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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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trotz des unebenen Terrains wie zwei Katzen, die mit geschmeidigen, fast exakt aufeinander abgestimmten Bewegungen dieselbe Maus jagten. Und trotzdem hätte es eigentlich unmöglich sein müssen, die Nadeln so zu halten, daß sie sich immer berührten.
    Es erwies sich aber als unmöglich, sie getrennt zu halten.
    Plötzlich ging ein Ruck durch die Nadeln, dann zeigten sie nach unten und vibrierten dabei so heftig, daß Eve Mühe hatte, ihre Rute festzuhalten.
    »Reno!«
    »Ich fühle es. Mein Gott, ich fühle es!«
    Er zog den Hammer aus einer Schlaufe seines Gürtels und steckte den Griff in das Geröll, um die Stelle zu bezeichnen, auf die die Nadeln zeigten.
    »Weiter«, rief er.
    Sie kletterten die letzten Meter auf dem groben Geröll hinauf. Die Nadeln verhielten sich immer ruhiger, je höher sie hinaufkamen.
    »Wieder zurück zum Hammer«, sagte er.
    Als sie wieder an der Stelle angelangt waren, blickte Reno sich um und orientierte sich.
    »Nach links«, sagte er und zeigte mit seiner freien Hand in die Richtung. »Auf die Nische zu. Fertig?«
    »Ja.«
    Als sie langsam vorwärts schritten, zog Eve so konzentriert ihre Augenbrauen zusammen, daß Reno sie am liebsten an sich gezogen und die feinen Falten über der Nasenwurzel weggeküßt hätte. Aber er würde sich hüten, Eve anzufassen, während sie die Wünschelruten hielten! Das eine Mal, als er Eve seine Hand auf den Arm gelegt hatte, während die Ruten sich berührten, hatte ihn sein Verlangen so heiß durchflutet, daß es ihn beinahe in die Knie gezwungen hätte.
    Obwohl Reno die Energie, die so heftig durch die schlanken Metallstäbe floß, nicht verstand, bezweifelte er sie nicht länger. Sonnenlicht war auch nichts Greifbares, aber wenn es gebündelt durch eine Lupe fiel, konnte es Holz in Brand stecken. Auf irgendeine mysteriöse, unbegreifliche Weise konzentrierten und verstärkten die spanischen Ruten die unsichtbaren sinnlichen Ströme, die zwischen ihm selbst und Eve hin- und herpulsierten.
    Als Reno und Eve sich von der Felswand abwandten, wurde das Ziehen an den Nadeln schwächer, ließ aber nicht so schnell nach wie auf ihrem Weg bergauf. Als sie noch einmal in die entgegengesetzte Richtung zurückgingen, ließ das Ziehen rapide nach, bis die Ruten fast leblos in ihren Handflächen lagen.
    Schweigend schritten sie auf die Wiese hinaus und blickten zu dem Erdrutsch zurück.
    »Als wir ungefähr zu zwei Dritteln den Erdrutsch hinaufgeklettert waren, fühlte es sich für mich am stärksten an«, sagte Eve schließlich.
    »Für mich auch.«
    Reno überprüfte die Richtung mit seinem Kompaß.
    »Und auf dem Weg zu der Felsnase da drüben haben die Nadeln fast genauso stark ausgeschlagen«, meinte Eve wieder.
    Er nickte und überprüfte auch diese Richtung mit seinem Kompaß.
    »Was bedeutet das?«
    Reno verstaute den Kompaß im Gürtel und blickte Eve an. Ihre Augen schimmerten unter der Hutkrempe so golden wie ein Herbstmond. Der sanfte Schwung ihrer Unterlippe erinnerte Reno daran, was für ein wunderbares Gefühl es war, seine Zungenspitze über das weiche Fleisch gleiten zu lassen und zu spüren, wie sie erregt erschauerte.
    »Das will ich dir sagen, Süße«, sagte Reno mit dunkler Stimme. »Ich bin verdammt froh, daß es Jesuitenpriester waren, die die Ruten vor uns benutzt haben. Sonst würde ich mir jetzt Sorgen wegen eines möglichen Paktes mit dem Teufel und meiner unsterblichen Seele machen.«
    Er lächelte ironisch, doch Eve wußte, er meinte es völlig ernst.
    »Ich auch«, erwiderte sie schlicht.
    Er nahm seinen Hut ab, fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar und rückte den Hut wieder in die Stirn.
    »Wenn wir den Ruten glauben können«, fuhr er fort, »gibt es eine Konzentration von reinem Gold irgendwo unter diesem Erdrutsch.«
    Eve warf einen Blick auf die Geröllawine. »Sieht das für dich nach Erz aus?«
    »Es sieht aus wie das, was sich oberhalb des Minenkopfes befand, bevor der spanische König die Jesuiten hereinlegte und sie den Mineneingang daraufhin in die Luft gesprengt haben.«

20. Kapitel
    Zum dritten Mal an diesem Tag hallte von Menschenhand erzeugter Donner durch das Tal, erschütterte die beiden Gestalten, die zusammengekauert hinter einem Baum hockten und sich die Ohren zuhielten. Pulverisiertes Gestein flog in die Luft und regnete dann in einer Wolke aus Staub und Splittern auf einen Teil der Wiese nieder.
    Als das letzte Echo verklungen war und kein Geröll mehr herabprasselte, senkte Eve

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