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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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damit rechnen, überrascht zu werden.«
    »Ich habe nachgedacht«, erklärte sie steif.
    Reno beugte sich über das Feuer, griff nach dem kleinen zerbeulten Kaffeetopf und goß sich noch etwas in seinen Becher. Dann ging er neben Eve in die Hocke, nippte behaglich an seinem Kaffee und beobachtete, wie der Schein der Flammen goldene Funken in ihrem Haar tanzen ließ.
    »Einen Penny für deine Gedanken«, sagte er.
    Eves Wangen röteten sich vor Verlegenheit, denn sie hatte eben an den Morgen gedacht, als Reno ihren Mund, ihren Hals, ihre Brüste geküßt hatte... Sie war zu ehrlich, um zu leugnen, daß sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Hätte sie ihn nicht anziehend gefunden, wäre sie niemals auf den üblen Vorschlag, sich mit der halben Mine zu begnügen, eingegangen.
    Aber das bedeutete, sie war in der unangenehmen Lage, ihren eigenen Reaktionen nicht mehr ganz trauen zu können. Es machte sie nervös, vermittelte ihr das Gefühl, haltlos dahinzutreiben. Denn ihr ganzes Leben lang hatte sie sich im Umgang mit anderen Menschen auf ihren Instinkt verlassen. Auch die Lyons hatten ihre Fähigkeit geschätzt, andere Kartenspieler zu durchschauen und die Gefühle unter der Oberfläche zu erkennen.
    Gleichzeitig hatte Donna Lyon sie aber auch mehr als einmal vor der besonderen Natur der Beziehung zwischen Mann und Frau gewarnt.
    Ein Mann will von einer Frau immer nur das eine, laß dir das gesagt sein. Wenn du es ihm erst einmal gewährt hast, solltest du lieber verheiratet sein, sonst läßt er dich sitzen und findet ein anderes törichtes Mädchen, das die Beine im Namen der Liebe spreizt.
    »Zwei Pennies«, sagte Reno trocken.
    Die plötzliche Röte, die Eves Wangen überzog, ließ ihn sich fragen, ob sie vielleicht an das eine Mal gedacht hatte, als er seine Begierde über seine Vernunft hatte siegen lassen und versucht hatte, sie zu verführen.
    Gott allein wußte, daß Renos eigene Gedanken fast unentwegt um jenen bewußten Morgen kreisten. Wenn er nicht gerade über seine Schulter hinweg nach verdächtigen Schatten Ausschau hielt, dachte er an den Augenblick, als er zum ersten Mal diesen verführerischen Fliederduft eingeatmet und die samtige Härte von Eves Knospen gespürt hatte.
    Aber in Erinnerungen zu schwelgen, war alles, was er bisher getan hatte, trotz der Versuchung an jedem einzelnen Abend, wenn das Feuer einen warmen, einladenden Schimmer verbreitete und die Sterne am nachtschwarzen Himmel glitzerten. Reno konnte auch das Gefühl nicht abschütteln, daß er verfolgt wurde. Sich mit einem Saloongirl auf dem Boden herumzuwälzen war genau die Art von Ablenkung, die tödliche Folgen haben konnte - besonders, wenn Slater der Mann war, der ihrer Spur folgte.
    Und nicht zuletzt trug die Tatsache, daß sie morgen auf der Ranch ankommen würden, dazu bei, Renos Begehren zu dämpfen. Der Gedanke, seiner Schwester ein Saloongirl ins Haus zu bringen, machte seinem Gewissen schwer zu schaffen.
    Aber dennoch...
    Reno wandte sich um und betrachtete das Mädchen, das ihn aus großen Augen schweigend anschaute.
    »Drei Pennies?« schlug er vor.
    »Ich... ich habe an Donna Lyon gedacht«, erwiderte Eve. Es war nur die eine Hälfte der Wahrheit, die einzige, über die sie zu sprechen bereit war. »Und darüber, daß wir Partner sind.«
    »Gold, was?« meinte er sarkastisch. »Hätte ich mir denken können. Geld ist alles, woran Mädchen jemals denken. Nun, wir sind noch weit davon entfernt, Gold zu finden.«
    »Und daran wird sich auch nichts ändern, es sei denn, du erlaubst mir, einen Blick in Cristobal Leons Tagebuch zu werfen«, gab Eve zurück.
    Reno rieb sich über die Stoppeln an seinem Kinn und sagte nichts.
    »Du befürchtest doch nicht etwa, ich würde mit dem Tagebuch davonlaufen, oder?« sagte sie. »Selbst wenn der arme Whitefoot beschlagen wäre, gegen deinen Mustang könnte er es auf keinen Fall aufnehmen.«
    Reno blickte Eve an. Im Feuerschein wirkten ihre Augen so klar und durchsichtig wie Quellwasser. Ohne ein Wort sprang er auf und entfernte sich. Einen Augenblick später kehrte er mit dem Tagebuch zurück. Immer noch schweigend ließ er sich im Schneidersitz neben dem Feuer nieder und öffnete das Buch.
    Als Eve sich nicht bewegte, warf er ihr einen Blick zu. »Du wolltest das Tagebuch. Hier ist es.«
    »Danke«, entgegnete sie und streckte die Hand aus.
    Reno schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Komm her und hol’ es dir«, sagte er.
    Der Ausdruck seiner Augen warnte Eve. Mißtrauisch rückte sie

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