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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Schreien drang laut und deutlich bis in die Küche, wo Eve und Willow gerade mit dem Abwaschen des Geschirrs vom Abendessen fertig geworden waren.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Reno von der anderen Seite des Raums her. »Es sei denn, er hat Hunger. Dann gehört er ganz dir, Willy.«
    Willow lachte, als sie den Spüllappen auswrang. »Keine Bange. Er ist satt. Ich habe ihn erst vor einer Stunde gestillt.«
    Calebs Stimme schallte von dem langen Tisch im Nebenzimmer herüber, wo er und Reno über dem Tagebuch der Leons und über den Aufzeichnungen von Calebs Vater saßen, der um das Jahr 1850 herum als Landvermesser für die Armee gearbeitet hatte.
    »Eve«, rief Caleb. »Sind Sie noch nicht mit dem Abtrocknen fertig? Reno und ich haben hier verdammte Schwierigkeiten mit Ihrem spanischen Tagebuch.«
    »Bin schon unterwegs«, erwiderte Eve.
    Einen Moment später trat sie an den Tisch. Caleb erhob sich und zog den Stuhl neben seinem für sie heraus.
    »Danke«, sagte Eve und lächelte zu ihm auf.
    Caleb lächelte zurück. Das warme Lächeln ließ seine strengen Züge plötzlich attraktiv erscheinen.
    »Ist mir ein Vergnügen«, meinte er.
    Reno beobachtete sie stirnrunzelnd von der Schlafzimmertür aus, doch keiner von beiden bemerkte es. Sie hatten bereits eifrig die Köpfe über das Tagebuch gebeugt.
    Widerstrebend ging Reno weiter in das kleine Zimmer, wo Ethan schreiend gegen die Ungerechtigkeit protestierte, schon im Bett liegen zu müssen, während der Rest der Familie noch auf war.
    »Können Sie das hier entziffern?« fragte Caleb Eve und zeigte auf eine zerfledderte Buchseite.
    Sie zog die Petroleumlampe ein bißchen näher heran, nahm das Buch in die Hand und starrte stirnrunzelnd auf die verblaßte, kunstvoll verschnörkelte Schrift.
    »Don dachte, diese Abkürzung stünde für den sattelförmigen Hügel im Nordwesten«, sagte sie langsam.
    Caleb hörte die Zweifel in ihrer Stimme.
    »Und was denken Sie?« wollte er wissen.
    »Ich denke, sie bezieht sich auf diese Angabe hier.«
    Sie blätterte zwei Seiten zurück und zeigte auf die fremdartigen Symbole, die am Rand entlangliefen.
    Eines der Symbole war tatsächlich mit einer Abkürzung versehen, die der anderen glich. Aber die Buchstaben waren so verwischt, daß man nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob es sich um dieselbe handelte.
    »Wenn dem so ist«, meinte Caleb, »dann hat Reno recht. Die Abkürzung dürfte sich eher auf die Abajos beziehen, nicht auf die Platas.«
    Caleb schlug das Tagebuch seines Vaters auf und blätterte darin herum.
    »Hier«, fügte er hinzu und wies auf eine Notiz. »Hier hat Dad vermerkt, daß ihn das Gelände in der Form an einen spanischen Sattel erinnerte, als er aus dieser Richtung heraufkam, aber...«
    »Aber?«
    Caleb überschlug ein paar Seiten, bis er die Landkarte fand, die er selbst gezeichnet hatte. Auf ihr hatte er die Entdeckungen seines Vaters und seine eigenen zusammengefaßt.
    »Dies sind die Berge, die die Spanier Las Platas nannten«, sagte er.
    »Die Silver Mountains«, übersetzte Eve.
    »Richtig. Und wo es Silber gibt, gibt es gewöhnlich auch Gold.«
    Die freudige Erregung, die Eve erfaßte, spiegelte sich in ihrem Lächeln wider.
    »Wenn man sich aus dieser Richtung nähert«, fuhr Caleb fort, »haben die Berge aus einiger Entfernung eine vage Ähnlichkeit mit einem spanischen Sattel. Aber das könnte man von vielen Bergen behaupten.«
    »Haben sie tatsächlich Silber in den Platas gefunden?«
    Caleb zuckte die Achseln. »Sie haben irgendwo auf dieser Seite der Rocky Mountains Silber gefunden.«
    »Hier in der Nähe?«
    »Das weiß niemand genau.«
    Caleb zeigte auf die verstreuten Ansammlungen von Berggipfeln auf der Landkarte. Einige erhoben sich wie Inseln aus der roten Felswüste im Westen. Andere waren Teil der Rocky Mountains. Am Fuße einer der Berggruppen war Calebs Ranch eingezeichnet.
    Die Ausläufer der übrigen Berge waren nur mit Fragezeichen markiert, an den Stellen, wo die Spanier möglicherweise vor vielen Jahrhunderten Aussichtspunkte errichtet hatten. Und dennoch war das Land nicht gänzlich unberührt von menschlicher Gegenwart. Die gestrichelten Linien auf der Karte - die wie die Nebenflüsse zu einem unsichtbaren Fluß wirkten - bezeichneten wahrscheinlich spanische Reitwege, die aus dem Gebirge hinausführten, in der Canyonebene zusammenliefen und dann südlich zu dem Gebiet führten, das früher einmal Neu Spanien genannt wurde.
    »Aber hier«, sagte Caleb und zeigte auf das

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