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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Ellipse mit beschichteter Oberfläche, ein Designstück von Bruno Mathsson. Forss wusste, was solch ein Tisch kostete. Und auch die italienischen Stühle, auf denen sie saßen, weiße Kunststoffschalen mit farbigen Rückenlehnen. Überhaupt waren Flur und Küche, wahrscheinlich das ganze Häuschen mit Geld und Geschmack eingerichtet: dänische Filzkugelteppiche und exzentrisch geformte Garderobenhaken, französisches Kochgeschirr in markantem Orange, als Küchenlampe die berühmte Artischocke von Poul Hennigsen. Wenn das Feriendomizil der Familie schon derart exklusiv eingerichtet war, wie mochte dann erst der Hauptwohnsitz in der Stadt aussehen?
    Nyström begann behutsam zu sprechen.
    »Wir sind einen weiten Weg hierhergekommen. Von Växjö bis nach Norsjö, mehr als tausend Kilometer. Wir haben das gemacht, weil wir einen Verdacht hatten. Und dieser Verdacht scheint sich bestätigt zu haben. Das, was man deiner Frederika angetan hat, ist wahrscheinlich keine Einzeltat, kein einzelnes Verbrechen.«
    Hakelius sah sie an.
    »Was bedeutet das?«, fragte er.
    »Nun, wie die Dinge stehen, müssen wir im Moment davon ausgehen, dass wir es mit einer Serie von Morden zu tun haben. Drei Morden um genau zu sein. Drei Morden und einem Täter.«
    »Ein Serienmörder?«
    »Ja. Danach sieht es vorläufig aus. Es begann vor fünf Tagen in Växjö. Ein Mann wurde getötet, Janus Dahlin, ein Lehrer. Er wurde mit Pfeilen erschossen und gefoltert. Alles an der Tat erinnert an die Legende eines frühchristlichen Märtyrers, die des heiligen Sebastian. Vielleicht hast du davon in den Nachrichten gehört?«
    »Nein, wir bekommen hier draußen kaum etwas mit. Wir verzichten in den Ferien bewusst auf Medien und ...«
    Seine Stimme erstarb. Seine starken Finger massierten das Glas.
    »Dann gab es ein zweites Opfer, Olof Andersson, ein Landbriefträger. Er wurde in Lessebo getötet, einem Städtchen nicht weit von Växjö entfernt. Auch hier ein äußerst brutales Vorgehen. Und wieder der Verweis auf einen Märtyrer, dieses Mal der heilige Adrian.«
    »Und was hat Frederika damit zu tun?«
    Das Glas quietschte. Das weiche Gesicht von Hakelius bekam Kanten, Ecken, Risse. Der Schmerz schnitzte sie hinein. Und auch in seine Stimme:
    »Warum hängt sie aufgerissen, entzweigerissen in den Bäumen? Wie ein Kadaver oder ein totes Sück Vieh? Was hat sie mit euren Lehrern und Landbriefträgern gemein? Ich kenne diese Männer nicht. Frederika kennt diese Männer nicht.«
    Das Glas in seiner Faust zerbarst. Wasser lief über den Tisch, Blut über Hakelius Hand. Raipanen reichte ihm ein Trockentuch von der Spüle.
    »Sie kannten einander«, sagte Forss schließlich. »Janus Dahlin und Frederika. Sie hatten ein Verhältnis, vor vielen Jahren. Es gibt einen Film auf Dahlins Laptop, der sie zeigt. In einer intimen Situation.«
    »Frederika?«
    »Ja. Es ist Jahre her. Deine Frau ist sehr jung auf diesen Aufnahmen. Sie hatte damals dunkles Haar.«
    Sie reichte ihm ihr Handy. Ein Screenshot aus dem Video, das Delgado ihr vor einer halben Stunde geschickt hatte. Keins mit Po und Busen. Nur ein Gesicht.
    »Ja, das ist Frederika. Wie jung sie damals war. Solange ich sie kenne, hatte sie kein dunkles Haar. Frederika ist blond, naturblond.«
    »Wann habt ihr euch denn kennengelernt?«, fragte Nyström.
    »’94 muss das gewesen sein. Im Herbst ’94. Drei Jahre später haben wir geheiratet.«
    Forss blätterte in ihren Notizen.
    »Der Film ist datiert. 1991. Ein Videoband, das später digitalisiert worden ist.«
    »Warum macht er das, dieser Dahlin? Warum bewahrt er Frederika auf seinem Laptop auf? Nach so langer Zeit? Selbst wenn sie irgendwann einmal ein Paar gewesen sein sollten? Das ist doch krank.«
    Er presste die bandagierte Hand an seine Schläfe.
    »Sie hat ihn nie erwähnt?«
    »Nein. Nie. Wir haben nicht viel über unsere vorherigen Beziehungen gesprochen. Das wollte sie nicht. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, sie habe schlechte Erfahrungen gemacht. Da wollte ich dann nicht weiter nachbohren. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke: Ja, ich habe sie einmal mit dunklem Haar gesehen, allerdings nur auf einem Foto, das von vor unserer Zeit stammt. Ich habe damals sogar einen Spruch gemacht, Black Beauty, habe ich sie genannt, um sie ein bisschen aufzuziehen, aber das wollte sie gar nicht hören. Es war eine von diesen Mauern, gegen die ich gestoßen bin.«
    Durch das Tuch, das um seine verletzte Hand gewickelt war, drang Blut.
    »Mauern?«, fragte

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