Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)
65, wohnhaft in Göteborg, unterhielt einen linken Internetblog, der auf Spanisch geschrieben wurde und sich schwerpunktmäßig mit Chile und Bolivien beschäftigte.
Jenny Purtsi, 48, wohnhaft in Lessebo, war die Schwägerin des Lokalpolitikers der Schwedendemokraten , Kennet Öhman, dessen Stand Dahlin umgeworfen hatte, und der einen Hundebiss und eine blutige Nase davongetragen hatte.
Letzteres war interessant, das hatte Delgado schon beim ersten Lesen gedacht, als er den stadtbekannten Populisten Öhman ganz oben in der Facebook-Freundesliste von Jenny Purtsi gefunden hatte. Er markierte die Information ebenfalls rot und setzte zwei Ausrufezeichen daneben. Schließlich nahm er sich den Ordner »Lehrtätigkeit« vor. Dort gab es nur zwei Einträge.
Henrik van Seelen, 33, wohnhaft in Värnamo, war Lehrer für Mathematik und Physik an derselben Schule, an der Dahlin bis 1999 tätig gewesen war. Allerdings war van Seelen erst seit sieben Jahren im Kollegium.
Magnus Hasselgreen, 16, wohnhaft in Växjö, ging auf die Schule, in der Dahlin seit Monaten als Vertretung arbeitete.
Das war insofern bemerkenswert, als dass bei der Befragung in Humlehöjden niemand Janus Dahlin gekannt haben wollte. Einschließlich Hasselgreen. Delgado erinnerte sich vage an einen schmächtigen Jungen in einem Ninjakostüm. Nun gut, an einer großen Schule musste vielleicht nicht jeder Schüler jeden Aushilfslehrer mit Namen oder vom Sehen kennen. Aber andererseits ... Delgado klickte noch einmal auf das Profil von Hasselgreen. Der Teenager war einer von denen, die auf Delgados Freundschaftsanfrage nicht reagiert hatten. Aber das Profilfoto war für jeden freigegeben. Ein blasser Junge in einem schwarzen Ledermantel. Delgado griff zum Telefon und wählte die Nummer der Schule. Ein Sekretär leitete ihn an den Direktor weiter, der seit Nyströms Besuch am Vortag über die Ermittlung informiert war. Es dauerte keine Minute, dann konnte er Delgados Frage beantworten. Dahlin war seit dem Winter Geschichtslehrer von Magnus Hasselgreen.
10
Peter Quist und Mona Wedén bildeten gemeinsam nicht nur zwei Drittel des Vorstands des Vereins für Historisches Bogenschießen Växjö e. V. , sondern waren auch privat und beruflich miteinander liiert. Quist war Inhaber und Wedén Geschäftsführerin des privaten Altenpflegedienstes Veteranen . Es war noch keine vier Monate her, dass Anette Hultin und Göran Lindholm während der Ermittlungen zu einem anderen Fall in demselben repräsentativen Empfangsbüro gesessen und zu der eindrucksvollen, blütenförmigen Riesenlampe aus Glas und Silber aufgeschaut hatten, die über dem Schreibtisch von Mona Wedén hing. Dieses Mal bemühte sich Hultin, die protzige Lampe zu ignorieren und sich ganz auf das Paar zu konzentrieren, das gegenüber von ihr Platz genommen hatte. Aus dem Burgfräulein und dem römischen Imperator von gestern waren heute ganz normale Geschäftsleute geworden; er trug einen modern geschnittenen Anzug und elegante braune Wildlederschuhe, sie einen knielangen Rock und eine Bluse. Ihre Perlenohrstecker waren in Glanz und Größe genau auf ihre Halskette abgestimmt.
»Wir stehen noch immer unter Schock«, sagte Quist.
»Absolut«, fügte Wedén an. »Wir sind vollkommen außer uns. Oder können wir uns beruhigen? Wisst ihr etwa schon, wer der Mörder ist?«
»Wir sammeln Spuren. Gehen Hinweisen nach«, antwortete Hultin, nestelte den Ausdruck des Zeitungsartikels aus ihrer Handtasche und legte ihn vor sich auf den Schreibtisch.
»Was soll das?«, fragte Quist.
»Was ist das?«, fragte Wedén.
»Das Treffen der historischen Bogenschützen im letzten Herbst«, sagte Hultin.
» Bauer klagt Vereinsführung an «, las Lindholm.
» Pfeile töten Kuh «, zitierte Hultin.
Quist und Wedén warfen sich einen Blick zu.
Dann sagte Quist: »Aber das sind doch alte Kamellen ...«
Wedén fügte an: »Das hat doch nichts mit diesem Mord ...«
Wieder sahen sie sich an, diesmal länger. Dann seufzte Quist und Wedén verzog ihren sorgfältig geschminkten Mund.
»Also, wir wissen von nichts«, versuchte es Quist.
»Ich erinnere mich an gar nichts«, flötete Wedén, drückte ihr Kreuz durch, schob ihre umfangreiche Brust nach vorn und feuerte mehrere Augenaufschläge in Richtung Lindholm.
Jetzt war es Hultin, die seufzte. Sie wandte sich zu Lindholm.
»Sollen wir auf dem Revier weitermachen?«
»Blaulichtfahrt«, bekräftigte er.
»Hast du die Nummer dieses Journalisten?«
»Ja, die habe ich
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