Roulette der Liebe
Mätresse im Haus meiner Schwester erscheinen.«
Eve zog mit zitternden Händen die Jacke über ihren Brüsten zusammen, doch es war Wut, die sie zittern ließ, nicht Leidenschaft.
»Das ist kein Problem, weder jetzt noch später«, sagte sie.
»Was?«
»Daß ich deine Mätresse sein könnte.«
Reno zuckte zusammen, als er die Bitterkeit in ihrer Stimme hörte, doch er sagte nur: »Brichst du dein Wort so schnell?«
Eve hob mit einem Ruck den Kopf, ihre Augen brannten so heiß wie das Feuer. »Ich habe zugestimmt, daß du versuchen dürftest, mich zu verführen«, erklärte sie kühl. »Ich habe dir keinen Erfolg garantiert.«
»Oh, ich werde schon noch Erfolg haben«, erwiderte er gelassen.
»Und du wirst mir nur zu bereitwillig dabei helfen. Soviel Spaß wirst du noch nie beim Zurückzahlen deiner Schulden erlebt haben.«
Renos aufblitzendes Lächeln brachte Eve noch mehr in Wut.
»Rechne nicht damit, Revolverheld. Kein Mädchen will einen Mann, der ihr das Gefühl gibt, eine liederliche Schlampe zu sein.«
6. Kapitel
Die Verwandlung, die mit Reno vor sich ging, als sie in das weite Tal einritten, wo Caleb und Willow ihr Zuhause gefunden hatten, erstaunte Eve. Seine mißtrauische Wachsamkeit, die ständige Bereitschaft, hinter jeder Wegbiegung einen Verfolger zu vermuten, fielen allmählich von ihm ab, und zum Vorschein kam ein Mann, der entspannt und immer zum Lächeln bereit war. Eve hatte Reno auf über dreißig geschätzt, aber jetzt konnte sie sehen, daß er jünger sein mußte und daß er längst nicht so hart war, wie er sich bisher gegeben hatte.
Allein Renos Verwandlung reichte schon, um Eve das Tal in einem freundlichen Licht erscheinen zu lassen, aber es hatte noch mehr zu bieten. Die Landschaft selbst war außergewöhnlich schön, denn das Tal lag nicht zwischen steil aufragenden Bergwänden eingekesselt. Ein silbrigblauer Fluß schlängelte sich zwischen bewaldeten Ufern dahin. Am anderen Ende des breiten, grünen Tales hob sich eine Gruppe von schneebedeckten Gipfeln majestätisch gegen den saphirblauen Himmel ab.
Die Zäune, die einen Teil des Tales in Weiden unterteilten, machten den Eindruck, als seien sie höchstens ein oder zwei Jahre alt. Gut genährtes Vieh graste auf den fetten Weiden, als Eve und Reno vorbeiritten, gefolgt von den drei Packpferden. Auf einer Wiese direkt am Wegesrand stieß ein muskulöser rotbrauner Hengst ein triumphierendes Wiehern aus und galoppierte mit erhobenem Schweif auf die Besucher zu.
Als der Hengst sich näherte, legte Whitefoot unsicher die Ohren an und beschleunigte sein Tempo, um möglichst schnell die Wiese hinter sich lassen zu können. Renos Stute aber war nicht im geringsten verängstigt. Sie hob den Kopf, um das fremde Pferd mit begeistertem Wiehern zu begrüßen.
»Nicht dieses Jahr, Darling«, sagte Reno lächelnd, als er die aufgeregte Stute zügelte. »Du bist das beste Pferd, das ich jemals hatte. Wenn ich erst mal das spanische Gold gefunden habe, bleibt dir noch genug Zeit, um Ishmaels Fohlen zu bekommen.«
Darling schnaubte empört und machte einen halbherzigen Versuchen, ihren Reiter abzuwerfen.
Lachend ging Reno über das offensichtliche Mißfallen seiner Stute hinweg - mit derselben täuschend trägen Gelassenheit wie bei so vielen Gelegenheiten. Dann drückte er Darling leicht die Sporen in die Seiten, trieb sie im Galopp auf das große Blockhaus zu, wo eine Frau in weißer Bluse und weitem grünem Rock gerade auf den Hof hinauslief.
»Matt?« rief sie dem rasch näher kommenden Reiter entgegen. »Bist du das?«
»Ja, ich bin’s, Willy«, erwiderte Reno.
Er zügelte die Stute und fügte trocken hinzu: »Wenn es nicht so wäre, hätte Cal längst Darlings Sattel leergeräumt, als wir deinen Araberhengst bewunderten.«
»Ganz richtig«, antwortete Caleb, der in diesem Moment aus dem Haus trat.
»Machen euch die Comancheros immer noch zu schaffen?« fragte Reno mit einem Blick auf das Gewehr, das der andere trug.
Caleb zuckte die Achseln. »Comancheros, Herumtreiber, Goldsucher. Hatten während deiner Abwesenheit sogar eine Horde von Lords und Ladies hier. Im Sommer treibt sich neuerdings verdammt viel Volk in dieser Gegend herum.«
»Lords und Ladies? Ich wette, Wolfe war nicht begeistert davon.«
»Wolfe und Jessie waren nicht hier«, erwiderte Willow. »Sie sind immer noch unterwegs und schauen sich die Sehenswürdigkeiten an.«
Reno lächelte. An Wolfes Seite hätte er das gleiche getan - wäre mit seiner
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