Roulette der Liebe
Wasser.«
»Gut.«
»Dann hat er mir erzählt, das Gold, das ich suchte, hätte ich bereits in der Hand«, fuhr Reno fort.
»Was?«
»Er meinte, ich könnte das Gold nicht sehen, deshalb würde er mir den Weg zu der spanischen Mine verraten.«
»Er wußte den Weg?« fragte sie verblüfft.
»Anscheinend ja. Die Anhaltspunkte, die er mir genannt hat, sind die gleichen wie in dem spanischen Tagebuch.«
»Und er hat es dir einfach gesagt?«
Reno nickte.
»Warum?« wollte Eve wissen.
»Das gleiche habe ich ihn auch gefragt. Er sagte, es wäre seine Rache dafür, daß er in eine Zukunft geblickt hat, die er nicht sehen wollte. Dann ist er gegangen.«
Reno ergriff Darlings Zügel und schwang sich in den Sattel.
»Rache. Großer Gott!«
»Wir wollen sehen, ob er recht hatte mit dem Wasser«, erklärte Reno. »Andernfalls leben wir vielleicht gar nicht lange genug, um uns wegen der Rache Sorgen zu machen.«
Er trieb Darling auf die langen Schatten zu, die sich am Fuß der Felsen ausbreiteten.
»Wildspuren«, sagte Reno nach einer Pause.
Eve sah genau hin, konnte aber in dem Zwielicht keinerlei Abdrücke ausmachen.
»Kein Zeichen von wilden Pferden«, fuhr er fort. »Eigenartig. Es gibt verdammt wenige Wasserlöcher, die ein Mustang nicht aufspüren kann.«
Als der Himmel und die Wolken über ihnen sich purpurrot färbten, öffnete sich in den Felsklippen ein schmaler Nebencanyon. Reno gab Darling die Sporen und ritt hinein. Innerhalb von Minuten wurde der Durchgang so schmal, daß sie absitzen und einzeln hintereinander gehen mußten. Nach ein paar Metern Sand bestand der Grund der Schlucht nur noch aus glatten, vom Wasser blank geschliffenen Steinen. Ein flacher Teich schimmerte im Halbdunkel.
Darling zerrte unruhig an den Zügeln.
»Immer mit der Ruhe, Trotzkopf«, murmelte Reno. »Laß mich erst die Wasserstelle überprüfen.«
Während Eve die Pferde hielt, las Reno die Zeichen, die in dem feinen Schwemmsand am Rand des versickernden Teiches zurückgeblieben waren. Er kam zu den Pferden zurück, band die Kanister ab und begann sie zu füllen. Als er fertig war, trat er zurück.
»Laß sie trinken. Nacheinander.«
Während Darling gierig trank, beobachtete Reno aufmerksam den Wasserspiegel.
»In Ordnung, das ist genug! Jetzt ist die Graubraune dran.«
Unter Renos wachsamen Blicken durfte jedes der vier Pferde seinen Durst stillen. Danach war nur noch wenig Wasser übrig, kaum mehr als eine aufgewühlte, schlammige Pfütze, die nur noch ein Viertel der Größe aufwies, die der flache Teich vor der Tränkung der Pferde hatte.
»Wird er sich wieder füllen?« fragte Eve.
Reno schüttelte den Kopf. »Nicht vor dem nächsten Regen.«
»Und wann wird das sein?«
»Vielleicht schon morgen. Vielleicht aber auch erst im nächsten Monat.«
Er blickte über die Pfütze hinweg auf die Stelle, wo die Felswände zurückwichen.
»Sieh mal!« rief Eve.
Reno fuhr zu ihr herum. Wortlos zeigte sie auf die Wand hinter ihm. Dort, auf der rostroten Oberfläche des Felsens, hatte jemand ein Symbol eingeritzt. Es war das gleiche wie eines der Symbole in dem spanischen Tagebuch.
»Ständige Wasserversorgung«, übersetzte Eve.
Reno starrte auf die Pfütze, dann auf den ausgetrockneten, nicht sehr viel versprechend wirkenden Spalt, der so eng war, daß er sich seitlich würde hineinzwängen müssen.
»Bring die Pferde zu einer Stelle mit Gras und leg ihnen Fußfesseln an«, sagte er. »Und versuch zu schlafen.«
»Wo willst du hin?«
»Nach Wasser suchen.«
Am darauffolgenden Tag schlief Reno, bis die Sonne über die hohen Wände des Canyons aufgestiegen war und das versteckte Tal mit gleißendem Licht überflutete. Reno erwachte, so wie er es immer tat — ganz plötzlich und ohne den verschwommenen Zustand zwischen Schlaf und völligem Wachsein. Er stützte sich auf einen Ellenbogen und blickte über die Asche des kleinen Lagerfeuers hinweg zu dem Mädchen hinüber, das auf der Seite schlief, die langen Haare wie ein goldbrauner Heiligenschein auf den Decken ausgebreitet.
Begehren flammte in Reno auf, so heiß und intensiv wie das Sonnenlicht, das das Tal erfüllte. Mit einem gemurmelten Fluch rollte er sich von seiner Schlafstelle.
Das Knistern des Lagerfeuers erschreckte Eve. Sie erwachte und richtete sich hastig auf.
»Ruhig, gata. Ich bin es nur.«
Eve blinzelte und schaute sich um. »Ich bin eingeschlafen.«
»Das kann man wohl sagen. Vor ungefähr vierzehn Stunden.«
Reno blickte vom Feuer
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