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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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-, in anderen verliert sich jede Spur. Deshalb habe ich diesmal, so schnell es ging, Sie engagiert.“
    „Tja“, sagte ich und stellte mein Glas zurück auf die Theke. „Das Dachgeschoss habe ich noch nicht gesehen, richtig?“
    Wir nahmen den Aufzug in die zweite Etage und stiegen dann eine Wendeltreppe hoch, betraten einen enormen Trockenboden voll mit der Art von Krimskrams, der sich überall in wenig benutzten Räumen ansammelt. Direkt rechts neben der Treppe war eine Zimmertür. Ich drückte die Klinke. Abgeschlossen. „Warten Sie.“ Reiff trat vor, probierte zwei, drei Schlüssel an seinem Bund durch und sperrte dann auf. Wir betraten ein Kinderzimmer. „Das“, erklärte er, „war immer so eine Art Reservezimmer für uns, in Zeiten der Überbelegung. Nun wird es niemals wieder benutzt werden.“
    Ich sah ihn fragend an.
    „Für ein paar Wochen hat Angelo hier gewohnt. Sie wissen - der Junge im Rollstuhl.“ Er deutete auf das Fenster im Spitzgiebel. „Aus diesem Fenster dort ist er in die Tiefe gesprungen. Bis heute weiß niemand, warum.“ Nun. Gefoltert, vergewaltigt, zu Tode verängstigt - mir fielen ein paar gute Gründe ein. Sollte ich Reiff damit konfrontieren? Nicht jetzt, entschied ich. Ich wollte erst wissen, wo er mit mir hin wollte, in welche Richtung er glaubte, mich schicken zu können. „Noch am selben Tag haben wir die Tür verriegelt und niemanden mehr hier hoch gelassen. Wir wollen keine Nachahmer.“ Er schloss sorgfältig wieder ab. Bartschlüssel, registrierte ich, sah mich kurz und gründlich auf dem restlichen Speicher um. Keine frischen Spuren im Staub, alles seit Monaten unberührt. „Zurück zu Yves und Sean“, sagte ich. „Hat es Dispute mit den beiden gegeben? Etwa um Poster von Gangsta-Rappern und jugendlichen Sexsymbolen?“ Reiff lächelte und ließ mir den Vortritt, die Treppe hinab. Holztreppe mit knarzenden Stufen, prägte ich mir ein.
    „Nein, keine wirklichen Dispute. Wir haben gewisse Hausregeln und bestimmte Altersbeschränkungen, was Musik und Fernsehkonsum und, na ja, Zimmerdekorationen angeht. Da diese Regeln für alle gelten, zeigen die meisten ein Einsehen. Das Einzige, was Yves und Sean zu beklagen hatten, war die mangelnde Bewegungsfreiheit durch unsere Sicherheitsvorkehrungen.“ Hatte ich's doch geahnt.
    „Stimmt das, dass ihre Mutter sie selbst nachts noch herumlaufen ließ, wie sie wollten?“ Ich nickte.
    „Das legt irgendwie die Vermutung nahe, dass sie dorthin zurück sind, oder?“
    „Zu ihrer Mutter“, sagte ich trocken. Reiff blickte irritiert. „Ja, warum nicht?“
    „Yvonne Kerner liegt im Koma. Hat man Ihnen das nicht gesagt?“
    „Ah, stimmt ja“, meinte er, leicht verlegen. „Doch - ich muss Ihnen etwas gestehen: Ich hab noch nicht den rechten Mut aufgebracht, es Yves und Sean zu sagen. Das rächt sich jetzt natürlich. Vielleicht wären sie dann hier geblieben, anstatt ...“
    Er wirkte völlig zerknirscht und absolut überzeugend. Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich jemanden verdächtigt, der mir weniger Anlass dazu gegeben hätte.
    Ich sah mich noch mal um. Vom Keller bis zum Dach hatte ich jeden Raum gesehen.
    „Zeigen Sie mir noch die Stelle, an der die beiden über den Zaun sind?“
    Reiff zog sich seinen Fellmantel an und stapfte mir durch den Schnee voraus. Am Zaun selbst war weder davor noch dahinter irgendeine Spur der Zwillinge zu erkennen. Der ganze Schnee war zertrampelt. Erst vom Wachmann, dann von der Polizei und schließlich noch von einem Servicetechniker, der dabei war, den zerschmissenen Scheinwerfer wieder zu reparieren. Quasi nebenbei fiel mir auf, dass die Quadreifenspuren der Wachmänner einen Abstand von mehr als zwei Metern zum Zaun hielten. Das bedeutete, dass auf der Innenseite ein Zwei-Meter-Streifen unberührten Schnees das gesamte Grundstück umgab. Ich wühlte ein wenig mit dem Fuß herum und traf auf Sand. Schnee im Winter, geharkter Sand im Sommer. Alarmgesicherter Zaun das ganze Jahr. Hm.
    Reiff begleitete mich zum Auto, als ich es mir kurzerhand noch mal anders überlegte und einen Haken zum ehemaligen Kutscherhäuschen schlug. Jean-Luc riet dringend davon ab, ich klingelte trotzdem. Marie-Therese Reiff öffnete, hob ihren Kopf und bedachte mich durch ihre Halbgläser hindurch mit einem Blick, als ob ich mit offener Hose vor ihr stünde. Tapfer bat ich sie nichtsdestotrotz, ihr Haus nach den Zwillingen durchsuchen zu dürfen, in unterwürfigster Form assistiert von ihrem Sohn.
    „Nur über

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