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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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auf. »Du bist aufgewacht, als ich in der Nacht zurückkam.«
    »Daran kann ich mich gar nicht erinnern.«
    Aber Reno konnte es. Als er Eve zudeckte, hatte sie schläfrig seine Hand geküßt und sich dann tiefer in die Decken gekuschelt, denn die Nächte waren empfindlich kühl.
    Das bedingungslose Vertrauen, das in Eves Liebkosung zum Aus-druck kam, hatte Reno mit verzehrender Sehnsucht erfüllt. Fast wäre er neben sie unter die Decken geglitten. Es hatte Reno erschreckt, wie groß das Maß an Selbstbeherrschung war, um nicht die Decken wegzureißen und Eves Körper mit Küssen zu bedecken.
    Es sagte ihm, wie heftig er ein Mädchen begehrte, das ihn nicht wollte. Nicht wirklich. Nicht genug, um sich ihm aus reiner Leidenschaft hinzugeben.
    »Hast du Wasser gefunden?« fragte Eve.
    »Das ist der Grund, weshalb wir nicht schon wieder unterwegs sind. Die Pferde brauchen eine Ruhepause.«
    Eve ebenfalls - aber Reno wußte, sie würde darauf bestehen, weiterzureiten, wenn sie glaubte, er mache nur ihretwegen Rast. Ihr tiefer, erschöpfter Schlaf letzte Nacht hatte bewiesen, wie nahe Eve am Ende ihrer Kräfte gewesen war.
    Sie frühstückten in trägem Schweigen, das freundlicher und verbindender war, als es jede Unterhaltung hätte sein können. Als sie fertig waren, lächelte Reno Eve an, die gerade ein Gähnen unterdrückte.
    »Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang?« fragte er.
    »Wie klein?«
    »Höchstens eine Viertelmeile.«
    Eve lächelte zurück und stand auf.
    Sie folgte Reno in den engen Felsspalt am Anfang des Zubringercanyons. Ihre Schultern paßten hinein, ohne daß sie sich seitlich hätte hineinschieben müssen, was den Durchgang auf den ersten Metern erleichterte. Dann mußte auch sie sich drehen und wenden, um weiterzukommen. Allmählich verbreitete sich die Passage wieder, bis zwei Personen nebeneinandergehen konnten. Die Felswände wurden kühl und feucht. Pfützen glänzten auf dem Granitboden.
    Der Canyon beschrieb unzählige Windungen und Kurven, während er sich durch Schichten von Fels hindurchschlängelte. Kleine Teiche tauchten hier und da auf. Einige waren nur Zentimeter tief. Andere einen Meter oder mehr. Das Wasser war kühl und frisch, denn es wurde von Becken aus solidem Stein aufgefangen.
    Von irgendwoher weiter vorn kam das Geräusch plätschernden Wassers. Eve erstarrte und lauschte mit angehaltenem Atem. Sie hatte noch nie etwas so Wundervolles gehört wie das melodische Rauschen von Wasser in einem ausgedörrten Land.
    Augenblicke später führte Reno Eve zu einer glockenförmigen Öffnung des schmalen Canyons. Ein Wasserfall, nicht breiter als Renos Hand, stürzte von einem zehn Meter hohen Felsvorsprung herab und ergoß sich in ein Becken. Das Plätschern des Wassers war kühl und köstlich, ein Murmeln von Gebeten und Gelächter zugleich. Aus jeder Spalte wuchsen Farne heraus, mit Wipfeln von einem so reinen, leuchtenden Grün, daß sie sich wie Smaragdfeuer gegen den grauen Stein abhoben. Sonnenstrahlen streichelten die in feinen Dunst gebadete Oberfläche des Teichs, ließen Millionen winziger Regenbögen erglühen.
    Eve stand lange Zeit schweigend, fasziniert von der Schönheit des verborgenen Teichs.
    »Paß auf, wo du hintrittst«, sagte Reno mit gedämpfter Stimme, als er schließlich weiterging.
    Moos überzog den Steinboden, machte jeden Schritt schwierig. Die schwachen Abdrücke, die Reno bei seinem Erkundungsgang am Tag zuvor hinterlassen hatte, waren das einzige Anzeichen dafür, daß seit langer, langer Zeit ein Lebewesen die Wasserstelle aufgesucht hatte.
    Aber davor waren schon Menschen hier gewesen. Indianer und Spanier hatten Botschaften und Namen in die Oberfläche der glatten Sandsteinfelsen eingeritzt.
    »Fünfzehnhundertachtzig«, las Reno laut vor.
    Neben das Datum hatte ein Mann in eigenartiger, formeller Schrift seinen Namen geschrieben: Capitan Cristobal Leon.
    »Mein Gott!« hauchte Eve.
    Sie zeichnete das Datum mit zitternden Fingerspitzen nach, während sie an den Mann dachte, der hier sein Zeichen vor Hunderten von Jahren hinterlassen hatte. Sie fragte sich, ob er genauso durstig gewesen war wie sie, als sie den ersten Teich entdeckt hatten, und ob auch ihn die Schönheit des tiefen Beckens, eingehüllt in Schleier von schimmernden Regenbögen, so sehr bezaubert hatte.
    Es gab noch mehr Zeichen auf der Felswand, Figuren, die in keinerlei Verbindung zu den Traditionen europäischer Kunst oder Geschichte standen. Einige Zeichnungen waren leicht zu

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