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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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erregende Anblick dieses schönen Gebäudes, die Terrasse, auf der es errichtet ist, die Aussicht von demselben, die vielleicht einzig in der Welt ist, der geräumige, von einem der berühmtesten Künstler gemalte Saal, sein von dem gefeierten Le Nostre angelegter Garten, alles dies bildet ein Ganzes, dessen in die Augen fallende Pracht doch etwas eigenthümlich Einfaches hat, was die Bewunderung erhält und ihr Dauer verleiht. Der Marschall und Herzog von Luxembourg, der dieses Haus damals besaß, kam alle Jahre in diese Gegend, in der seine Väter einst die Herren waren, um zweimal daselbst fünf oder sechs Wochen als einfacher Bewohner zuzubringen, aber freilich mit einem Glanze, der gegen die alte Herrlichkeit seines Hauses nicht zurücktrat. Bei dem ersten Aufenthalte, den der Marschall nach meiner Uebersiedelung nach Montmorency daselbst nahm, sandte er und seine Gemahlin einen Kammerdiener, um mich grüßen zu lassen und einzuladen, bei ihnen, so oft es mir angenehm wäre, zu Abend zu essen. So oft sie wiederkamen, verabsäumten sie nicht, denselben Gruß und dieselbe Einladung zu wiederholen. Dies erinnerte mich an Frau von Benzenval, die Willens gewesen war, mich mit dem Dienstpersonal essen zu lassen. Die Zeiten hatten sich geändert, ich aber war der nämliche geblieben. Ich wollte nicht, daß man mich an den Tisch der Leute verwies, und kümmerte mich wenig um die Tafel der Großen. Es wäre mir lieber gewesen, sie hätten mich für das genommen, was ich war, ohne mich zu feiern und zu demüthigen. Ich antwortete auf die Freundlichkeiten des Herrn und der Frau von Luxembourg höflich und ehrerbietig, aber ich nahm ihr Anerbieten nicht an, und da mich sowohl mein leidender Zustand wie meine Schüchternheit und meine Verlegenheit beim Sprechen bei dem bloßen Gedanken, mich in einer Versammlung von Hofleuten zu zeigen, mit Angst erfüllte, so ging ich nicht einmal auf das Schloß, um einen Dankbesuch abzustatten, obgleich ich deutlich einsah, daß man dies wünschte, und diese ganze Freundlichkeit eher in Neugier als in Wohlwollen seine Quelle hatte.
    Dieses Entgegenkommen hörte jedoch nicht auf, sondern nahm sogar noch zu. Die Frau Gräfin von Boufflers, die mit der Frau Marschall sehr befreundet war, ließ sich, sobald sie in Montmorency angekommen, nach mir erkundigen und bat um Erlaubnis, mich besuchen zu dürfen. Ich antwortete, wie es mir zukam, blieb aber unerschütterlich. Als der Marschall zu Ostern des folgenden Jahres 1759 wieder in Montmorency verweilte, besuchte mich mehrmals der Chevalier von Lorenzi, der zum Hofstaate des Prinzen von Conti und zur Gesellschaft der Frau von Luxembourg gehörte; wir machten Bekanntschaft; er drängte mich, auf das Schloß zu gehen; ich that es nicht. Eines Nachmittags, als ich an nichts weniger dachte, sah ich endlich den Herrn Marschall von Luxembourg von fünf oder sechs Personen gefolgt, anlangen. Nun gab es keine Ausflucht mehr, und ich konnte, wollte ich mir nicht den Vorwurf der Anmaßung und Unhöflichkeit zuziehen, nicht umhin, seinen Besuch zu erwidern, und der Frau Marschall, in deren Namen er mir die größten Verbindlichkeiten gesagt hatte, meine Aufwartung zu machen. So begann unter Unglück verheißenden Auspicien eine Verbindung, deren ich mich nicht länger erwehren konnte, die mich aber eine nur zu wohl gegründete Ahnung fürchten ließ, bis ich hineingezogen war.
    Ich fürchtete mich vor Frau von Luxembourg im höchsten Grade. Ich wußte, daß sie liebenswürdig war. Ich hatte sie vor zehn oder zwölf Jahren, als sie Herzogin von Boufflers war und noch in ihrer frischesten Schönheit glänzte, im Theater und bei Frau Dupin gesehen. Allein sie galt für boshaft, und bei einer so großen Dame machte mich dieser Ruf zittern. Kaum hatte ich sie gesehen, als ich schon unterjocht war. Ich fand sie reizend, von jenem Reize, der der Zeit widersteht und am meisten dazu angethan ist, auf mein Herz zu wirken. Ich hatte mich bei ihr auf eine büßende, mit Spöttereien gewürzte Unterhaltung gefaßt gemacht. Das war sie nicht, sie war etwas weit Besseres. Das Gespräch der Frau von Luxembourg sprühet nicht Geist; es sind nicht witzige Einfälle, nicht einmal im eigentlichen Sinne besondere Feinheiten, aber eine ungemeine Zartheit, die nie blendet und doch stets gefällt. Ihre Schmeicheleien sind um so berauschender, je einfacher sie sind; man sollte meinen, daß sie ihr unwillkürlich entschlüpften, und daß sich ihr Herz nur deshalb ergösse, weil es

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