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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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abwechselnd mit ihren großen Nasen an, sobald er auch nur ein bisschen nachließ mit seinem Knurren.
    „Und Larry kann sich auch nicht erinnern“, meinte Ata gedehnt, „dass wir dir eine von den Karten verkauft hätten.“
    „Jetzt mal unter uns, Ata, aber Larry hat seinen letzten klaren Gedanken gehabt, als bei Ford noch der Capri vom Band lief.“
    Ein Knall schreckte die Hunde auf. Larry war damit beschäftigt, Sprühdosen zu recyclen. Das Verfahren bestand darin, sie kartonweise in eine brennende Öltonne zu werfen und ein paar Schritte zur Seite zu gehen, bis die Detonationen nachließen. „Trotzdem“, meinte Ata bockig.
    Er hatte die Schilder fertig, ich sah es ihm an, ich wusste es, aber er war noch nicht willens, sie rauszurücken. Damit hatte ich gerechnet. „Und was ist das hier?“ Flott zog ich die titanfarbene American-Express-Karte aus der Arschtasche meiner Jeans und hielt sie ihm unter die Nase.
    Er nahm sie, drehte sie in seinen altölgeschwärzten Fingern, strich sich nachdenklich durch den Bart. „Das heißt noch gar nix.“
    Wenn du sie nicht überzeugen kannst, sag ich immer, verwirr sie. „Also gut, dann machen wir es so: Du behältst die AmEx, gibst mir dafür das Geld zurück, und dann zahle ich dir entweder, was die Schilder kosten, oder wir blasen den ganzen Deal ab, ich besorg sie mir woanders, und du schuldest mir die Fünfhundert weiterhin.“
    Kleine Rädchen ratterten, eine Waagschale wankte, Zahlen blinkten hinter Atas mürrisch dreinblickenden Augen. Dreihundert, mit Stempeln, konnte er für ein Paar Nummernschilder verlangen, dreihundertfünfzig in eiligen Fällen wie meinem. Maximum. Und er hatte sie schon fertig, Zeit und Arbeit investiert. „Hm. Na gut. Ich geb dir die Schilder. Aber komm mir nicht noch mal mit so einer Geschichte an.“
    „Versprochen, Ata.“
    Er griff in sein Genick, zog die beiden Nummernschilder aus dem Rückenteil seines Overalls und reichte sie mir rüber.
    Ich sah sie mir an, stutzte. „Sag mal, Ata, hat Larry die Stempel da draufgeklebt?“
    „Wieso?“
    „Ich hab plötzlich zweieinhalb Jahre TÜV.“
    „Freu dich doch.“
    Nummernschilder dran, Schlüssel rum, los. Frau Wittig hatte sich nicht wirklich geweigert, aber hartnäckig herumlaviert um die Frage, in welches Heim Yves und Sean gebracht worden waren. Eh schon ein wenig angefressen von ihrer Haltung, war ich laut geworden, und Frau Wittig hatte das Gespräch für beendet erklärt.
    Also war ich auf dem Weg nach draußen kurz beim für den Buchstaben K zuständigen Sachbearbeiter eingekehrt und hatte mich als Anwalt der Familie Kerner vorgestellt.
    Nur nutzen sollte es mir nichts.
    Yves und Sean waren schon wieder abgereist, als ich an der Pforte des St. Anna-Kinderheims in Gelsenkirchen-Buer klingelte. Durch einen seltenen, großen Glücksfall hatte man sie, wie es hieß, ohne Umschweife in eine Pflegefamilie weitervermitteln können. Deren Name oder Adresse erfuhr ich nicht.
    Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich noch mal als Anwalt auszugeben, doch irgendetwas Abwartendes in den Augen der Heimleiterin sagte mir, dass sie inzwischen von irgendwoher über meinen kleinen Kniff informiert worden war. Der mir dann im Endeffekt nicht mehr eingebracht hatte als ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho.
    Metins Worte holten mich ein, als ich, zurück in Mülheim, in den Wohnpark Nord einbog. Wo muss einer wohnen ...?
    Sowohl die Fensterreihen von Haus Nr. 1 wie die von Haus Nr. 12 sahen mir entgegen. Und hatten mir hinterhergeblickt, als ich davongefahren war. So wie jedem anderen auch, der den Wohnpark verließ. Und damit seine Wohnung. Und Familie Kerner wohnte in Haus Nr. 12. Die Zwillinge hätten somit ...
    Theoretisch, ja. Praktisch - nein. Ausgeschlossen. Ich stoppte und suchte mit fliegenden Fingern meinen Stapel von Listen durch. Bargeld, ging mir durch den Kopf. Tatta. Da war sie, die Auflistung der Opfer, und daran angeheftet auch die der entwendeten Wertsachen. Insgesamt sieben Parteien hatten den Verlust von Barem zu beklagen.
    Ich stieg aus und klingelte bei der nächstliegenden Adresse.
    Zwanzig Minuten später hatte ich Gewissheit. Die Zwillinge waren unschuldig. Zumindest an den Einbrüchen. Gleich drei der Bestohlenen hatten ihr Erspartes vergeblich im Geschirrschrank versteckt gehabt. Zwischen den Tellern.
    Und genau dieses Versteck war Yves und Sean unbekannt gewesen, oder sie hätten da beim Durchwühlen der Hausmeisterwohnung als Allererstes

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