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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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sie von Ata als Bonus für andere Käufe geschenkt. „Hätte mich beinahe in den Knast gebracht, das Ding.“ Meine war Dreingabe für vier Weber-Vergaser und einen Fächerkrümmer gewesen, die seither den Gasaustausch meines Toyota-Motors beflügelten. „Hm. Und warum kommste erst jetzt damit an?“
    „Weil ich die Schilder brauche, Ata. Heute noch.“
    „Hm. Sach ma' die Nummer.“
    Eigentlich war ich hier fertig. Bericht getippt, Rechnungssumme addiert, und es gab nichts, aber nun wirklich nichts, das mich noch im Wohnpark Nord hielt. Und doch. Etwas rieb mich auf, innerlich, und ließ keine Feierabendstimmung aufkommen. Da war eine Entgeisterung in den Augen der Jungs gewesen, als der Bulle sie mit den ganzen Beutestücken konfrontierte, die hatte echt gewirkt, absolut authentisch. Zumindest auf mich, einen Experten mit nur allzu ähnlichem Background wie die Zwillinge. Genau wie die Tränen, diese Tränen der Wut, als ihnen niemand ihre Unschuldsbeteuerungen glauben wollte. Gefolgt von Fassungslosigkeit, als Frau Wittig ihnen sagte, sie sollten ihre Sachen packen. Und dann hatten sie mich angeblickt. Hilfesuchend. Nicht ihren Stief, nicht ihre Mutter, sondern mich. Und alle meine Versuche der Moderation, alle meine Bemühungen um einen Aufschub waren an den Behördenmenschen abgeprallt. Für die war alles klar gewesen.
    Was, wenn die WODEGA tatsächlich jemanden bezahlt hatte, Roland Siebling samt Familie irgendwas unterzuschieben?
    Allerdings wirkte es abwegig, dass die Immobiliengesellschaft gleich zwei Leute ohne deren Wissen mit derselben Zielsetzung beauftragte. Allein schon aus Kostengründen.
    Blieb die Möglichkeit, dass der tatsächliche Einbrecher den Zwillingen einen Haufen Krempel untergeschoben hatte, um mich von sich abzulenken. Die verkeilte Tür aufgehebelt, die Keile zurück an Ort und Stelle geklopft und durch eine der beiden anderen Türen wieder raus. Ein Klacks für jemanden mit entsprechender Erfahrung.
    Eigentlich war ich hier fertig. Und dann doch wieder nicht. Noch lange nicht, wie es aussah. Verdammt.
    Metin schob seine kleine Schwester an. Auf der frisch reparierten Schaukel.
    „Wie du siehst, geht es auch ohne dich, Hausmeister“, begrüßte er mich grimmig.
    „Das ist mir schon seit langem bewusst.“ Metins Schwester sah in ihrem weißen Daunenanzug aus wie ein kleines Michelin-Männchen mit schwarzen Zöpfen. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung, als ihr großer Bruder sie so richtig in Schwung brachte. „Was willst du, Hausmeister?“
    „Dich mal 'ne Sekunde allein sprechen.“ Er zögerte, ging dann aber ein paar Schritte mit. „Pass auf, Metin. Wenn du hinter den Einbrüchen steckst und den Zwillingen die Schuld daran an die Backe geklebt hast, dann sag es jetzt, und wir finden einen Weg, das in Ordnung zu bringen. Denn falls ich das erst mühsam rauskriegen muss - und rauskriegen werde ich es, verlass dich drauf -, dann hänge ich dir zusätzlich noch irgendeine Scheiße an, irgendein Delikt, so widerlich, dass selbst deine eigene Familie dich nur noch anspuckt. Und glaub nicht, ich wäre dazu nicht fähig.“
    „Hör zu, Hausmeister ...“
    „Ich bin kein Hausmeister.“
    „Ich weiß. Aber so heißt du jetzt nun mal. Also, Hausmeister, erstens: Ich bin gar nicht so kriminell, wie hier alle glauben. Und zweitens: Ich breche nicht in die Wohnungen von Leuten ein. Und von meinen Jungs macht das auch keiner.“
    „Aber irgendjemand bricht ein, und ich habe wachsende Zweifel, dass wirklich die beiden Rotznasen dahinterstecken.“
    „Ich werd dir jetzt mal was erzählen, Hausmeister. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Aber ich will dich loswerden, verstehst du? Du störst. Und ich habe nicht das Gefühl, dass du weggehst, wenn wir dich nerven. Oder schlagen. Ich denke, du gehörst zu der sturen Sorte, Hausmeister.“ Stur? Ich? Unsinn.
    „Deshalb hör gut zu, Hausmeister: Der Einbrecher wurde nie erwischt, noch nicht mal gesehen. Weil die Leute nie zu Hause sind, wenn er einsteigt. Und wie kann der das wissen, bei den vielen Wohnungen hier?“ Irgendein Angestellter, dachte ich, ein Dienstleister. Der Postzusteller vielleicht. Oder der Hausmeister, haha. „Metin! Metin, komm und schubs mich an!“, forderte die kleine Schwester mit piepsiger Stimme. Metin winkte ihr, bat sie um einen Moment Geduld, dann wandte er sich wieder an mich. „Denk mal drüber nach. Wo muss einer wohnen, um zu wissen, wer alles zu Hause ist und wer nicht?“ Damit machte er kehrt. Seine

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