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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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spitzen Bemerkungen zu kommentieren. Im weitesten Sinne ging es wohl darum, die Personendaten aus den Umfeldern von Dahlin und Andersson miteinander abzugleichen, zu sieben und zu filtern. Delgado und die Jönköpinger führten Fachgespräche, benutzten Ausdrücke wie Despotiv, Matrix und Rasterfahndung .
    »Rasterfahndung«, dozierte Delgado. »Rechtlich bis heute umstritten, jedoch höchst effektiv. Von den Amis nach dem 11. September perfektioniert, aber ursprünglich in Deutschland erfunden, im Kampf gegen die RAF.«
    »Die Royal Air Force?«, fragte Lindholm verwundert.
    Die drei Männer lachten.
    »Die Rote Armee Fraktion, du Witzbold«, sagte Delgado. »Eine linksextremistische Terrorgruppe. Noch nie von Andreas Bader und Ulrike Meinhof gehört? Es gab doch kürzlich diesen Kinofilm.«
    »Habe ich nicht gesehen«, sagte Lindholm kleinlaut.
    Die Männer grinsten noch immer.
    Lindholm verkniff sich daraufhin weitere Nachfragen und stellte seine Ohren so gut es ging auf Durchzug. Er war froh, als er gegen ein Uhr Mittagspause machen konnte. Wegen der immer noch defekten Klimaanlage machte er einen Bogen um die Präsidiumskantine, außerdem wollte er nicht Gefahr laufen, mit den drei Computernerds und selbst ernannten Experten in Ermittlungsgeschichte zu Mittag essen zu müssen – der Nachmittag mit dem Trio würde noch lang genug werden. Eigentlich war Delgado ein sehr umgänglicher Kollege, aber in der Gegenwart dieser IT-Hirnis aus Jönköping war er im Laufe des Vormittags zu einem echten Idioten mutiert. Noch immer angefressen marschierte Lindholm hinüber zur Stadtbibliothek, die nur wenige Hundert Meter vom Präsidium entfernt lag. Die Cafeteria dort war für ihr preiswertes Lunchbüfett bekannt und wurde mittags von vielen städtischen Angestellten frequentiert. Er entschied sich für einen großen Salat und fand einen Platz am Fenster mit Aussicht auf die Västra Esplanaden. Unter den Bäumen fuhren drei hübsche Mädchen auf Fahrrädern vorbei, ihre hellen Kleider flatterten verheißungsvoll im warmen Wind. Kurz dachte er an das bevorstehende Mittsommerwochenende. Eigentlich hatte er geplant, mit seiner Clique auf einem Campingplatz direkt am Meer in Halmstad zu feiern. Ein überaus guter Plan, vor allem, weil auch Sonja zugesagt hatte. Sonja, mit ihren tollen karelischen Augen. Sonja, mit dem guten Musikgeschmack. Sonja, die sich letzten Monat von Frerk getrennt hatte. Sonne, Meer und jede Menge Alkohol, eine bessere Mischung konnte man sich gar nicht vorstellen, um einander bei Fachgesprächen über die Songs von Arcade Fire oder Vampire Weekend näherzukommen. Außerdem wollte er ihr den selbst gezeichneten Entwurf für eine Tätowierung zeigen, einen Seelöwen, den er sich auf die Wade stechen lassen würde, sobald er das Geld dafür zusammenhatte. Doch so wie die Dinge im Moment standen, war das Wochenende in Halmstad in akuter Gefahr. Die Ermittlung, in der sie steckten, nahm kein Ende und es war nicht einmal ausgeschlossen, dass es noch weitere Tote geben könnte. Schwer vorstellbar, dass er am Wochenende wirklich frei haben würde. Es sei denn, dachte er, der Fall ist bis dahin gelöst. Er kaute seinen Salat. Dann hatte er eine Idee.
    Die Bibliotheksangestellte zeigte ihm die Abteilung mit den Büchern zum Thema Religion. Nachdem er sich ein wenig orientiert hatte, fand er bald ein Nachschlagewerk über frühchristliche Märtyrer. Zuerst suchte er nach dem heiligen Sebastian. Er fand mehrere Abbildungen von Ölgemälden, die meisten aus der Renaissance. Allen Kunstwerken war gemein, dass sie Sebastian aufrecht stehend, an Bäume oder Säulen gefesselt zeigten. Immer war sein nackter oder nur notdürftig von einem Lendenschurz bedeckter Körper von Pfeilen durchbohrt. Sein Gesichtsausdruck spiegelte entrücktes Leid.
    Marter.
    Lindholm erkannte Janus Dahlin wieder. Das, was in seinem Gesicht gestanden hatte. Das, was ihm angetan worden war.
    Lindholm las:
    Sankt Sebastian ist ein bekannter Heiliger, der Schutzpatron der Sterbenden, Gärtner, Bürstenbinder, Eisenhändler, Soldaten, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer. Der Steinmetze, Leichenträger und Brunnen. Beschützer gegen die Pest und Seuchen. Sankt Sebastian war nach dem Zeugnis des heiligen Ambrosius Mailänder, ist aber möglicherweise in Narbonne geboren. Seine Überreste liegen in der Kirche S. Sebastiano fuori le Mura in Rom, in der Via Appia, begraben. Er war zur Zeit von Papst Gaius Hauptmann der

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