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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hinzuschreiben:
    Meine liebe Lady Wolverton, mit dem größten Vergnügen nehme ich Ihre freundliche Einladung zum bevorstehenden Wochenende nach Raiford Park an.

Kapitel 11
    Der strenge Geruch von Gin hing in der Luft der über dem Spielclub gelegenen Räumlichkeiten. Ungeachtet der größten Bemühungen der Hausmädchen, die Zimmer so ordentlich wie möglich zu halten, gelang es ihnen kaum, die Zerstörungen zu beheben, die Mr. Craven in den letzten Wochen angerichtet hatte. Die dicken Samtvorhänge und teuren Teppiche wurden durch Alkoholflecke und von Zigarren herrührende Brandstellen verunstaltet. Ein mit Halbedelsteinen ausgelegter Tisch war von Stiefelhacken, die Mr. Craven achtlos auf die Oberfläche gelegt hatte, zerkratzt worden. Sachen und achtlos hingeworfene Kleidungsstücke lagen auf dem Fußboden. Die Fensterläden waren geschlossen, damit kein Licht in die Räume drang.
    Vorsichtig wagte Barry sich tiefer in das Apartment und hatte das unangenehme Gefühl, in die Höhle einer übelgelaunten Bestie vorzudringen. Er fand Mr. Craven auf dem Bauch liegend auf dem ungemachten Bett vor. Die langen Beine und nackten Füße hingen weit über den Rand der Matratze. Eine leere Gasflasche, die Mr. Craven bei seiner stundenlangen Trinkerei geleert hatte, lag auf dem Fußboden.
    Derek spannte die Muskeln unter dem Morgenmantel aus ockerfarbener Seide an, als er sich des Eindringlings bewusst wurde. »Sie haben verflucht lange gebraucht«, sagte er barsch, ohne den Blick auf Worthy richten.
    »Bringen Sie sie her!«
    »Was soll ich Ihnen bringen, Sir?«
    Derek hob den Kopf und richtete den verschwommenen Blick auf seinen Mitarbeiter. Um seinen Mund lagen tiefe Falten. Durch die bleiche Haut war seine Narbe deutlicher als sonst zu sehen. »Stellen Sie sich nicht so dumm an.
    Sie wissen, dass ich eine neue Flasche haben wollte.«
    »Möchten Sie nicht lieber etwas zu essen, Sir? Seit gestern Morgen haben Sie keine feste Nahrung zu sich genommen, und außerdem verabscheuen Sie Gin.«
    »Für mich ist er Muttermilch. Holen Sie mir, was ich haben will, oder Sie finden sich auf der Straße wieder.«
    Da Barry im verflossenen Monat beinahe jeden Tag mit der Kündigung gedroht worden war, ignorierte er die Worte. »Ich habe nie erlebt, Mr. Craven, dass Sie sich so aufgeführt haben wie jetzt. Sie sind nicht mehr Sie selbst, seit…«
    »Seit wann?« unterbrach Derek und wirkte plötzlich wie ein sprungbereiter Panther. Der Eindruck wurde durch den glasigen Blick geschmälert. Derek senkte den Kopf wieder auf das, zerknautschte Kissen.
    »Jedem ist klar, dass etwas nicht stimmt«, sagte Barry beharrlich. »Meine Sympathie für Sie bewegt mich, offen mit Ihnen zu reden, selbst wenn das bedeuten würde, dass ich meinen Posten im Club verliere.«
    »Ich höre nicht zu.«
    »Sie sind ein besserer Mensch, als Sie von sich glauben, Sir. Ich werde Ihnen nie vergessen, dass Sie mir das Leben gerettet haben. Oh, ich weiß, Sie haben mir verboten, je wieder darüber zu reden, aber dennoch tue ich es. Ich war ein Fremder für Sie, doch Sie haben es gewagt, mich vor der Henkersschlinge zu bewahren.«
    Vor Jahren war Worthy in einem aristokratischen Londoner Haushalt Gehilfe des Butlers gewesen. Er hatte sich in die Zofe verliebt, die der Dame des Hauses ein aus Perlen und Rubinen bestehendes Halsband gestohlen hatte. Statt zuzulassen, dass seine Geliebte wegen Diebstahls verhaftet und gehängt wurde, hatte er sich für schuldig erklärt und war in Newgate inhaftiert worden. Durch einen der Diener im Club hatte Derek von Worthys misslicher Lage erfahren, sich an den örtlichen Richter und den Gefängnisdirektor gewandt und durch gleichhohe Bestechungsgelder dem Butlergehilfen zur Freiheit verholfen. In London hieß es, Mr. Craven könne selbst dem Teufel ein Ohr abschwätzen. Nur er konnte einen unglücklichen Gefangenen aus Newgates Verliesen herausholen.
    Die erste Begegnung zwischen Barry und Mr. Craven hatte an der Zellentür stattgefunden. Mr. Craven hatte ihn boshaft belustigt angesehen.« Sie also sind der Blödian, der sich einer diebischen Elster zuliebe hängen lassen will?«
    »Ja, Sir«, hatte Barry verlegen geantwortet und zugeschaut, wie Mr. Craven dem Gefängniswärter ein dickes Geldbündel aushändigte.
    »Mehr Loyalität als Verstand«, hatte Mr. Craven grinsend bemerkt. »Genau, wie ich gehofft habe. Nun, kleiner Galgenvogel, ich könnte Sie als Faktotum in meinem Club brauchen. Es sei denn, Sie ziehen es

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