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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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austrage, erinnere ihn an eine Spielstätte aus DDR-Zeiten. So hatte man die Sportanlage nach langem Hin und Her und für viel Geld um eine moderne Eishockeyarena, eine Unihockeyhalle und ein Fußballstadion ergänzt. Hultin sauste mit ihrem Rad zwischen den Neubauten hindurch. Das Fußballstadion fand sie architektonisch gelungen, die Unihockeyhalle mit dem prätentiösen Namen Fortnox Arena erinnerte sie dagegen an ein IKEA-Kaufhaus, das mit einem mehrgeschossigen Palisadenzaun verkleidet war.
    Sie zog sich um, lief zum Warmmachen einige Runden, dehnte sich ausgiebig und arbeitete danach eine Stunde konzentriert an ihrer Weitsprungtechnik. Zum Abschluss knöpfte sie sich den Speerwurf vor. Große Fortschritte konnte sie nicht verbuchen, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. Wichtig war, dass das Training ihren Kopf frei machte. Das gelang immer. Dennoch fühlte sie eine gewisse Restspannung, als sie schließlich ausgepowert vor ihrem Spind stand. Natürlich hatte das mit der Arbeit zu tun.
    Auch.
    Da war aber noch etwas anderes.
    Und das hing mit Hugo zusammen. Es hatte da gestern so einen Augenblick gegeben. Einen Augenblick, wie er eigentlich nicht mehr hätte vorkommen dürfen. Sie hatte sich geschworen , dass solche Augenblicke nicht mehr vorkommen würden.
    Nicht mit Hugo Arschloch Delgado jedenfalls.
    Der kindische, egoistische, arrogante Superarsch. Hatte sie ein Attribut vergessen? Ach ja, kompliziert. Albern natürlich. Versnobt. Und dann war da natürlich noch die Sache mit ihrer ungewollten Schwangerschaft. Parallel mit dem Moment ihrer Empfängnis hatte er sich zum Riesenekel entwickelt. Wobei er, wie sie zugeben musste, nicht wissen konnte, dass sie schwanger war. Trotzdem war es logisch und konsequent, dass sie rechtzeitig die Notbremse gezogen hatte. Sowohl was Hugo als auch was den Fötus betraf. Da war sie sich selbst ein halbes Jahr später noch vollkommen sicher gewesen. Jedenfalls bis gestern Abend, als sie Rücken an Rücken bis in die Nacht hinein im Präsidium gesessen hatten.
    Sie schloss den Spind auf und wühlte in ihrer Trainingstasche nach ihrem Handy. Womöglich hatte er sich ja wirklich gemeldet und schlug vor, gemeinsam Mittsommer zu feiern. Vielleicht wäre sie tatsächlich bereit, es auf einen Abend ankommen zu lassen. Oder?
    Sie hatte tatsächlich eine SMS bekommen, allerdings nicht von Delgado. Es war eine spontane Einladung ihrer alten Schulfreunde Fanny und Christoffer, ein Paar mit zwei Kindern. Was natürlich bedeutete, dass sie zusammen mit anderen Paaren und deren Kindern feierten. Ein Krabbelgruppentreff. Trotzdem war sie dankbar, dass die beiden an sie gedacht hatten. Falls sich Hugo später noch melden sollte, konnte sie immer noch auf einen Drink los. Sie rief Fanny zurück, sagte zu und beeilte sich, nach Hause zu kommen.
    Zum Glück fand sie noch eine Flasche Wein im Regal. Es war ein schwerer Rotwein, vielleicht nicht gerade optimal für Mittsommer, aber Hauptsache Alkohol! Die anderen Gäste waren schon seit frühem Nachmittag mit ihren Kindern bei Fanny und Christoffer, um sieben, rechtzeitig zum Grillen, wollte sich Hultin anschließen. Für das Essen sorgten die Gastgeber, seine Getränke sollte nach alter Tradition jeder selbst mitbringen, hatte ihr Fanny am Telefon gesagt. Die Rotweinflasche im Regal, der acht Jahre alte Rioja Reserva, war deshalb sozusagen Hultins Eintrittskarte. Sie überlegte zuerst, ein Kleid anzuziehen, endschied sich aber dann für ein paar beige Hosen und eine halb durchsichtige Bluse. Hoffentlich würde sie beim Fahrradfahren keine Schweißringe unter den Armen bekommen. Der Sommerabend war warm und als sie am Växjösee Richtung Teleborg entlangfuhr, schimmerte die Sonne auf der Wasseroberfläche. Es war wenig los in der Stadt, die Strandpromenade war menschenleer. Vor zwei Jahren hatten Fanny und Christoffer das Haus in der Reihenhaussiedlung gekauft und lebten dort nun mit ihren Töchtern Nova und Siri, ein paar Blöcke weiter wohnte eine andere Schulfreundin von ihnen, ebenfalls mit Mann und Kindern. Hultin, die selbst im Stadtteil Teleborg groß geworden war, fand es immer noch etwas befremdlich, die Freunde und deren Familien dort zu besuchen. Es war so, als hätte die Zeit stillgestanden und wäre gleichzeitig davongerast.
    Sie fand die feiernden Leute auf der Rückseite des Hauses im Garten. Auf der Suche nach Fanny glitt ihr Blick über den Rasen, der voll war mit Kinderwagen, Spielzeug, halb fertigen Blumenkränzen und

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