Roulette der Liebe
konnte.«
Renos Augen verengten sich. »Daher wußte Raleigh also von der Schatzkarte.«
Eve nickte. »Als Raleigh mit Don fertig war, kam Donna dran.«
»Warum? Glaubte Raleigh nicht, daß ihr Mann die Wahrheit gesagt hatte?«
»Darum ging es Raleigh gar nicht«, erwiderte sie bitter. »Er wollte einfach...«
Sie schwieg bedrückt. Egal, wie sehr sie versuchte, den dicken Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken, sie brachte die Beschreibung dessen, was Raleigh Donna Lyon angetan hatte, einfach nicht über die Lippen.
»Nicht«, sagte Reno beschwichtigend.
Er legte seine Handfläche leicht auf Eves Mund, um sie am Reden zu hindern.
»Ich nehme an, er und Slater paßten hervorragend zusammen«, bemerkte Reno.
Eve ergriff seine Hand, aber nicht, um ihn wegzustoßen.
»Du hast Raleigh King erschossen, nicht wahr?« fragte sie drängend.
Er nickte.
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und flüsterte: »Danke. Ich wußte einfach nicht, wie ich es fertigbringen sollte.«
Alle Sanftheit wich schlagartig aus Renos Ausdruck. »Ist das der Grund, weshalb du mir die Schießerei angehängt hast?« fragte er scharf.
»Ich habe sie dir nicht angehängt. Nicht auf so kalte, berechnende Weise, wie du glaubst.«
»Aber du hast deine Chance gesehen und sie beim Schopf gepackt.«
Eve preßte die Lippen zusammen. »Ja.«
»Und dann hast du dir den Gewinn geschnappt und bist davongelaufen.«
»Ja.«
»Und hast mich zum Sterben zurückgelassen.«
»Nein!«
Reno schnaubte verächtlich. »Wir waren schon ganz nahe dran, gata. Wir hätten’s beinahe gehabt.«
»Was?«
»Die Wahrheit.«
»Die Wahrheit ist, daß ich dir das Leben gerettet habe«, erklärte Eve trotzig.
»Gerettet?« rief er. »Mädchen, du hast dein Bestes getan, damit ich umgebracht wurde!«
»Als ich keine Schüsse hörte...«, begann sie.
»Warst du enttäuscht?« »... habe ich mich umgedreht, um zu sehen, was passiert war«, fuhr sie fort. »Dann zog Raleigh seine Waffe, und du hast ihn getötet, und dann zog ein Mann namens Steamer seinen Revolver, um dich in den Rücken zu schießen. Ich habe ihn erschossen, bevor er dich töten konnte.«
Reno lachte ganz unerwartet. »Du bist gut, gata. Ausgezeichnet. Diese weit aufgerissenen Augen und der ernste, zitternde Mund sind wirklich erste Klasse.«
»Aber...«
»Spar dir deine Lippen für etwas Besseres als Lügen auf«, sagte Reno und beugte sich wieder über Eve.
»Ich habe Steamer erschossen!« protestierte sie.
»Hmmm, ja. Aber du hattest mich im Visier. Deshalb hast du dich noch einmal umgedreht. Du wolltest ganz sicher gehen, daß ich dir nicht folgte, um dir den Gewinn wieder abzunehmen.«
»Nein, so war es nicht. Ich...«
»Gib’s auf«, sagte er kurz. »Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe.«
»Warum willst du mir nicht glauben?«
»Weil Reno Moran nicht so dumm ist, einer Lügnerin, einer Betrügerin, einem Saloongirl zu glauben.«
Seine Finger schlossen sich erneut um Eves Schenkel, und wieder war sie nicht in der Lage, sich seiner Berührung zu entziehen.
»Ich bin keine Lügnerin«, sagte sie hitzig. »Und ich hasse es, so schwach zu sein, daß ich betrügen muß; und ich war eine gekaufte Dienerin, ohne mir aussuchen zu können, welche Art von Arbeit ich verrichtete, oder wo ich sie tat oder welche Kleidung ich dabei trug!«
Eves Stimme vibrierte vor Wut, als sie weitersprach. »Aber du glaubst nur das Schlechteste von mir. Deshalb sollte es dir auch nicht schwerfallen, das hier zu glauben: Was ich am meisten bereue, ist, daß ich Steamer gestern daran gehindert habe, dich rücklings zu erschießen!«
Reno war so verblüfft, daß er seinen Griff einen Moment lang lockerte. Mehr brauchte Eve nicht. Sie entwand sich ihm mit einer Behendigkeit, die ihn überraschte.
Sie sprang auf und griff nach einer Decke. Mit leicht zitternden Händen schlang sie sich die Decke um und verhüllte ihren ganzen
Körper. Rote Flecken der Scham und der Wut brannten auf ihren Wangen.
Reno war drauf und dran, ihr die Decke wegzuziehen. Der Anblick der sanften Rundungen und der samtigen Schatten unter dem abgetragenen, dünnen Baumwollstoff ihrer Unterwäsche hatte ihm gefallen. Eves Zorn verblüffte und fesselte ihn gleichermaßen. Frauen, die man beim Lügen ertappt hatte, wurden gewöhnlich ganz weich und nachgiebig, waren zu allen möglichen Zugeständnissen bereit.
Aber nicht das Mädchen, das sie Evening Star nannten. Ihr Blick durchbohrte ihn wie ein tödlicher Dolch.
Was
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