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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sind.«
    Trotz Renos Warnung fiel es Eve schwer, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen, als sie sich schließlich durch Pinien und Gestrüpp hindurch bis zu dem schuttbedeckten Fuß des Felsens durchgekämpft hatten und keinerlei Anzeichen einer ständigen Wasserquelle fanden.
    Als die Sonne hinter dem Rand des Canyons unterging, saß Eve auf ihrem erschöpften Mustang und betrachtete die verfallenen Wände, die seltsam geformten Fenster und die zugemauerten Räume der Ruine. Hier herrschte völlige Stille, als vermieden sogar die Tiere diese zerstörten Überreste, die an die Menschen erinnerten, die wie Regen über dieses Land gekommen und wieder gegangen waren.
    »Vielleicht ist es das, was sie vertrieben hat«, sagte Eve nachdenklich. »Sie hatten kein Wasser mehr.«
    »Vielleicht«, erwiderte Reno, »und vielleicht haben sie auch zu viele Schlachten verloren, um an dem festzuhalten, was sie besaßen.«
    Eine halbe Stunde nachdem die Sonne hinter steinernen Mauern verschwunden war, war der Himmel über ihnen immer noch taghell. Allmählich drehte sich der Wind, wehte aus einer anderen Richtung. Einer nach dem anderen hoben die Mustangs die Köpfe, richteten die Ohren auf und schnupperten in den Wind.
    Reno zog blitzschnell seinen sechsschüssigen Revolver, schoß aber nicht.
    Kalt lief es Eve über den Rücken, als sie plötzlich einen Indianer aus den Ruinen auf sich zukommen sah.
    »Ich dachte, Indianer würden Orte wie diese meiden«, sagte sie leise.
    »Gewöhnlich tun sie das auch. Aber manchmal betritt ein sehr mutiger Zauberpriester die alten Orte auf der Suche nach Medizin. Nach dem Aussehen seiner silberweißen Haare zu urteilen, würde ich sagen, er ist hierhergekommen, um seinen Göttern eine letzte Frage zu stellen.«
    Renos Revolver verschwand wieder im Halfter, sobald der Indianer nahe genug herangekommen war, um erkennen zu lassen, daß seine Gesichtsbemalung eher der eines Medizinmannes als der eines Kriegers entsprach. Die ursprünglich leuchtende Farbe war gesprungen und staubig, als hätte sich der Schamane sehr lange Zeit mit seinen Göttern beraten. Reno griff hinter sich in seine Satteltasche nach dem kleinen Sack mit Tauschgütern, den er immer bei sich hatte. Er zog einen Beutel Tabak heraus und saß ab.
    »Bleib hier«, warnte er Eve. »Sprich nicht mit ihm, es sei denn, er spricht dich als erster an.«
    Eve schaute neugierig zu, wie Reno und der Zauberpriester schweigend Begrüßungen austauschten. Die Zeichensprache, die sie dabei benutzten, hatte etwas seltsam Anmutiges, war so fließend wie Wasser. Nach einer Weile wurde der Tabaksbeutel angeboten und akzeptiert. Eigentlich, dachte Eve, wäre Nahrung als Geschenk besser geeignet gewesen, denn der Medizinmann sah ausgezehrt und müde aus, so mager wie ein wilder Mustang, der nie die pflegende Hand eines Menschen kennengelernt hatte.
    Und genau wie ein wilder Mustang war der Zauberpriester wachsam, unnahbar und mißtrauisch. Als er sich umwandte und Eve direkt ansah, fühlte sie die Macht seiner Gegenwart so deutlich, wie sie damals Renos Kraft gespürt hatte, als sie die spanischen Wünschelruten hielten.
    Es schien ewig zu dauern, bis der Indianer seinen Blick wieder abwandte und Eve von seinen klaren, unheimlichen Augen befreite.
    Als sich der alte Mann wieder zu Reno umdrehte, beschrieben seine Arme und Hände graziöse Bögen und geschwungene Linien, blitzschnelle Gesten, denen Eve kaum folgen konnte. Reno achtete konzentriert auf jede Bewegung. Sein Schweigen sagte Eve, daß etwas Unerwartetes geschah.
    Plötzlich machte der Indianer kehrt und schritt davon. Er blickte nicht zurück.
    Reno drehte sich zu Eve um und warf ihr einen eigenartigen Blick zu.
    »Stimmt irgendwas nicht?« fragte sie besorgt.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein, nein.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Soweit ich es verstanden habe, ist er hergekommen, um in die Vergangenheit zurückzuschauen, und hat statt dessen die Zukunft gesehen. Uns. Es gefiel ihm nicht, aber die Götter haben seine Fragen beantwortet, und damit war die Sache erledigt.«
    Eve runzelte die Stirn. »Merkwürdig.«
    »So sind Zauberpriester nun mal«, erwiderte Reno trocken. »Das wirklich Seltsame an ihm war seine Bemalung. Ich habe noch nie einen Indianer die alten Zeichen von den Felswänden benutzen sehen.«
    Reno blickte über seine Schulter. Der Indianer war verschwunden. Stirnrunzelnd wandte er sich wieder zu Eve.
    »Er hat mir gesagt, weiter voraus gäbe es

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