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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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das klare Signal zu senden, dass sie die Lage unter Kontrolle hatte. Nur, hatte sie das wirklich?
    Sie fuhr die Landstraße 30 in südliche Richtung. Kurz nach der Ausfahrt zum Flughafen hatte sie eine plötzliche Eingebung. Eigentlich war es eher ein emotionaler Impuls. Sie bog trotz des Zeitdrucks in das Wohngebiet von Öjaby ab. Sie wusste nicht, ob sie ihren ehemaligen Chef Gunnar Berg zu Hause antreffen würde – seit seinem schweren Unfall im Frühjahr, der ihn in den Vorruhestand gezwungen und sie selbst auf die Chefposition befördert hatte, reihten sich seine gesundheitlichen Rehabilitationsmaßnahmen aneinander – trotzdem versuchte sie es und hatte Glück. Gunnar Berg und seine Frau Ruth saßen unter einem geblümten Sonnenschirm im Garten und frühstückten. Beide freuten sich offensichtlich über den unangekündigten Besuch und Nyströms Befürchtung zu stören, verschwand schnell. Die Bergs waren überaus herzlich. Man plauderte, Ruth versorgte sie mit einer Tasse Tee und frischem Orangensaft, dann zog sie sich unter Vorwänden ins Haus zurück; sie spürte, dass Nyström mit ihrem Mann etwas Dienstliches besprechen wollte – auch wenn Gunnar gar nicht mehr im Dienst war.
    »Gut siehst du aus!«, sagte Nyström.
    Es war Wochen her, dass sie Berg das letzte Mal gesehen hatte, und in der Tat erinnerte nur noch wenig an den blassen grauen Mann im Rollstuhl, den sie und Anders Anfang Mai in einem Reha-Zentrum für Nierenkranke in Göteborg besucht hatten. Berg lächelte.
    »Man tut, was man kann. Wenn es gut läuft, stehe ich diesen Sommer schon wieder auf dem Golfplatz. Ich habe schließlich ein Handicap zu verteidigen!«
    Nyström lachte. Bergs mangelndes Golftalent war legendär. Trotzdem hatte man ihn vor kurzer Zeit zum Präsidenten des Golfclubs gewählt, eine Verneigung vor seinem Lebenswerk als moralische Institution Växjös und beliebtem Chef der Kriminalpolizei. Berg war ein Mann, der große Fußstapfen hinterlassen hatte, in vielerlei Hinsicht.
    Sie sah den Gehstock, der an seinem Gartenstuhl lehnte. Er bemerkte ihren Blick.
    »Ganz wie früher wird’s wohl nie wieder werden.« Er hob die Schultern. »Aber sei’s drum, ich bin dreiundsechzig, da hat wohl jeder seine Gebrechen. Alles in allem habe ich eine Menge Glück gehabt. Und schau dich hier um, das reinste Paradies!«
    Er schmunzelte. Es war dieses wissende, selbstironische Lächeln, aus dem Nyström nie wirklich schlau geworden war. War Berg hier in seiner Gartenidylle glücklich? Oder vermisste er die Arbeit bereits? Vielleicht wusste er es selbst nicht genau.
    Auf dem Gartentisch lagen zwischen Tassen und Gläsern drei verschiedene Tageszeitungen. Er wusste also über die Eckpunkte der Todesfälle Bescheid. Natürlich.
    »Erzähl mir davon«, sagte er und ließ die Rückenlehne seines Comfortgartenstuhls nach hinten gleiten.
    Und sie erzählte.
    Berg war ein guter Zuhörer. Er unterbrach sie kaum, hakte nur dort nach, wo er etwas ausführlicher wissen wollte oder nicht genau verstand. Zum Schluss stellte er einige Fragen. Dann sagte er lange nichts. Schließlich stellte er die Rückenlehne wieder gerade und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft. Er sah Nyström an.
    »So etwas wie diesen Mörder gab es hier wohl noch nicht, Ingrid. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass du weißt, dass er Fehler macht. Er hat schon längst welche begangen, auch wenn ihr sie jetzt noch nicht sehen könnt. Sie machen Fehler, Ingrid, sie machen alle Fehler. Findet die Fehler! Und falls er wirklich noch ein drittes Mal zuschlagen sollte, wird er weitere Fehler machen. Sie werden sich häufen, zu einem ganzen Fehlerberg und wenn es so weit ist, dann wirst du da sein und ihn dir schnappen. Geh nicht jeden Weg selbst. Dreh nicht jeden Stein allein um. Dafür hast du deine Leute. Du musst das Spielfeld als Ganzes im Auge haben. Die Partie lange offen halten. Es ist nie gut, nur in eine Richtung zu marschieren. Spar dir deine Kräfte. Du selbst musst nur einen einzigen Zug machen, und zwar den entscheidenden. Achte darauf, Edman auf Abstand zu halten und Stockholm ebenso. Das sind Politiker, keine Polizisten.«
    »Ja«, sagte Nyström. »Ja, ich weiß.«
    Berg lächelte schief.
    »Natürlich weißt du.«
    »Danke.«
    »Und noch was, Ingrid. Diese Stina Forss mag ja eine fähige Ermittlerin sein, aber sie ist dir schon einmal auf der Nase herumgetanzt. Ich kann dir nur raten, tu dir selbst einen Gefallen und halte sie an einer kurzen

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