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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Raum gab es keinen Bücherschrank, aber die Holzvertäfelungen hatten die richtigen Maße. Rasch zog sie die Handschuhe aus und ließ die Hände über die Ränder der Holzvertäfelung gleiten. Sie drückte darauf, klopfte sie ab und suchte nach einem Anzeichen für eine verborgene Tür. Als sie die Hoffnung schon aufgegeben wollte, fand sie einen winzigen Schnäpper. Triumphierend zog sie diesen Teil der Vertäfelung auf und entdeckte einen dunklen Geheimgang. Zufrieden seufzend, betrat sie ihn und machte die Vertäfelung hinter sich zu.
    Sie tastete sich ein Stück durch den engen Gang und blieb stehen, als sie das Klirren von Geschirr und Silberzeug sowie die gedämpfte, gebieterisch klingende Stimme von Monsieur Labarge hörte. Die Geräusche drangen von der anderen Seite der Mauer zu ihr herüber. Der Küchenchef brüllte einen unglücklichen Helfer an, der offenbar die falsche Soße auf ein Fischgericht gegossen hatte.
    Da Sara nicht den Wunsch hatte, in der Küche einen großen Auftritt zu haben, ging sie an der Geheimtür, die zu Monsieur Labarges Reich führte, vorbei. Nach einem langen Weg in der Dunkelheit blieb sie bei einer kleinen Tür stehen, von der sie annahm, dass man durch sie in eines der weniger frequentierten Spielzimmer gelangte. Sie drückte das Ohr an den Türspalt und blinzelte durch das Guckloch. Es hatte den Anschein, dass der Raum leer war.
    Sie steckte die Fingernägel in die Ritze der Vertäfelung und zerrte, bis das Gefach sich quietschend öffnete. Mit raschelnden Röcken ging sie über die Schwelle, machte die Tür zu und seufzte triumphierend.
    »Sehr interessant.«
    Sie zuckte zusammen, weil die Stimme so unerwartet zu ihr gedrungen war, wirbelte herum und sah einen ihr unbekannten Mann. Er war hochgewachsen stämmig, glattrasiert und rotblond. Nachdem er die Maske abgenommen hatte, sah Sara sein attraktives, wenn auch etwas verbeultes Gesicht. Seine Nase war plattgedrückt, und sein Lächeln wirkte schief. Wenngleich der Ausdruck seiner hellblauen Augen etwas Geheimnisvolles und Arglistiges hatte, war sein Lächeln so gewinnend, dass Sara zu der Erkenntnis gelangte, sie habe von ihm nichts zu befürchten, Sie war überzeugt, noch einen Cockney in gutgeschnittenen Sachen vor sich zu haben.
    Sie strich sich über das zerzauste Haar und lächelte schwach. »Verstecken Sie sich hier vor jemandem?« fragte sie und wies mit einem Nicken auf die geschlossene Tür »Könnte sein«, antwortete er leicht hin. »Und Sie?«
    »Ja«, gestand sie und strich sich eine der zerzausten Strähnen hinter das Ohr.
    »Vor einem Mann?« fragte er.
    »Vor wem sonst?« Weltklug zuckte sie mit den Schultern. »Warum verstecken Sie sich?«
    »Sagen wir, dass ich kein Günstling von Mr. Craven bin.«
    Plötzlich lachte sie trocken auf: »Das bin ich auch nicht.«
    Der Mann grinste und wies auf eine Weinflasche, die auf einem der Spieltische stand. »Lassen Sie uns darauf trinken.« Er füllte ein Glas und reichte es der Frau.
    Dann setzte er die Flasche an den Mund und schluckte den guten Jahrgangswein mit einer Achtlosigkeit hinunter, die einen Franzosen zum Weinen gebracht hätte. »Vermutlich ist das guter Stoff stellte er fest. »Aber für mich schmeckt das. alles gleich.«
    Sara legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und kostete den exzellenten Geschmack des Weins aus.
    »Nur das Beste für Mr. Craven«, erwiderte sie.
    »Aufgeblasener Bastard, unser Mr. Craven. Aber ich beleidige nicht gern jemanden, dessen Gesöff ich mir einverleibe.«
    »Schon gut«, sagte Sara beruhigend. »Sie können ihn so viel beleidigen, wie Sie wollen.«
    Der Fremde betrachtete sie mit offenkundiger Bewunderung. »Sie sind ein hübsches Ding. Hat Mr. Craven mit Ihnen gebrochen?«
    Der anerkennende Blick des Mannes war Balsam auf Saras verletzte Eitelkeit. »Es gab nichts zu brechen«, gestand sie und hob das Glas an die Lippen. »Mr. Craven will mich nicht.«
    »Der blöde Kerl«, rief der Fremde aus und lächelte auffordernd. »Kommen Sie mit mir, mein Täubchen. Ich werde Sie ihn vergessen lassen.«
    Sara lachte und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Es liegt an meiner verbeulten Visage, nicht wahr?« Bedauernd strich der Mann sich über das verunstaltete Gesicht.
    »Ich bin viel zu oft flachgelegt worden.«
    Sara hatte begriffen, dass er glaubte, sie weise ihn zurück, weil er nicht gut aussah. »O nein, daran liegt es nicht«, er widerte sie hastig. »Ich bin sicher, viele Frauen würden Sie

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