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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wieder.
    »Hab keine Angst.«
    »Sie haben ganz bestimmt auch Tristan erschossen.«
    »Das ist nicht gesagt. Ich glaube eher, dass Reinsdorf in irgendwelche Kleinkriege unter Kriminellen verwickelt war.« Mir fiel nichts Besseres ein, um Svetlana zu trösten.
    »Wenn Tristan tot ist, bringe ich mich um«, sagte sie entschlossen. Statt zu antworten, machte ich mich vorsichtig von ihr los und versuchte, über die Maispflanzen zu spähen. Doch da war nichts als milchiger Himmel.
    Noch nicht mal die Hunde bellten. Aber langsam mischte sich ein anderes Geräusch in das Rauschen der Autobahn - ein regelmäßiges Brummen. Als würde jemand an einer Ampel im Leerlauf Gas geben. Es war ein starker Motor; er klang tief und kraftvoll. Plötzlich kam mir eine Idee, und ich lief los.
    »Wo willst du hin?«, rief mir Svetlana hinterher. »Du kannst mich doch nicht allein lassen!«
    Ich rannte bis zum Rand des Maisfelds. Und da sah ich ihn. Der schwarze Porsche war mit den hinteren Rädern von der asphaltierten Straße abgerutscht. Der Fahrer gab Gas, aber die Reifen fassten auf dem weichen Boden nicht und schleuderten nur Dreck nach hinten. Ich machte, dass ich weiterkam. Der Wagen war an die hundert Meter entfernt.
    Ich zog im Laufen die Beretta. Kaum hatte ich die Hälfte der Strecke hinter mir, da schoss der schwarze Porsche plötzlich nach vorn und stand auf der Straße.
    Reflexartig hob ich die Waffe, und während der Wagen immer mehr an Fahrt gewann, drückte ich ab.
    Es machte leise »Klick«.
    Eine Sekunde später war der Porsche verschwunden.

16. Kapitel
    »Also: Bush und Bin Laden telefonieren. Sagt Bin Laden: ›Hallo, George, lange nichts mehr von dir gehört. Ich habe zwei Nachrichten für dich. Eine gute und eine schlechte. Welche willst du zuerst hören ?‹ ›Die gute‹, sagt Bush. ›Alles klar‹, sagt Bin Laden. ›Die gute Nachricht ist: Ich stelle mich freiwillig. Ich komme nach Amerika, und du kannst mich vor Gericht stellen‹ ›Und was ist die schlechte ?‹, fragt Bush. Sagt Bin Laden: ›Ich komme mit dem Flugzeug.‹«
    Donnerndes Gelächter ließ den Raum erzittern; einer der beiden Polizeibeamten, die an öden Resopaltischen saßen, schlug sich auf die Schenkel vor Begeisterung. Der Witz war alt, schien schlichtere Gemüter jedoch immer noch aufzuheitern.
    Mittlerweile war es kurz nach halb zwölf, und wir warteten im Polizeipräsidium von Leverkusen auf unsere Vernehmung.
    Am Anfang war alles ganz schnell gegangen. Ich war zurück in das Maisfeld zu Svetlana gelaufen. Zum Glück stand sie immer noch so unter Schock, dass sie mich nicht gefragt hatte, warum ich so plötzlich verschwunden war. Dann hatten wir uns zum Wagen durchgeschlagen und die Polizei alarmiert. Die kam innerhalb von fünf Minuten in Gestalt eines Streifenwagens und zweier Beamter, die sich von mir kurz erklären ließen, dass es auf Reinsdorfs Gelände eine Schießerei gegeben hatte. Sie forderten Verstärkung an, die sich aufmachte, auf dem Grundstück die Lage zu peilen. Wir blieben im Auto sitzen und hatten die ganze Zeit Gesellschaft von den beiden Uniformierten.
    Irgendwann tauchte ein etwa fünfzigjähriger missmutiger Mann in Zivil auf, der sich als Hauptkommissar Broich vorstellte und uns auch nicht mehr sagen konnte, als dass wir warten müssten. Schließlich wurden wir gebeten, in den Streifenwagen zu steigen. Nach kurzer Fahrt hielten wir vor dem Präsidium, und hier waren wir nun. Wie schon so oft bei meinen Fällen kam ich zu dem Ergebnis, dass es schönere Arbeitsplätze gab.
    Ich krempelte mein rechtes Hosenbein hoch und untersuchte die Bisswunde, die ich davongetragen hatte. Es war nur ein Kratzer. Svetlana hatte sich auf ihrem Stuhl zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Ihr Kopf war etwas auf die Seite gerutscht.
    Ich versuchte, mein schlechtes Gewissen im Zaum zu halten. Es war eindeutig falsch gewesen, sie mit auf diese Tour zu nehmen. Aber sie war bewundernswert. Wie sie sich für ihren Geliebten einsetzte, imponierte mir. Warum fielen die tollsten Frauen immer auf die beknacktesten Männer herein?
    Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mulmiger wurde mir zumute. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass der Anschlag auf Reinsdorf vielleicht mir gegolten hatte. Und Tristan? War er ebenfalls umgekommen? Mir blieb nichts anderes übrig, als diese Petra Ziebold zu finden.
    Ich ließ die Geschichte, die Reinsdorf erzählt hatte, noch einmal Revue passieren. Die Aussichten, die Frau zu finden, waren

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