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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Vorgehensweise, dass sich die schwedischen Ermittler von Säpo und Reichskrim in einem Amtshilfegesuch an die deutsche Polizei wenden würden. Andererseits dauerten solche internationalen Absprachen erfahrungsgemäß recht lange und es war schließlich erst wenige Stunden her, dass Zeuners Wagen aufgetaucht war. Deshalb war es wahrscheinlicher, dass es sich um eine halb offizielle Aktion handelte. Wenn irgendjemand bei den Behörden ähnliche Schlüsse gezogen hatte wie sie, konnten mittlerweile auch LKA, BKA oder BND an dem Fall dran sein. Und schließlich gab es noch eine dritte Möglichkeit und die war weitaus unangenehmer als die ersten beiden: Der Unbekannte, der da durch Zeuners Wohnung schlich, war kein Repräsentant einer staatlichen Institution, sondern hatte einen ganz anderen Auftrag. War es womöglich Zeuner selbst? Konnte er auch ohne seinen Wagen aus Schweden zurückgekehrt sein? Ganz ohne Frage. Natürlich. Die Schritte kamen näher. Durch die Lamellen der Schranktür erkannte sie schemenhaft eine Gestalt. Direkt vor dem Schrank blieb sie stehen. Aber konnte der Eindringling ahnen, dass noch jemand in der Wohnung ... ? Sie hörte ein vertrautes Klacken. Eine automatische Waffe, die entsichert wurde. Plötzlich fiel es ihr siedend heiß ein: Sie hatte ihre Handtasche auf dem Küchentisch stehen lassen.
    9
    Zeuner kam es vor, als würde er jetzt schon seit Stunden durch das Waldgebiet irren. Vielleicht stimmte das auch. Seit er die Schüsse abgefeuert hatte, war die Sonne von der Kante der Baumkronen bis in den Zenit gestiegen. Der Wald schien größer zu sein, als es vom Parkplatz aus gewirkt hatte. Größer und viel dichter. Zeuner war längst außer Atem, seine Lungen brannten, seine Beine waren durch die Hosen hindurch von wilden Brombeerranken zerkratzt, sein Nacken und seine Arme von Mücken zerstochen und seine linke Schulter fühlte sich geschwollen und taub an, seit er auf einem moosbewachsenen Felsen ausgerutscht war und sich beim Fallen unglücklich abgestützt hatte. Er verfluchte sich und sein überstürztes Handeln zum wiederholten Male, auch wenn das natürlich überhaupt nichts an der Situation änderte. Er hatte den Todesengel verloren.
    Er war sich so sicher gewesen, vielleicht zu sicher. Das Blinken des Peilsenders hatte ihn tief hinein in das Naherholungsgebiet am Stockholmer Stadtrand geführt. Dort hatte es gestoppt und als sich auch nach längerer Zeit nichts mehr auf dem Display gerührt hatte, war er davon überzeugt gewesen, dass der Rächer an seinem Ziel angelangt war. Hier, in diesem Wald, sollte Helena sterben und er, Zeuner, würde es verhindern müssen. Er war aus seinem Mercedes ausgestiegen und hatte mithilfe seines Senders das Wohnmobil, dem er einmal durch ganz Schweden gefolgt war, aufgespürt. Es hatte am Ende eines Forstwegs unter hohen Fichten geparkt. Mit seinem Feldstecher hatte Zeuner von einer Anhöhe aus freie Sicht auf den Mann und seine Vorbereitungen gehabt und beobachten können, wie er angespitzte Holzpflöcke, Seile und eine Axt in einem Rucksack verstaut hatte. Zeuner hatte nur ahnen können, auf welche grauenhafte Art und Weise Helena zu Tode gefoltert werden sollte. Er hatte gewusst, dass er für den Moment, in dem sich der Kerl zu Fuß aufmachen würde, eine günstigere Ausgangsposition für die Verfolgung brauchen würde, deshalb hatte er sich näher herangeschlichen und dabei war es passiert: Ein Ast war gebrochen und der Mann hatte sich umgedreht und ihn bemerkt. Zeuners panischer Blick musste ihn auf der Stelle verraten haben. Mit drei langen Sätzen war der Rächer im Unterholz verschwunden. Zeuner hatte seine Beretta hochgerissen und drei Schüsse abgegeben, aber auch wenn er Blutspuren an Sträuchern und Ästen gefunden hatte, war er sich bis jetzt nicht sicher, ob er einen Wirkungstreffer erzielt hatte. Wie tollpatschig, wie unprofessionell die Aktion gewesen war! Sein ehemaliger Ausbilder Genosse Major Letschow würde sich im Grabe umdrehen. Dennoch war es gerade die Erinnerung an seine mehr als vierzig Jahre zurückliegende Ausbildung zu einem Elitesoldaten, die die Hoffnung nährte, den Todesengel zu finden, bevor er Helena fand. Er zog Kreise im Wald, die enger wurden. Eine spiralförmige Treibjagd. Entweder würde er Glück haben oder der Rächer war ihm längst entwischt. Mehrmals traf er auf den Wegen Jogger und Spaziergänger. Schließlich fand er auf einer Lichtung, auf der hohes Gras und junge Birken standen, weitere Blutspuren. Es

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