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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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abwandte, um sich weiter um das Frühstück zu kümmern, trat Reno blitzschnell auf sie zu. Sie erstarrte, als sich seine Finger um ihr Handgelenk schlossen.
    »Und noch etwas«, sagte er.
    »Was?« flüsterte sie.
    »Das hier.«
    Sie schloß die Augen, in der Erwartung, seine heißen Lippen auf ihren zu spüren.
    Statt dessen fühlte sie, wie er ihr Don Lyons Ring vom Finger zog.
    »Ich werde den Ring und die Perlen behalten, bis ich eine Frau finde, die mich ebenso liebt wie ihre eigene Bequemlichkeit.«
    Dann fügte er sarkastisch hinzu: »Und während ich auf der Suche nach dieser Frau bin, werde ich ein Schiff aus Stein finden, trockenen Regen und ein Licht, das keinen Schatten wirft.«
    Reno schob den Ring in seine Tasche und wandte sich ab. »Sieh zu, daß du dein Pferd sattelst. Es ist ein langer Weg über die Große Wasserscheide bis zu Cals Ranch.«
    »Warum reiten wir dorthin?«
    »Cal rechnet fest auf die Wintervorräte, die ich ihm bringe. Und im Gegensatz zu einigen Leuten, die ich kennengelernt habe, halte ich Versprechungen, die ich einmal gemacht habe.«

5. Kapitel
    Auf der anderen Seite der Rocky Mountains veränderte sich die massive Mauer der Berge nach und nach, löste sich zu Ketten und Gruppen zerklüfteter Gipfel auf, die wie zu Stein gewordene Wellen in den unendlichen blauen Himmel aufragten.
    Selbst jetzt, Ende August, glitzerten hier und dort Schneefelder auf den Gipfeln. Bäche stürzten über steile Abhänge hinab, wanden sich durch lange Täler und Schluchten - wie eine Aneinanderreihung flüssi-ger Diamanten im hellen Sonnenlicht. Das lebhafte Grün von Espen und das dunklere von Tannen, Fichten und Pinien schmiegten sich wie ein Samtmantel um die Bergflanken. Auf den Lichtungen fügten Gräser und Büsche ihre eigenen frischen Farbschattierungen hinzu.
    Nachdem Reno und Eve den ersten Paß hinter sich gelassen hatten, begegneten sie nur noch wenigen Menschen, die über Land reisten, und feste Ansiedlungen wurden immer seltener. Wilde Tiere gab es jedoch im Überfluß. Mustangs flohen wie vielfarbige Wolken vor einem Sturm, wenn Reno und Eve einsame Täler durchquerten, Elche und Hirsche brachen aus dem Unterholz hervor und flüchteten am Rande der Lichtung entlang.
    Die klaren, scharfen Schreie von Adlern, die hoch über ihren Köpfen durch die Lüfte segelten, woben sich wie Silberfäden in den Tag.
    Reno war mißtrauischer und vorsichtiger als jedes Tier. Er bewegte sich in jedem einzelnen Moment, als rechnete er mit einem Angriff. Niemals ritt er quer über eine Lichtung, es sei denn, es hätte sie einen zu großen Umweg gekostet, sich am Waldrand entlangzutasten. Reno überquerte auch nie eine Anhöhe, ohne kurz unterhalb der Kuppe anzuhalten und sich zu vergewissern, daß auf der anderen Seite keine Indianer oder Banditen in der Nähe waren. Erst dann richtete er sich wieder auf, und seine Silhouette zeichnete sich dunkel gegen den Himmel ab.
    Er ritt auch nie in einen engen Canyon, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Wenn ein Umgehen jedoch unmöglich war, löste er erst den Lederriemen seines sechsschüssigen Revolvers und legte sein Repertiergewehr quer vor sich auf den Sattel. Mehrmals während des Tages ritt er auch einen Teil der Strecke wieder zurück bis zu einem günstigen Aussichtspunkt, um die Landschaft nach irgendwelchen Hinweisen dafür abzusuchen, daß sie verfolgt wurden.
    Im Gegensatz zu den meisten Männern hielt Reno die Zügel mit der rechten Hand, um die linke für seinen Revolver frei zu haben, der sich immer in seiner Reichweite befand, selbst wenn er schlief. Jeden Abend untersuchte er die Waffe sorgfältig auf Staub oder Spuren von Feuchtigkeit von den Nachmittagsstürmen, die durch die Gipfel brausten.
    Reno machte kein großes Aufheben um seine Vorsichtsmaßnahmen. Er registrierte sie nicht einmal mehr wirklich. Er hatte schon so lange allein in diesem wilden Land gelebt, daß er sich seiner Wachsamkeit und Vorsicht ebenso wenig bewußt war wie seiner Geschicklichkeit im Umgang mit der zähen Rotschimmelstute, die er Darling nannte.
    Eve fand nicht, daß der Name »Liebling« besonders passend war. Das Tier war eine widerstandsfähige Mustangstute mit dem Temperament eines Vielfraßes und der Wachsamkeit eines Wolfes. Sobald sich jemand anderes als Reno der Stute näherte, legte sie die Ohren an und suchte nach einer Körperstelle, um ihre großen, weißen Zähne hineinzugraben. Bei Reno jedoch war sie ganz Sanftmut und zärtliches

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