Roulette des Herzens
vor, morgen vom Henker aufgeknüpft zu werden.«
Vor Dankbarkeit hätte Barry Mr. Craven sogar die Füße geküsst. Seit diesem Tag hatte er Mr. Craven treu gedient.
Nun jedoch, angesichts des Zustandes, in den sein willensstarker, erfolgreicher Arbeitgeber geraten war, wusste er nicht, wie er ihm helfen solle. »Ich begreife, warum Sie sich das antun, Mr. Craven«, sagte er zögernd und verzog gequält das Gesicht. »Auch ich war einmal verliebt.«
»Ich erinnere mich. Ihre noble Affäre mit der diebischen Zofe.«
Barry ignorierte die Spitze und fuhr in ruhigem, ernstem Ton fort: »All die Jahre ist kein Tag verstrichen, an dem ich nicht an dieses Mädchen gedacht hätte. Noch immer sehe ich ihr Gesicht vor mir, deutlicher und klarer als alles andere, an das ich mich erinnern kann.«
»Sie Narr!«
»Ja, Sir. Logisch ist mein Verhalten nicht. Niemand kann erklären, warum eine Frau einem Mann das Herz aus der Brust reißen und nicht mehr loslassen kann. Für Sie ist diese Frau Miss Fielding, nicht wahr?«
»Raus!« antwortete Derek grob und krallte die Finger in das zerdrückte Laken.
»Selbst wenn Sie Miss Fielding verloren haben, Sir, müssen Sie Ihr Leben in einer Weise verbringen, die Ihren Gefühlen für sie gerecht wird. Es würde sie traurig stimmen, Sie, so zu sehen.«
»Hinaus!«
»Also gut, Sir.«
»Und schicken Sie eine neue Flasche Gin herauf.«
»Wie Sie wünschen, Sir«, murmelte Barry und verließ den Raum.
Vielleicht würde Mr. Braven später merken, dass die Flasche ihm nicht gebracht worden war. Jetzt jedoch versank er bezecht in Schlaf. Er hatte sinnlose Träume, warf sich hin und her und murmelte Unverständliches.
Mitten in den Alpträumen wurde er sich bewusst, dass der Körper einer Frau sich an ihn presste. Kleine Hände schoben sich unter seinen Morgenmantel und zogen ihn auseinander. Er wurde erregt. Hungrig drückte er sich an die Frau und genoss es, dass sie seine Erregung mit geschickten Fingern steigerte. Er zog sie näher und umfasste ihre Brüste.
Aus dem brennenden Verlangen, in sie einzudringen, wälzte er sich auf sie, zwängte ihre Knie auseinander und brachte sich in die richtige Stellung. Er ließ die Lippen über ihre Kehle gleiten und blies den warmen Atem auf die feuchte, von ihm hinterlassene Spur. Leidenschaftlich stöhnend, bog die Frau sich ihm entgegen und schlang ihm die Arme um die Schultern. »Sara«, sagte er keuchend an ihrem Ohr und begann, in sie einzudringen. »O Sara!«
Sogleich spürte er messerscharfe Krallen, die ihm den Rücken zerkratzten und sieh tief in seine Haut gruben. Vor Überraschung und Schmerz schnappte er nach Luft. Er schwang sich zurück, um das brennende Kratzen zu unterbinden, ergriff die schlanken Handgelenke der Frau und drückte sie beiderseits ihres Kopfes auf das Kissen.
Unter ihm lag Lady Joyce Ashby, die ihn wütend anstarrte. Sie hatte die Finger gekrümmt, deren Spitzen rot von seinem Blut waren. »Du Bastard!« spie sie ihm entgegen. »Nenn mich nie mehr beim Namen einer anderen Frau!«
Er vernahm einen dumpfen Aufschrei und merkte nicht, dass er ihn von sich gegeben hatte. Seine Hände schlossen sich um Joyces Hals. Ihm wurde rot vor den Augen. Er grub die Finger in ihren Hals und drückte zu, bis ihr Gesicht rot anlief. Mit triumphierend verzerrter Miene starrte sie ihn an, als sei ihr sein mörderischer Griff um den Hals willkommen. In dem Moment, da sie die Augen verdrehte, ließ er sie wütend los und sprang vom Bett.
Sie krümmte sich auf dem zerrauften Laken zusammen. Der Raum war erfüllt von ihrem heftigen Keuchen.
Mit zitternder Hand griff Derek nach dem mit einer Quaste verzierten Klingelzug am Bett und läutete. Benommen ging er dann zum Fenster und, raffte den Morgenmantel um sich. Er rieb sich das unrasierte Kinn. »Verrückt und fünf ist neune!« murmelte er. Es war nicht klar, ob er sich auf Joyces Betragen oder sein Verhalten bezogen hatte.
Schließlich bekam sie wieder richtig Luft und fragte: »Was hat dich davon abgehalten, mich umzubringen?«
Er sah sie nicht an. »Ich will nicht wegen Mordes gehängt werden.«
»Ich würde gern sterben«, erwiderte sie ächzend, »und dich mit mir nehmen.«
Die Situation stieß ihn ab, erzeugte ihm Übelkeit. Sie war wie eine Wiederholung seiner Vergangenheit, eine Erinnerung daran, dass die Jahre der Entbehrungen ihn stets verfolgen und ihm ein normales Leben unmöglich machen, würden. Er spürte den bitteren Geschmack der Niederlage im
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