Roulette der Liebe
von den Jungs haben sich die Mühe gemacht, herzukommen.«
Reno schüttelte leise lachend den Kopf, akzeptierte das Unvermeidliche.
»In Ordnung, Cal. Wir bleiben zum Abendessen.« »Ihr werdet noch mehr tun als das«, fügte Willow hinzu.
»Entschuldige, Willy«, meinte Reno. »Wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns.«
»Wozu die Eile?« fragte Caleb. »Ist Slater dir so dicht auf den Fersen?«
»Nein.«
Caleb hob fragend die dunklen Brauen.
Reno rutschte unbehaglich im Sattel hin und her und überlegte, was er sagen könnte, etwas, das keine Lüge und auch nicht die Wahrheit wäre. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, seiner Schwester ein Saloongirl ins Haus zu bringen.
»Es ist für diese Jahreszeit schon reichlich spät für einen Ritt durch das Hochland«, erklärte Reno. »Und wir müssen noch ein ganzes Stück Felswüste durchqueren, bevor wir die Abajos erreichen.«
»Die Abajos, so so. Da hast du dir ja eine mächtig einsame Gegend ausgesucht.«
»Nicht ich. Die Jesuiten. Zumindest vermute ich, daß die Abajos unser Ziel sind«, sagte er mit einem Seitenblick auf Eve.
»Du vermutest es nur?« fragte Willow irritiert. »Weißt du es denn nicht genau?«
»Ich verstehe mich nicht besonders gut darauf, altspanische Schriften zu entziffern, und ich bin völlig hilflos, was den privaten Familiencode der Lyons betrifft. Da muß mein, äh, Partner, einspringen.«
»Oh.« Willow sah immer noch verwirrt aus.
Reno beabsichtigte offensichtlich nicht, weitere Erklärungen abzugeben.
Caleb schirmte seine Augen mit der Hand gegen das Sonnenlicht ab und blickte über die Weiden zum nächstgelegenen Berggipfel hinüber. Hoch oben auf seiner zerklüfteten Flanke leuchtete eine Gruppe von Espen im goldgelben Blätterkleid des Herbstes.
»Du hast noch etwas Zeit, bevor das Hochland seine Pforten schließt«, meinte er leichthin. »Von den Espen an den nördlichen Hängen haben sich bis jetzt nur wenige verfärbt.«
Reno zuckte mit den Schultern. »Ich würde mich nicht darauf verlassen. Durchaus möglich, daß dieses Jahr früh Schnee fällt.«
Der entschlossene Zug um Renos Mund sagte mehr als Worte. Er würde keinen Moment länger auf der Ranch bleiben als nötig.
»Goldfieber, was?« meinte Caleb ohne eine Spur von Bitterkeit. »Das habe ich mir gedacht.«
Reno nickte knapp.
»Nun«, sagte Caleb, »du solltest auch an deine Partnerin denken. Sie sieht zu erschöpft aus, um wegen einer Handvoll Katzengold gleich wieder loszugaloppieren. Vielleicht solltest du sie bei uns lassen, damit sie sich ausruhen kann, während du das Gelände erkundest.«
Obwohl nichts in Calebs Stimme oder in seinem Gesichtsausdruck daraufhinwies, daß er es etwas ungewöhnlich fand, wenn ein Mädchen mit einem Mann durch die Wildnis ritt, der weder ihr Ehemann, noch ihr Verlobter oder ein Blutsverwandter war, wurde Eve rot.
»Die Landkarte gehört mir«, sagte sie.
»Nicht ganz«, gab Reno zurück.
Caleb blickte ihn fragend an.
»Es ist eine lange Geschichte«, murmelte Reno.
»Das sind die besten«, erwiderte Caleb ausdruckslos.
»Dann wird es auch lange dauern, sie zu erzählen, nicht?« fragte Willow.
»Willy, ich...«, begann Reno.
»Hör mir mit dem ewigen >Willy< auf, Matthew Moran«, unterbrach sie ihn, stemmte die Hände in die Hüften und pflanzte sich vor ihrem Bruder auf.
»Hey, einen Moment...« fing Reno wieder an.
Es war zwecklos.
»Selbst wenn du die Pferde so schnell wie ein Pony-Express-Reiter wechseln und bis Sonnenuntergang im Galopp reiten würdest«, meinte Willow energisch zu ihrem Bruder, »würdest du kaum mehr als ein paar Meilen vorwärtskommen. Ihr bleibt eine Weile hier, und damit basta. Es ist schon zu lange her, seit ich weibliche Gesellschaft hatte.«
»Liebling, es ist...«, begann Caleb.
»Du hältst dich da raus«, erwiderte Willow heftig. »Matt hat einfach zu lange allein gelebt. Er hat nicht mehr Manieren als ein Wolf.«
Eve beobachtete mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken, wie Willow den beiden großen, kräftigen Männern die Stirn bot. Falls es Willow bewußt war, daß ihr Mann und ihr Bruder dreißig Zentimeter größer und wesentlich stärker als sie selbst waren, so hinderte sie das jedenfalls nicht daran, ihnen gehörig die Meinung zu sagen.
Und dennoch kam es Eve vor, als sei keiner der beiden Männer der Typ nachzugeben, schon gar nicht bei einer Frau, die nur die Hälfte ihres Gewichts und ein Drittel ihrer Kraft besaß.
Caleb und Reno tauschten einen
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