Roulette der Liebe
da...«, Reno wies mit dem Daumen auf die Bettrolle, »war nur ein kleines Spiel vor dem Frühstück mit einem Saloongirl.«
Eves Gesicht wurde kreidebleich. Ihr fiel einfach keine passende Erwiderung ein außer Worten, die Reno eine noch geringschätzigere Meinung von ihr geben würden, als er sie ohnehin schon hatte. Schweigend wandte sie sich zu ihren Satteltaschen, zog ein Hemd und ein Paar Jeans heraus und machte Anstalten fortzugehen.
Renos Hand schoß mit unglaublicher Geschwindigkeit vor und hielt sie am Arm fest.
»Willst du weg?« fragte er.
»Selbst Saloongirls brauchen etwas Privatsphäre.«
»Pech. Ich traue dir nicht, wenn du außer Sichtweite bist.«
»Dann werde ich meine Blase eben einfach in deine Stiefel entleeren müssen, nicht?« fragte sie zuckersüß.
Einen Moment lang sah Reno schockiert aus. Dann warf er den Kopf zurück und lachte schallend.
Eve riß sich aus seinem Griff los und eilte in den nahen Wald.
»Mach nicht zu lange, gata«, rief Reno ihr nach. »Sonst komme ich und jage dich - barfuß.«
Als Reno mit einem weiteren Bündel trockenen Holzes aus dem Wald zurückkehrte, blickte er zufrieden auf das kleine, kaum wahrnehmbare Feuer, das Eve angezündet hatte. Würzig duftender Rauch stieg nicht mehr als ein paar Meter in die Luft, bevor er sich verflüchtigte.
Er ließ das Holz neben der Feuerstelle niederfallen und hockte sich dicht an die kleinen, fröhlich knisternden Flammen.
»Wer hat dir beigebracht, diese Art von Feuer zu machen?« fragte er.
Eve schaute von der Bratpfanne auf, in der Speck brutzelte und Pfannkuchen knusprig braun wurden. Seit sie in Männerkleidung aus dem Wald gekommen war, hatte sie nicht mehr mit Reno gesprochen, außer, wenn er ihr eine direkte Frage gestellt hatte.
»Welche Art von Feuer?« fragte sie zurück.
»Die Sorte, die nicht jeden Indianer und Gesetzesbrecher im Umkreis von fünfzig Meilen anlockt«, erwidert er trocken.
»Eines der wenige Male, als Donna Lyon mit dem Stock nach mir geschlagen hat, war, als ich nasses Holz ins Feuer legte. Ich habe es nie wieder getan.«
Eve blickte nicht auf, als sie sprach.
Verärgerung überkam Reno. Er hatte es satt, ständig das Gefühl vermittelt zu bekommen, er hätte das empfindliche Zartgefühl einer scheuen, kleinen Blume verletzt. Eve war eine Falschspielerin, eine Betrügerin und ein Flittchen, kein behütetes Kind strenger Eltern.
»War auf dem Kopf der Lyons eine Belohnung ausgesetzt?« fragte Reno zurück.
»Nein. Wenn es so gewesen wäre, hätte sie sich keine Sorgen darüber gemacht, Verbrecher, Revolverhelden und Diebe mit ihrem Feuer anzulocken, nicht?«
Reno murmelte etwas Unverbindliches.
»Sie hätten einfach ein Reh geschossen und es im Ganzen gebraten«, fuhr Eve beißend fort, »und dann all die Leute ausgeraubt, die dem Duft von gebratenem Fleisch bis zu ihrem Lagerplatz gefolgt wären.«
»Zu schade, daß Donna dir nicht den Unterschied zwischen Honig und Essig erklärt hat, wenn es darum geht, Fliegen anzulocken.« »Oh, das hat sie. Seitdem habe ich immer Essig benutzt. Welches halbwegs vernünftige Mädchen würde Fliegen anlocken wollen?«
Ein Lächeln blitzte unter Renos dunklem Schnurrbart auf. Einen Moment lang dachte er, wie sehr Jessica und Willow Eves schnelle, schlagfertige Erwiderungen genießen würden - bis zu dem Augenblick, wo sie anfinge, sie zu belügen oder zu betrügen oder sie zu bestehlen. Dann würde er ihnen und ihren zornigen Ehemännern erklären müssen, warum er ihnen ein Saloongirl in roter Seide ins Haus gebracht hätte.
Eve nahm eine Speckscheibe aus der Pfanne und legte sie auf ihren zerbeulten Blechteller.
Insgeheim mußte Reno zugeben, daß Eve in diesem Augenblick ganz und gar nicht wie eine Schlampe aussah. Sie wirkte eher wie ein heimatloses, verlorenes Kind, zerrissen und traurig. Ihre Kleider hatten offensichtlich einmal einem Jungen gehört - sie waren zu eng um Brüste und Hüften, aber sonst überall zu weit.
»Von wessen Wäscheleine hast du denn diese Klamotten gestohlen?« fragte Reno.
»Die Sachen haben Don Lyon gehört.«
»Gott, er muß ein sehr kleiner Mann gewesen sein.«
»Ja.«
Reno hielt inne, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoß.
»Ich habe keine frischen Gräber gesehen, als ich auf dem Weg nach Canyon City am Friedhof vorbeigekommen bin, aber du hast behauptet, die Lyons seien von Raleigh King getötet worden.«
Eve gab keine Antwort auf die angedeutete Frage.
»Weißt du, gata,
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