Roulette der Liebe
früher oder später werde ich dir das Lügen noch austreiben.«
»Ich lüge nicht«, sagte sie steif. »Ich habe die Lyons an unserem Zeltplatz begraben.«
»Wann?«
»Letzte Woche.«
»Wie?«
»Mit einer Schaufel.«
Blitzschnell sprang er auf und packte ihre Hände. Ein einziger Blick auf ihre Handflächen genügte ihm, dann gab er sie wieder frei.
»Wenn du so geschickt mit Karten umgehen kannst, obwohl deine Hände voller aufgeplatzter Blasen sind, dann möchte ich keine Karte von dir bekommen, wenn deine Hände geheilt sind«, erklärte er.
Schweigend kümmerte Eve sich weiter um die Zubereitung des Frühstücks.
»Du solltest sie in Seife und heißem Wasser waschen«, fügte Reno hinzu.
Verwirrt blickte sie auf. »Die Pfannkuchen?«
Er lächelte unfreiwillig.
»Deine Hände. Jessi sagt, Wunden müssen ausgewaschen werden, um Infektionen vorzubeugen.«
»Ich habe mich gewaschen, bevor ich letzte Nacht schlafen gegangen bin«, erklärte sie. »Ich hasse es, schmutzig zu sein.«
»Du hast Fliederseife benutzt.«
»Woher willst du das wissen? Ach so, du hast sie gefunden, als du meine Satteltaschen durchsucht hast.«
»Nein. Deine Brüste duften nach Frühling.«
Zarte Röte überzog Eves Wangen. Ihr Herz schlug wie verrückt, als sie sich an das Gefühl von Renos weichen Lippen auf ihren Brüsten erinnerte. Die Gabel, die sie benutzt hatte, um den Speck in der Pfanne zu wenden, zitterte plötzlich in ihrer Hand, und heißes Fett spritzte auf ihren Handrücken.
Bevor Eve sich der Schmerzen überhaupt bewußt wurde, war Reno neben ihr, um zu sehen, wie schlimm sie sich verbrannt hatte.
»Nicht weiter tragisch«, versicherte er. »Es wird eine Weile brennen, aber das ist alles.«
Sie nickte wie betäubt.
Er drehte ihre Hand um und betrachtete noch einmal die abgeschürfte Haut in der Handfläche. Schweigend ergriff er auch ihre andere Hand und starrte auf die Verletzungen. Es bestand kein Zweifel, ihre Hände hatten harte Arbeit verrichtet, und zwar erst vor kurzem.
»Du mußt lange gearbeitet haben, um deine Hände so zuzurichten«, bemerkte Reno.
Die unerwartete Sanftheit, die in seiner Stimme mitschwang, ließ Tränen in Eves Augen brennen. Eine Welle von Erinnerungen stieg in ihr auf, und sie begann zu zittern. Die Lyons für das Begräbnis vorzube-reiten und dann ihre Gräber auszuheben war eine Erfahrung, die sie so bald nicht vergessen würde.
»Ich konnte sie doch nicht so da liegen lassen«, flüsterte sie. »Besonders nicht nach dem, was Raleigh getan hatte... ich habe sie gemeinsam begraben. Meinst du, es hat ihnen etwas ausgemacht, daß sie keine Einzelgräber bekommen haben?«
Renos Hände schlossen sich noch fester um Eves, als er auf ihren gesenkten Kopf hinunterblickte. Das Gefühl von Mitleid für sie, das ihn plötzlich überwältigte, war ebenso unerwartet wie unwillkommen. Egal, wie oft er sich selbst daran gemahnte, daß sie nur ein Saloongirl war - immer wieder gelang es ihr, seine Wachsamkeit und seinen Schutzwall von Härte zu erschüttern, mit derselben Leichtigkeit, mit der ihm der Duft ihrer Fliederseife mit jedem Atemzug unter die Haut drang.
Er atmete tief, versuchte, seine körperliche Reaktion auf Eves Nähe unter Kontrolle zu bekommen. Das Durchatmen half nicht. Ihr weiches, goldbraunes Haar strömte den gleichen Fliederduft aus wie ihre Brüste. Reno hatte nie eine besondere Vorliebe für Düfte gehabt - egal welcher Art -, aber er hatte den Verdacht, daß ihn der Duft von Flieder ebenso verfolgen würde wie die Erinnerung an Eves samtige Knospen, die sich so bereitwillig unter seinen Liebkosungen aufgerichtet hatten.
Reno begehrte Eve heftiger als jede andere Frau zuvor. Doch wenn sie seine Schwäche entdeckte, würde sie ihm das Leben zur Hölle machen.
Er ließ Eves Hand abrupt los und wandte ihr den Rücken zu.
»Erzähl mir mehr von der Mine«, sagte er barsch.
Eve holte tief Luft und verdrängte die Lyons aus ihren Gedanken, so wie Donna ihr beigebracht hatte, alles aus ihrem Kopf zu verbannen, was sich ihrer Kontrolle entzog.
»Du meinst, von deiner Hälfte der Mine«, entgegnete sie und wartete auf die Explosion.
Sie brauchte nicht lange zu warten.
»Was?« fuhr Reno auf und wirbelte herum, um sie anzustarren.
»Ohne mich, die als einzige die Symbole entlang der Strecke entziffern kann, wirst du nicht in der Lage sein, die Mine zu finden.«
»Verlaß dich nicht darauf.«
»Mir bleibt gar keine andere Wahl, als mich auf meine
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