so schnell es ging. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass sich zwei oder drei der Hunde umgedreht hatten. Die Jäger erspähten ihr Opfer.
    Ich sprintete auf den Schrott zu. Das Hecheln und Japsen der Tiere wurde innerhalb von Zehntelsekunden lauter. Irgendetwas schien mich bereits an den Waden erwischt zu haben, aber vielleicht war das auch nur Einbildung.
    Ich preschte weiter, erreichte die Halde und stürzte voller Panik den Rostberg hoch. Ich achtete gar nicht darauf, dass man einen Schrotthaufen sehr behutsam ersteigen muss - wenn man es nicht darauf abgesehen hat, sich die Beine zu brechen.
    Ich packte die alten Stahlteile. So schnell ich konnte erklomm ich den Berg, verhakte mich, kam ins Straucheln, stieß irgendwo schmerzhaft an und erreichte endlich den umgestürzten Kran, der den Haufen krönte. Mit letzter Kraft zog ich mich hinauf, dann drehte ich mich um. Unten standen die Hunde bellend in einer Reihe wie eine Militärtruppe; einige versuchten, an den Metallteilen hochzukommen. Am Tor sah ich Svetlana, die immer noch winkte. Diesmal galt es mir.
    Ich winkte zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht. Ich setzte mich einen Moment auf die schneidend schmale Stahlsprosse, um zu verschnaufen. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich sollte mehr Sport treiben, aber das sagte ich mir immer in solchen Momenten.
    Als sich mein Herzschlag etwas beruhigt hatte, machte ich, dass ich weiterkam. Der Kran lag so, dass er bis auf das Dach einer der Baubuden führte. So genau hatte ich das von der Mauer aus gar nicht gesehen. Die Hunde konnten nun kläffen, so viel sie wollten. Das aber taten sie nicht. Sie drückten sich wieder einzeln auf dem Grundstück herum. Vielleicht dachten sie, dass ich jetzt hierher gehörte, und damit war für sie der Fall erledigt.
    Ich hangelte mich an den Stahlverstrebungen entlang. Schließlich musste ich mich nur noch auf das Baubudendach gleiten lassen. Um das Fenster einzuschlagen, benutzte ich den Griff meiner Pistole. Dann kletterte ich hinein.
    Ich gelangte in einen stockdunklen Raum. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich keine Taschenlampe dabei hatte. Im Auto war eine. Vor lauter Nachdenken über die Hunde hatte ich sie vergessen.
    Ich sah nach draußen. Svetlana war verschwunden; offenbar war sie gehorsam ins Auto gestiegen. Niemand war zu sehen, und so wagte ich es, mein Feuerzeug anzumachen. Im Schein des Flämmchens zeigte sich der Raum völlig leer. Weiter hinten gab es eine Tür; ich steuerte auf sie zu. Ich ließ das Feuerzeug ausgehen und tastete mich voran. Ich öffnete die Tür. Ihr kreischendes Geräusch hallte nach wie in einer Kirche. Der dahinter liegende Raum musste riesig sein. Ich trat über die Schwelle. Der Fußboden war jetzt härter, er fühlte sich an wie Metall.
    Ich ließ wieder das Feuerzeug schnalzen. Ich stand auf einer stählernen Galerie. Vor mir war eine Brüstung, und dahinter erstreckte sich eine Lagerhalle, die ich wegen des schwachen Lichts nicht vollständig überblicken konnte. Ich erkannte jedoch, dass sich unten Kisten verschiedener Größe stapelten. Ich prägte mir ein, dass sich rechts von mir eine Treppe befand, schaltete das Feuerzeug aus und ging vorsichtig im Dunkeln weiter. Das Geräusch meiner Schritte wurde von irgendwoher zurückgeworfen. Erst als ich die Metalltreppe hinabgestiegen war, machte ich wieder Licht.
    Die Kisten waren zum größten Teil Kartons, die auf Paletten lagerten. Ich riss einen auf und stieß unwillkürlich einen Pfiff aus. Ich zählte fünf aufeinander gestapelte Videorekorder. Ich tastete hinein; im obersten steckte noch eine Kassette. Ich öffnete einen anderen Karton und erkannte einen Fernseher - einen von diesen riesigen, teuren, die halbe Wände abdecken.
    Auch die anderen Verpackungen enthielten nette Dinge zur Verschönerung des Alltags, für die manche Leute eine Weile sparen müssen. Acht Laptops verschiedener Marken waren in dem einen, massenhaft DVDs und Computerspiele in dem anderen. Ein Fotokopierer stand zwischen den Sachen. Ich hob die Klappe hoch, und darunter lag noch ein vergessenes Papier. Ich drehte das Blatt um und las verschnörkelte Schrift: »Einladung zur Krabbelgruppe - immer dienstags von 14 bis 17 Uhr im Gemeindezentrum«.
    Der Fall war klar: Reinsdorf unterhielt ein Warenlager mit Diebesgut. Die Lage an der Autobahn war optimal. Von hier aus konnte man die Sachen wunderbar weiterverschicken. Man war schnell über alle

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