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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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meine Leiche.“ Damit knallte sie uns die Tür vor der Nase zu.
    „Ich hab's ja gesagt“, meinte Reiff. „Ihre Privatsphäre ist meiner Mutter heilig.“
    „Wir suchen zwei Kinder“, fuhr ich ihn an, Auftraggeber hin oder her. „Da muss man auch schon mal der eigenen Mutter ein bisschen die Stirn bieten.“ Schweigend gingen wir zu meinem vorm Haus wartenden Wagen.
    „Wissen Sie schon, was Sie als Nächstes unternehmen werden?“, fragte Reiff schließlich. „Es gibt, grob vereinfacht, zwei Routen von hier ins Ruhrgebiet. Einmal über Landstraßen durch die Eifel Richtung Köln, oder über die Autobahn Richtung Liege und dann westwärts. Über die Autobahn ist es einfacher, vor allem nachts, und somit logischer. Also werde ich alle Parkplätze und Raststätten entlang dieser Route ansteuern und nach den Jungs fragen.“
    „Sehr gut. Wissen Sie“, seufzte er, „das ist eine gefährliche Welt da draußen für kleine Ausreißer.“ Ich ließ das unkommentiert.
    Ann-Kathrin kam noch aus der Küche geeilt und steckte mir ein in eine Papierserviette gewickeltes Sandwich zu, dann wünschten die Reiffs mir Glück und entließen mich auf meine Reise, zurück ins ferne Ruhrgebiet. Und lass dir viel Zeit, Kryszinski. Am Arsch.
    „Niemals. Nicht ohne ihre Kuscheltiere“, sagte ich zu Leyla. Den Toyota hatte ich wieder hinterm Gebäude außer Sicht geparkt. Und außer Sicht sollte er auch bleiben. Genau wie ich. „Sie waren das Einzige, das sie vermisst haben in ihrer neuen Umgebung, das Einzige, das sie nachgeschickt bekommen wollten. Ohne die mitzunehmen, wären Yves und Sean niemals getürmt. Und sowohl der Panda als auch der Dackel liegen nach wie vor unter ihren Kopfkissen.“
    Leyla blickte hinab zu Struppi, der mit Nasenstübern, suggestiven Blicken und heftigem Schwanzgewedel seiner Hoffnung auf ein Leckerchen Ausdruck verlieh. „Du meinst, irgendjemand hat ihre Flucht vorgetäuscht? Wozu?“ Sie war heute noch etwas zurückhaltender mit dem Kohlschwarz umgegangen, fast schon dezent. Nur ihre Frisur ragte nach wie vor so widerborstig stachelig in alle Richtungen, dass man bei einer Annäherung um sein Augenlicht fürchten musste. Nicht, dass ich in der rechten Stimmung für einen Versuch gewesen wäre. Dazu lag mir Dr. Niemann-Juras Diagnose noch zu sehr auf dem Magen. Ich hatte keine Idee, wie ich die Leyla am besten beibringen sollte, und schob es deshalb vor mir her.
    „Wozu? Um mich, Privatdetektiv Kryszinski, von Haus, Grundstück, Echternach wegzulotsen. Um mich auf eine Suche zu schicken, die niemals zu einem Ergebnis führen wird. Das ist der einzige Grund, der mir einfallen will.“
    Ein Trucker kam hereingeschlurft, fragte nach der Speisekarte, Leyla brachte sie ihm, und ich griff mir das Telefon.
    „Yep“, sagte Heckenpennes. „Wir haben das Foto mit den beiden nackten Jungs gefunden. Es ist tatsächlich datiert. Auf den vierzehnten zwölften.“ Also war es - ich warf einen Blick auf den Wandkalender hinter der Kasse - von Mittwoch. Ich zählte die Tage zurück.
    „Mittwoch waren die Jungs schon hier in Luxemburg“, sagte ich. „Kannst du mir sagen, wie das Foto auf Sieblings Rechner gelangt ist?“
    „Per Mail, allerdings auf Umwegen. Ich schick dir das Bild rüber. Gib mal 'ne Mailadresse.“
    Ich fragte Leyla nach ihrer und gab sie an Heckenpennes weiter.
    „Kommt sofort“, sagte er. „Und sobald du es hast, Kristof, kuck dir mal die Augen der Jungs an.“ Wir hängten ein.
    Der Trucker bekam ein Sandwich mit Pommes, half beidem mit Cola nach.
    Leyla gesellte sich wieder zu mir, und wir unterhielten uns halblaut.
    „Das Foto von den nackten Jungs wurde hier aufgenommen, in Luxemburg, und dann an Roland Siebling geschickt. Das heißt nichts anderes, als dass die sich kennen, dass die schon vorher Kontakt miteinander hatten. Und all das nährt meinen Verdacht, benutzt worden zu sein. Als unfreiwilliger Helfer in einem Scheiß-Komplott gegen die Zwillinge.“
    „Kristof?“ Leyla nahm meine Hand, brachte ihr Gesicht ganz nah an meins, sprach im Flüsterton. „Was hast du im Krankenhaus über Angelo herausgefunden?“ Das überrumpelte mich jetzt etwas. Ich wollte meine Hand zurückziehen, doch Leyla hielt sie fest. Nun denn. Manche Dinge kann man unmöglich schonend übermitteln. Ich holte tief Luft. „Angelo hatte zusätzlich zu seinen Sturzverletzungen zahlreiche punktuelle Verbrennungen und einen gerissenen Schließmuskel.“ Ihre Hand löste sich ganz langsam von meiner. Ich

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