Roulette der Liebe
Schnurrbart zu greifen. Diesmal war Reno gewarnt, und er duckte sich schnell.
Ethan ließ seine Ärmchen wie Windmühlenflügel kreisen und verspritzte rund um sich Wasser. Willow schaute von dem Mehl hoch, das sie gerade abwog, sah, wie ausgelassen der Kleine war, und schüttelte den Kopf.
»Du verwöhnst ihn«, meinte sie, aber in ihrer Stimme lag kein Vorwurf.
»Eine der Freuden in meinem Leben«, erklärte Reno. »Das hier und deine Kekse.«
Mit einem freudigen Aufjauchzen warf Ethan sich an Renos Brust.
»Sachte, sachte, kleiner Mann.«
Er hielt das Baby sanft fest, um zu verhindern, daß Willows Küche am Ende so naß und glitschig wie der Boden des Badehauses war.
Ethan versuchte, sich aus Renos Griff zu befreien, brachte es aber nicht fertig. Er verzog schon weinerlich das Gesicht, um laut loszubrüllen, als Reno ihn ablenkte, indem er eine seiner pummeligen Händchen ergriff, seinen Mund auf die Innenfläche drückte und kräftig blies. Das seltsame Geräusch, das dabei entstand, entzückte das Baby.
Niemand bemerkte Eve, die in der offenen Küchentür stand und Reno mit ungläubigem und gleichzeitig sehnsüchtigem Blick beobachtete. Sie hatte nicht gedacht, daß sich hinter Renos hartem, muskulösem Körper und seiner tödlichen Schnelligkeit im Umgang mit einem Revolver so viel Sanftheit und Zärtlichkeit verbergen könnte. Als sie sah, wie liebevoll er seinen Neffen behandelte, überkam sie plötzlich das Gefühl, eine andere Welt zu betreten, eine Welt, in der alles möglich war____
Sogar Zärtlichkeit und Stärke, vereint in ein und demselben Mann.
»Verdammt, du bist so schlüpfrig wie ein Aal«, schimpfte Reno.
»Spül ihm die Seife ab«, sagte Willow, ohne aufzublicken.
»Womit denn? Den größten Teil des Wassers habe ich abbekommen.«
Willow lachte. »Warte einen Moment. Da ist noch etwas warmes Wasser auf dem Herd. Ich hole es, sobald ich mit dem Teig hier fertig bin.«
»Ich hole es«, sagte Eve, als sie die Küche betrat.
Mit Reno ging eine spürbare Veränderung vor, als er Eves Stimme hinter sich hörte. Auf einmal war er angespannt und abwehrbereit.
Willow registrierte es sofort und fragte sich, warum er sich in Gegenwart des Mädchens, das seine Geschäftspartnerin war, so verkrampft benahm. Zwischen den beiden herrschte nichts von der lockeren Entspanntheit, die Willow bei einem Paar erwartet hätte, das sich umwarb oder durch eine eher physische Liaison verbunden war.
Von Flirten konnte auch keine Rede sein. Reno behandelte Eve fast wie eine Fremde — einen Fremden, um es ganz genau zu sagen.
Das überraschte Willow, denn Reno war gewöhnlich sehr galant und wußte Frauen wohl zu schätzen. Besonders Frauen mit großen, goldfarbenen Augen, strahlendem Lächeln und einer grazilen, katzenhaften Geschmeidigkeit der Bewegung, die eindeutig - wenn auch unbewußt -Sinnlichkeit verriet.
»Danke, Eve«, sagte Willow. »Ethans Handtuch hängt dort an dem Ständer direkt neben dem Ofen.«
Aus den Augenwinkeln sah Reno, wie Eve das Handtuch und den Krug mit dem warmen Wasser für das Baby ergriff. Als sie sich vorbeugte, spannte sich der abgetragene Stoff ihres Kleides atemberaubend eng um ihre Brüste, enthüllte jede weiche Rundung. Die heftige Begierde, die sein Blut augenblicklich in Wallung brachte, ärgerte Reno. Sein sexuelles Verlangen war noch so wild und ungebärdig wie in letzter Zeit gewesen. Widerstrebend löste er seinen Blick von Eve und blickte auf das strampelnde, gesunde Baby hinunter, das sich in seinem Griff wand.
»Er hat vielleicht Calebs Augenfarbe«, meinte er und betrachtete Ethans Gesichtchen aufmerksam. »Aber der Schnitt seiner Augen stammt von dir. Genauso schräg und katzenhaft wie deine.«
»Das gleiche könnte ich auch über deine Augen sagen«, erwiderte Willow. »Gott, die Mädchen sind dir früher wie überreife Pfirsiche zu Füßen gefallen.« »Du meinst sicher Rafe, nicht mich.«
Willow schnaubte verächtlich. »Ich meine euch beide. Savannah Marie war wie ein Esel zwischen zwei Möhren, hin- und hergerissen zwischen euch beiden.«
»Es war nicht unser Aussehen, das sie so beeindruckte«, widersprach Reno. »Es war unsere Farm, die an die Ranch ihres Vaters grenzte, die es ihr so angetan hatte.«
Der schneidende Unterton in Renos Stimme ließ Willow von ihrer Teigschüssel aufblicken. »Glaubst du?«
»Ich weiß es. Das einzige, was Savannah Marie interessierte, war ihre persönliche Bequemlichkeit. Einzig und allein daran sind die
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