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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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geteilte Prunktreppe mit dem kunstvollsten vergoldeten Geländer, das Sara je gesehen hatte, führte in die obere Etage.
    Lady Wolverton geleitete Sara durch die große Halle. Der Raum hatte enorme Ausmaße, ein Tonnengewölbe, aufwendige Stuckverzierungen und die feierliche Ausstrahlung einer Kathedrale. »Morgens gehen die Herren jagen, und nachmittags spielen sie Billard. Die Damen trinken Tee, plaudern und machen ein Schläfchen. Gemeinsam spielen wir an jedem Abend Charade und Karten. Das ist wirklich eintönig. Ich wette, Sie werden sich zu Tode langweilen.«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Sara bemühte sich, mit der Countess Schritt zu halten, als man durch eine lange, an einer Seite mit Spiegeln und Gemälden geschmückte, an der anderen mit französischen Türen versehene Galerie zum rückwärtigen Teil des Hauses ging.
    Derweil sie durch Räume geführt wurde, die für kleinere Zusammenkünfte bestimmt waren, wurden Lady Wolverton und sie neugierig von den in kleinen Gruppen zusammenstehenden Gästen angesehen. Der Musiksalon war. voll von kichernden, plappernden Mädchen. Lily winkte sie fröhlich zur Seite, ohne den Schritt zu verhalten.
    »Einige Familien des Landadels werden ihre Töchter für die erste Saison beim Ball präsentieren«, erklärte sie.
    »Hier, ist es weniger anstrengend für die Mädchen als in einem stickigen Salon in London. Ich zeige Ihnen gleich den Ballsaal, doch zunächst.«
    Lily öffnete die Tür zum Billardzimmer. Es war ein ganz in maskulinem Geschmack ausgestatteter Raum, die Sitzmöbel mit burgunderfarbenem Damast bezogen, mit viel Leder und dunkler Holzvertäfelung. Herren allen Alters hielten sich um die geschnitzten Billardtische aus Mahagoni auf. Der Rauch von ihren Zigarren kräuselte sich um die über den Tischen hängenden Schirmlampen.
    »Meine Herren, ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich mein Spiel beenden muss, weil ich meinen neuen Gast durch das Haus führen will«, verkündete Lily. »Lansdale, würden Sie meinen Platz beim Spiel einnehmen?«
    »Das wird er«, bemerkte jemand. »Aber das wird nur halb so attraktiv für uns sein.« Allgemeines Schmunzeln folgte diesen Worten.
    Lord Lansdale, ein ungewöhnlich kleiner Mann mittleren Alters, der ein hübsches aristokratisches Gesicht hatte, sah Sara unverhohlen interessiert an. »Vielleicht möchten Sie doch lieber weiter Billard spielen, Lady Wolverton, und es mir überlassen, Ihren Gast herumzuführen.«
    Der Vorschlag machte Sara erröten. Etliche Herren lachten.
    Lily verdrehte die Augen und sagte zu Miss Fielding: »Passen Sie gut auf ihn auf, mein Lämmchen. Mehr noch, trauen Sie keinem dieser Herren. Ich kenne sie alle und versichere Ihnen, dass sich hinter dem eleganten Äußeren ein Rudel Wölfe verbirgt.«
    Sara sah, dass diese Äußerungen den Herren gefielen. Sie hielten sich, ungeachtet ihrer Bäuche und des sich lichtenden Haupthaares, ganz eindeutig für Frauenhelden. »Zumindest sollten Sie uns bekannt machen«, schlug Lord Lansdale vor und näherte sich. »Ihre Miss Fielding ist das hübscheste Geschöpf, das ich heute zu Gesicht bekomme.« Er ergriff ihre Hand, verneigte sich und gab ihr einen galanten Handkuss.
    Lily ging gern auf das Ansinnen ein. »Ich möchte Ihnen, Lansdale, Overstone, Aveland, Stokehurst, Bolton und Ancaster, Miss Sara Fielding vorstellen, eine begabte, charmante Autorin, deren Bekanntschaft ich kürzlich gemacht habe.«
    Sara lächelte schüchtern und, neigte höflich den Kopf, als alle Herren sich vor ihr verneigten. Sie entsann sich, dass sie einige von ihnen heimlich im Spielclub beobachtet hatte. Falls sie sich nicht irrte, war ihr der Duke of Ancaster begegnet, derweil sie sich als Mathilda ausgegeben hatte. Trotz seiner vornehmen Herkunft und seiner würdevollen Ausstrahlung hatte er sich damals beim öffentlichen Ball sehr schlecht benommen. Zunächst war er um Sara scharwenzelt und hatte dann eine der im Club arbeitenden Kokotten gejagt. Ihre Mundwinkel zuckten, doch das Schmunzeln verging ihr schnell.
    »Oh, und dieser säuerlich aussehende Mensch dort, der soeben Cognac einschenkt, ist mein geliebter Gatte«, sagte Lily. »Neben ihm steht Mr. Craven, der, wie Sie sehen können, eine Vorliebe dafür hat, sich in dunklen Ecken herumzudrücken.«
    Sara sah den weizenblonden Ehemann der Countess kaum. Ihr Blick schweifte zu der schlanken, finsteren Gestalt, die sich aus den Schatten löste. Mr. Craven verneigte sich wie die anderen Herren, doch für

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