Roulette der Liebe
der Spanier verdankte.
Reno bewegte sich vorsichtig weiter in den Schacht hinein und leuchtete im Gehen sämtliche Winkel mit der Laterne aus. Die Mine war stabil, außer an Stellen, wo sie durch weicheres Gestein schnitt, das nicht von den Feuern im Inneren der Erde gehärtet worden war. Dort, wo die Wände aus weichem oder stark gesprungenem Fels bestanden, hatten die Spanier Holzbalken zum Abstützen des Tunnels verwendet.
Es gab viele Abzweigungen, scheinbar zufällige Seitenschächte, die so schmal waren, daß nur ein Kind hindurchkriechen konnte. Diese Öffnungen waren nicht gesichert worden. Reno spähte in jedes kleine Loch hinein, fand jedoch keines, das ihn lockte, es zu erforschen.
»Reno? Wo bist du?«
Der Klang von Eves Stimme wurde schwächer und hallte von den Wänden wider, als er durch die Mine herabscholl.
»Ich komme«, rief Reno zurück.
Er kletterte wieder den steilen Abhang hinauf und den Tunnel entlang bis zum Mineneingang. Eve wartete draußen, unmittelbar vor der Öffnung, eine Laterne in der Hand.
»Ich habe dir gesagt, du sollst draußen bleiben«, sagte Reno barsch.
»Ich bin ja auch draußen geblieben. Dann verschwand dein Licht und kehrte nicht mehr zurück. Als ich dich rief, bekam ich keine Antwort. Ich wußte nicht, ob alles in Ordnung war.«
Reno blickte in Eves ruhige goldene Augen und wußte, es würde ihm nicht gelingen, sie von der Mine fernzuhalten, es sei denn, er fesselte und verschnürte sie wie ein Kalb, das mit einem Brandzeichen markiert werden soll.
»Bleib dicht hinter mir«, sagte er widerwillig. »Zünde deine Laterne nicht an, aber halte ein paar Streichhölzer bereit für den Fall, daß meine Laterne verlöscht. Ich habe auch Kerzen dabei, aber nur für den Notfall.«
Eve nickte und stieß einen verstohlenen Seufzer aus, erleichtert, daß sie nicht erst darum kämpfen mußte, die Mine betreten zu können. Aber sie hätte mit ihm gestritten; sie hatte es einfach nicht länger ertragen, draußen warten zu müssen und nicht zu wissen, ob ihm tief unten im Minenschacht vielleicht etwas zugestoßen war.
»Dieser erste Teil ist ziemlich sicher«, erklärte Reno.
Das Laternenlicht zitterte und flackerte, als wäre es lebendig, während er auf Felswände, Boden und Decke zeigte.
»Ich dachte, alle Minen wären irgendwie mit Balken abgestützt«, sagte Eve und musterte den nackten Stein mißtrauisch.
»Nicht, wenn der Tunnel durch massiven Fels verläuft. Dann braucht man keine Stützen, es sei denn, die Erzader wäre sehr breit. Dann läßt man einfach etwas von dem Erz an Ort und Stelle, als Stützpfeiler sozusagen.«
Eine weiße Stelle erregte Eves Aufmerksamkeit.
»Was ist das dort rechts?« wollte sie wissen.
»Eine schmale Ader.«
»Gold?«
Reno knurrte etwas, das nach Zustimmung klang. »Genau wie der Brocken, den ich aus der tenate genommen habe.«
»Woher wußten die Spanier, daß das Gold hier lagerte, wenn sie es auf der Außenseite des Berges nicht sehen konnten? Ob sie Wünschelruten benutzt haben?«
»Möglich. Vielleicht zeigte sich die Ader aber auch irgendwo anders an der Oberfläche.«
Reno zeigte auf die Wand. »Dies ist eher das Ende eines Schachts als der Anfang. Nach ein paar Metern ändert sich die Art des Gesteins. Die Ader fällt ziemlich steil ab, deshalb könnte es sein, daß sie in der Nähe dieser Nische, die du entdeckt hast, wieder herauskommt.«
Ein paar Schritte lang hörte man nur das schlurfende Geräusch von Stiefeln auf dem unebenen Boden des Tunnels.
»Paß auf«, warnte Reno. »Gleich geht es ungefähr sechs Meter steil abwärts.«
Eve blickte sich aufmerksam um. Die Gesteinsart der Wände schien unverändert.
»Warum sind sie plötzlich auf die Idee gekommen, tiefer zu graben?« fragte sie.
»Älteste Fördertechnik der Welt«, erklärte er. »Finde eine Ader, folge ihrem Verlauf und grabe Schächte, wo immer du Erz entnimmst oder nach neuen Adern suchst.«
Überall da, wo ein Seitentunnel abzweigte, war ein Pfeil angebracht, der in die entgegengesetzte Richtung zeigte. Jedesmal, wenn Reno einen Tunnel betrat, markierte er den Schaft des Pfeils, um nicht zweimal dieselbe Öffnung zu überprüfen.
Einige der Tunnel waren numeriert. Die meisten nicht. Das Ergebnis war ein dreidimensionales Labyrinth, durch Felsen gebohrt, der an einigen Stellen hart wie Stahl war, an anderen so weich wie englischer Kuchen.
»Warum zeigen die Pfeilspitzen alle von den Tunnelöffnungen weg?« fragte Eve.
»In einer Mine
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