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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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japanische Autos gibt's zuhauf.“
    „Was mich ein bisschen stutzig macht, ist, dass wir gleich zwei Schusswaffen in dem Autowrack gefunden haben.“
    „Und ich dachte immer, Luxemburg wäre so ein ruhiges Pflaster.“
    „Eine davon ist erst kürzlich abgefeuert worden. Sieben Schuss, wie es aussieht.“
    „ Sieben?“
    „Ja. Zumindest fehlen sieben Patronen im Magazin. Was erstaunt Sie daran?“
    „Eine Menge Blei“, sagte ich ausweichend. „Doch was ist mit Ihrem anderen spektakulären Fall, der Amtsanmaßung?“
    Bisschen dreist von mir, das anzusprechen, doch ich musste wissen, woran ich war. Der Transporter wartete mit laufendem Motor, und noch war nicht klar, ob nur auf den Commissaire.
    Leblancs Mund wurde schmal. „Sie dürfen mich ruhig für einen Kleinstadtbullen aus dem verschnarchten Luxemburg halten, Herr Kryszinski. Doch ich wäre vorsichtig damit, es so deutlich zu zeigen.“
    „Wenn Sie mich festnehmen wollten, säße ich schon längst in Ihrem Hundefänger. Das bedeutet, Sie wollen reden. Also.“
    Einen Moment lang furchte ihm eine Falte die Stirn. „Jemand, der Beschreibung nach ein Deutscher, der Ihnen erstaunlich ähnlich sehen muss, hat sich als deutscher Kriminalbeamter ausgegeben und so versucht, Einblick in eine Krankenakte zu nehmen.“
    „Versucht heißt, es ist ihm nicht gelungen. Doch ich gehe mal davon aus, dass Sie das inzwischen nachgeholt haben.“
    Der Fahrer des Polizeitransporters stellte den Motor ab, und Leblanc schlenderte ein paar Schritte, wie um sich die Füße zu vertreten. Ich ging mit. „In dem speziellen Fall hat es mehrere Gutachten gegeben“, sagte er.
    „Doch nur eines davon hat Untersuchungsrichter Peelaert überzeugt.“
    „Eben dieses Gutachten konstatiert, dass bestimmte Verletzungen Angelo Mullers wie auch der Suizidversuch höchstwahrscheinlich auf autoaggressives Verhalten zurückzuführen sind.“
    „Was? Er soll sich selbst mit Zigaretten verbrannt und dann auch noch selber vergewaltigt haben? Was für ein Interesse hat Peelaert daran, solch einen Scheiß zu verbreiten?“
    „Das müssten Sie ihn schon selber fragen.“ Leblanc machte kehrt. Er hatte mich mit Informationen gefüttert, doch seinem Vorgesetzten an den Karren fahren sollte ich. Hielt sich schön aus der Schusslinie, der geleckte Hund.
    „Haben Sie eigentlich mittlerweile irgendeine Spur der beiden Ausreißer Yves und Sean Kerner?“, rief ich ihm hinterher. „Leider nein.“
    „Soll ich Ihnen sagen, warum? Sie befinden sich noch im Haus der Reiffs.“
    Leblanc stoppte noch mal, die Hand schon am Türgriff des Transporters. „Unsere Leute haben das Haus und das Grundstück gründlichst abgesucht.“
    „Ich auch. Trotzdem, ich bleibe dabei. Diese Flucht ist vorgetäuscht. Haben Sie eigentlich Akten über die ganzen anderen Kinder, die angeblich aus dem Reiffschen Haushalt abgehauen sind? Wie viele sind es, und wie viele davon sind nie wieder aufgetaucht?“ Leblanc zögerte mit seiner Antwort. „Familie Reiff nimmt sich bekanntermaßen schwieriger Fälle an“, sagte er schließlich. „Nicht alle diese Geschichten haben ein Happy End.“
    „Anders ausgedrückt: Sie haben Schiss, sich die Finger zu verbrennen.“
    „Ich werde mir die Akten schon noch vornehmen, Herr Kryszinski, seien Sie unbesorgt.“ Er stieg ein, und ich starrte dem davonfahrenden Transporter noch einen Moment hinterher.
    Gehen Sie mal vor, Kryszinski, und riskieren Sie Ihren Hals. Ich studiere solange Akten. Sollten Sie Erfolg haben, werden wir den brüderlich teilen. Sollten Sie allerdings scheitern, werde ich Sie mit dem größten Vergnügen ans Kreuz nageln.
    Zurück in der Cafebar bat ich Leyla, die Kennung des grünweißen Jets zu googeln. A9C steht für Bahrain, erfuhr ich, im Persischen Golf. Bahrain. „Dein Freund Heckenpennes hat inzwischen angerufen“, sagte sie.
    „Hat er sich mit seinem Namen gemeldet?“
    „Nein. Aber er hat inzwischen mit Antwerpen telefoniert, mit irgendjemand aus der Handelskammer dort. Die Auskunft, die sie ihm gegeben haben, lautet kurz und knapp: Als Diamantenhändler ist Jean-Luc Reiff tot.“
    „Was? Wieso denn das?“
    „War nicht herauszubekommen, sagt Heckenpennes. Doch irgendwas muss er verbrochen haben, denn Antwerpen hat ihn kaltgestellt. Und ohne Antwerpen geht in diesem Business offenbar gar nichts.“ Und trotzdem kamen weiterhin Leute aus so entfernten Ecken der Welt wie Bahrain angeflogen, um mit Jean-Luc Reiff Geschäfte zu machen. Da stellte sich

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