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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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weisen alle Markierungen auf den Ausgang hin. So gerät man nicht in Gefahr, tiefer und tiefer hineinzuwandern, falls man sich verirrt hat.«
    Unmittelbar vor dem steilen Abstieg gab es eine Stelle, an der Stützpfeiler angebracht waren. Das Holz war grob behauen. Einige Pfeiler wiesen noch Reste von Rinde auf. Andere waren einfach nur kleine Baumstämme, die geschlagen und in die Mine transportiert worden waren.
    Zwei der kleinen Seitenschächte waren eingestürzt. Geröll und Schotter auf dem Boden anderer warnte vor morschen Decken oder Wänden.
    »Was bedeuten diese kleinen Löcher, die ich überall sehe?« fragte Eve. »Die meisten scheinen in einer Sackgasse zu enden.«
    »Man nennt sie Kojotenlöcher. Sie wurden gegraben, um den Verlauf der Ader ausfindig zu machen. Wenn die Bergleute erneut auf die Ader trafen oder eine bessere fanden, verließen sie die Nebentunnel und konzentrierten sich darauf, den speziellen Schacht zu verbreitern, der auf Erz traf.«
    »Wie eng diese Tunnel sind! Ich würde kaum hineinpassen. Die Indianer müssen noch kleiner und schmächtiger als Don Lyon gewesen sein.«
    »Nur die Kinder. Sie waren es, die die Kojotenlöcher graben mußten.«
    »Mein Gott«, sagte Eve bestürzt.
    »Eher wie das Werk des Teufels, trotz der Anwesenheit der Jesuitenpriester. Vorsichtig, stoß dir nicht den Kopf.«
    Eve duckte sich und ging gebückt weiter. Reno mußte sich noch tiefer vornüberbeugen, um nicht an die Decke zu stoßen.
    »Die Jungen gruben Löcher, beluden tenates und schleppten das Erz an die Oberfläche«, erklärte er. »Das hier muß eine breite Ader gewesen sein, weil sie keinen Zentimeter weiter gegraben haben, als unbedingt nötig.«
    Er blieb einen Moment stehen, prüfte sorgfältig die Oberfläche des Schachts und ging dann gebückt weiter.
    »Nachdem das Erz hinaufgeschafft war«, fuhr er fort, »zerschlugen Mädchen und kleinere Jungen es in Stücke, etwa so groß wie Daumenballen. Dann kamen die Stücke in den arrastra, um von erwachsenen Sklaven zu Staub zermahlen zu werden.«
    Schwarze, unregelmäßige Löcher gingen sternförmig von Boden, Decke und Wänden ab.
    »Hier haben sie die Ader wieder verloren«, murmelte Reno.
    »Was ist passiert?«
    »Vielleicht beschrieb die Ader eine scharfe Kurve oder war plötzlich abgeschnitten oder wurde durch eine Verwerfung verdeckt.«
    »Ich dachte immer, Erzadern verliefen gerade.« »Das ist der Traum jedes Bergmanns«, meinte Reno, »aber verdammt wenige verlaufen gerade. Die meisten Goldadern sind wie ein Ahornbaum oder wie ein Blitz. Verästelungen in sämtlichen Richtungen, aus Gründen, die kein Mensch erkennen kann.«
    Die Laterne schwang herum, als Reno sich über eine der gähnenden Öffnungen im Boden beugte. Licht fiel in eines der Kojotenlöcher, das sich in Taillenhöhe auf der rechten Seite befand. Das Loch war früher einmal mit Geröll zugeschüttet gewesen, das im Laufe der Zeit in den Haupttunnel gefallen war.
    »Was ist das?« fragte Eve.
    »Wo?«
    »Halte die Lampe ein bißchen höher, dorthin, wo die Wand des Kojotenlochs eingefallen ist. Ja, genau da.«
    Eve spähte in den halb eingestürzten Seitentunnel. Als sie begriff, was sie da sah, schluckte sie hart und trat so hastig zurück, daß sie gegen Reno stieß.
    »Eve?«
    »Knochen«, sagte sie tonlos.
    Reno trat an ihr vorbei und leuchtete mit der Laterne in das Loch hinein. Etwas im Innern schimmerte blaß. Es dauerte einen Moment, bevor er erkannte, daß es die Überreste einer Ledersandale an einem Fußknochen waren, der kaum mehr als zwölf Zentimeter lang gewesen sein konnte. Die trockene, kalte Luft der Mine hatte die Knochen gut erhalten.
    »Ist es einer von Don Lyons Vorfahren?« fragte Eve ruhig.
    »Zu klein.«
    »Ein Kind«, flüsterte sie.
    »Ja. Ein Kind. Es hat gegraben, und plötzlich ist die Wand zusammengebrochen.«
    »Sie machten sich noch nicht mal die Mühe, ihm ein anständiges Begräbnis zu verschaffen.«
    »Es ist weniger gefährlich, einen eingestürzten Tunnel mit Schutt zu füllen, als einen Toten auszugraben«, sagte Reno. »Außerdem wurden Sklaven schlechter als Pferde behandelt, und ein Spanier begrub selbst sein Pferd nicht, wenn es starb.« Reno überließ das Kojotenloch wieder der Finsternis des Grabes, zu dem es geworden war.
    Eve schloß einen Moment die Augen, öffnete sie aber schnell wieder.
    Die Dunkelheit ängstigte sie, jetzt, wo sie von den Knochen des Kindes wußte.
    »Du hast gefragt, was eine Hühnerleiter ist«, sagte

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