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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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noch mal kurz an, die vier und ich. Der feiste Schütze, den das Bremsmanöver gegen den Fahrersitz geschleudert hatte, blickte wütend, der Patriarch indigniert, der Junge entgeistert, und der Fahrer starrte, als ob er es einfach nicht fassen könnte, dass er verloren hatte. Trotz unserer kreischenden Reifen und dem sich rasend nähernden Dröhnen der Lkw-Hupe lag eine seltsame Stille über der Szene, dann folgte ein knirschendes Krachen, und der Holzlaster wischte mir den BMW von der Schulter wie eine Fluse.
    Hufschmidt war mal wieder in einer seiner Stimmungen. „Du hast dich schon wieder als mich ausgegeben, Kryszinskü“, brüllte er mir ins Ohr, dass die Scheiben der Telefonzelle klirrten. „Ich hatte gestern ein äußerst unangenehmes Telefongespräch mit einem Professor Doktor aus Echternach, und die Beschreibung, die der mir von dem angeblichen Kommissar gegeben hat, passt auf dich wie Arsch auf Eimer!“
    Doch auch mir war etwas gereizt zumute. Sicher, ich hatte zwei gezielte Schüsse überlebt, doch mein Nervenkostüm zitterte noch mit meinen Fingern um die Wette.
    „Unsinn“, entgegnete ich barsch und bekam nur mit Mühe eine weitere Münze in den Schlitz gefädelt. „Ich hab deinen Namen nur als Referenz genannt. Der Arzt sollte sich an dich wenden, falls er mir nicht glaubt, dass ich in Mülheimer Polizeikreisen hoch angesehen bin.“
    Hufschmidt war so baff, dass ihn das Stammeln ankam. „Was? Du? Hoch angesehen? Hier? Und ich - ausgerechnet ich - soll das bestätigen?“
    „Sag mir lieber eins: Warst du das, der mir die kurdische Sippe auf den Hals gehetzt hat?“ Es knisterte in der Leitung, während Hufschmidt sich redlich bemühte, die nun dritte Richtungsänderung des Gesprächs in kürzester Zeit nachzuvollziehen. Liegen ihm nicht, so rasche Themenwechsel. „Was? Ich?“
    „Ja, die verdammten Kurden haben mir hier in Echternach aufgelauert und versucht, mich über den Haufen zu schießen. Irgendjemand in Mülheim muss denen einen Tipp gegeben haben. Und dazu muss der Jemand gewusst haben, dass ich mich in Echternach aufhalte. Und du weißt es spätestens seit gestern und Menden somit auch. Also, gib schon zu: Habt ihr Geld dafür genommen?“
    „Was?! Bist du irre geworden, Kryszinski?“
    „Okay. Dann beweise es mir und finde heraus, wer es dann gewesen ist!“
    Und zack, aufgehängt. Was könnte ich für ein Geld mit dem verdienen, denke ich oft, wenn Hufschmidt ein Rennpferd wäre. Er ist so leicht zu Höchstleistungen zu motivieren.
    Ich trat aus der Zelle, und ein weißer Ford Transit der Police Grand-Ducale kam direkt vor meinen Zehen zum Stehen. Die Beifahrertür schwang auf, und wer sprang heraus, in einer todschicken dunkelblauen Uniform, wenn nicht Commissaire Leblanc. „Sie habe ich gesucht“, sagte ich, und sei es nur, um ihn zu überraschen. Er würdigte mich keines Blickes, sondern nahm erst mal meinen Wagen von allen Seiten unter die Lupe, bevor er sich an mich wandte. „Kryszinski, Kryszinski. Seit Sie in Echternach aufgetaucht sind, türmt sich die Arbeit nur so auf meinem Schreibtisch. Momentan ermittle ich gegen Unbekannt in einem Fall von Amtsanmaßung und jetzt auch noch in einem von Fahrerflucht. Nach einem Unfall mit einem Toten und drei zum Teil schwer Verletzten, von dem ich gerade zurückkomme.“
    „Da ist es umso netter, dass Sie nebenher noch Zeit für mich aufbringen. Wer ist denn tot? Der Fahrer?“ Leblanc sah kurz hoch in den sich stetig verdüsternden Himmel und dann zu mir. „Nein, einer der Beifahrer. Wieso interessiert Sie das?“
    Seine Schulterklappen zeigten je einen Winkel und zwei Sternchen. Irgendwas daran sah unfertig aus, unvollständig. Als ob bewusst Platz gelassen worden wäre für mehr.
    „Aus schlichtem menschlichem Mitgefühl. Jung oder alt, der Verblichene?“
    „Weder noch. Irgendwo in der Mitte.“
    Gut. Ich atmete durch. Der Kerl hatte zwei Schüsse auf mich abgegeben. Dass er nun tot war, erfüllte mich mit einiger Befriedigung. Sicher, irgendjemand würde um ihn weinen, nur ich ganz bestimmt nicht.
    So ganz losreißen konnte sich Leblanc von meinem Auto noch nicht, er ging sogar kurz in die Knie für einen anderen Blickwinkel. „Der Lkw-Fahrer hat ausgesagt, sein Unfallgegner habe sich vor dem Zusammenprall ein Rennen mit einer roten japanischen Rostschüssel geliefert.“
    „Von automobilhistorischer Signifikanz hat er nichts erwähnt?“
    Leblanc richtete sich wieder auf. „Wovon?“
    „Nicht so wichtig. Und alte

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