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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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geborgte Kleid. Es war eigenwillig, frivol und unbedacht von ihr gewesen, Mr. Worthy und Lady Wolverton in Schwierigkeiten zu bringen. Das sah ihr gar nicht ähnlich. In den letzten Tagen hatte sie sich verändert. Sie sollte so schnell wie möglich in ihr Dorf zurückkehren. Ihre Eltern würden sich schämen, wüssten sie von ihrem Benehmen, und Mr. Kingswood … Sie biss sich auf die Unterlippe. Er würde sie ob ihres Betragens verdammen. Er war ein Kavalier der alten Schule und glaubte, natürliche Regungen und körperliche Bedürfnisse müssten strikt beherrscht werden, dürften nie Vorrang vor dem Intellekt haben.
    Müde lehnte Sara den Kopf an die Polsterung. Mr. Craven, würde sie jetzt verachten. Wider Willen erinnerte sie sich an das brennende Gefühl seiner Hände auf ihrem Leib und seine heißen, ungestümen Küsse. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken, und ihr Herz machte einen Sprung. Gott möge ihr verzeihen, aber nichts, was sie getan hatte, tat ihr leid. Niemand würde imstande sein, ihr die Erinnerungen zu nehmen. Sie würden ihr bleiben, selbst wenn sie in der Geborgenheit ihres Dorfs auf dem Land war. Wenn sie eine alte Frau sein würde, gemütlich in einer Ecke des Salons saß und den über ihre Verehrer kichernden Enkeltöchtern zuhörte, würde sie bei dem Gedanken, dass sie einmal vom verrufensten Manne Londons geküsst worden war, still vor sich hin lächeln.
    Der Anblick einer sich vor dem Club versammelnden Menschenmenge lenkte sie ab. Stirnrunzelnd schaute sie die vielen Fahrzeuge und düster gekleideten Gestalten an, die das Gebäude umgaben. »Was ist los?« Sie starrte noch auf die Leute, als Mr. Jenners Kutsche abfuhr. »Sind das Konstabler?«
    »Könnte sein.«
    »Dann macht man eine Razzia? Während eines öffentlichen Balls?«
    Mr. Jenners blaue Augen glitzerten vor Vergnügen. »Sieht so aus.«
    »Dafür sind Sie verantwortlich!« rief Sara aus.
    »Ich?« fragte er in unschuldigem Ton. »Ich bin nur ein einfacher Spielsalonbesitzer, Schätzchen.« Sein zufriedenes Grinsen strafte seine Worte jedoch Lügen.
    »Oh, Mr. Jenner, das ist sehr schlimm von Ihnen«, schimpfte Sara, während die Kutsche durch die Straße ratterte.
    »Ich sehe nicht, was Sie dadurch zu erreichen hoffen. Der arme Mr. Craven hat heute schon genug um die Ohren.«
    »Der arme Mr. Craven?« wiederholte Ivo indigniert. »Ach, Weiber! Haben Sie sich jetzt auf seine Seite geschlagen?«
    »Ich ergreife für niemanden Partei.« Sara bedachte ihn mit einem langen, missbilligenden Blick. »Soweit ich das beurteilen kann, unterscheiden Sie sich nicht im Mindesten von Mr. Craven.«
    »Eine Razzia!« rief jemand im Club, als die Polizisten durch die Türen stürmten. Aus dem fröhlichen Trubel wurde ein Chaos. Die Gäste rannten verwirrt in Grüppchen durch die Räume, derweil die Angestellten hastig die Spieltische zudeckten, Würfel und Kartenspiele, Markierbretter und Jetons verschwinden, ließen. Die Konstabler schwärmten in den Club, blieben stehen und beäugten begierig die knapp bekleideten Mädchen. Unauffällig bedienten sie sich am üppigen Büfett und nahmen sich von den teuren Weinen. Für die schlechtbezahlten Ordnungshüter war das eine seltene Gelegenheit, sich vollzustopfen.
    Mit säuerlicher Miene beobachtete Derek aus einer Ecke des Hauptraums das Geschehen. »Was für ein Abend!«
    murmelte er.
    Jenner hatte den Schlag perfekt terminiert und dem ohnehin schon an Ärger reichen Abend noch eins daraufgesetzt. Doch die Razzia war nichts. Das, was zuvor passiert war, hatte Derek aus der Fassung gebracht. Seit den frühen Tagen seiner Jagd auf flotte Trottoirschwalben hatte er nicht auf dem Trockenen gesessen. Das passte ihm jetzt noch weniger als damals. Doch jetzt war sein ganzer Körper schmerzhaft angespannt. Jedermann wusste, dass es für einen Mann nicht gesund war, sich in einem solchen Zustand zu befinden. Im Stillen listete er die Arten auf, wie er Miss Fielding am liebsten für ihre Launen bestraft hätte. Gott sei Dank war er sie jetzt endlich los. Sie würde ihn nicht mehr in Versuchung bringen. Er würde ihre blauen Augen nicht mehr sehen müssen. Sie würde nicht mehr Notizen machen und Leute befragen und Recherchen machen, die für sie nur ein Vorwand waren, ihre Nase in seine anstößige Vergangenheit zu stecken. Derek kramte in seiner Jackentasche, fand Miss Fieldings Brille und schloss fest die Finger darum.
    »Mr. Craven.« Zögernd näherte Barry sich ihm. Seine hohe Stirn

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