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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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mich sofort in Gesprächsgegenstände hinein, über die ich mich mit ihnen unterhalten konnte. In Motiers verhielt es sich nicht mehr so, namentlich hinsichtlich der Franzosen. Es waren Officiere oder andere Leute, die kein Gefallen an der Literatur hatten, die sogar größtenteils nie meine Schriften gelesen und stets dreißig, vierzig, sechzig, hundert Meilen zurückgelegt haben wollten, um mich zu sehen und zu bewundern, mich, den ausgezeichneten Mann, den berühmten, den sehr berühmten Mann, den großen Mann. Denn seitdem hat man nicht aufgehört, mir die unverschämtesten Schmeicheleien in plumpester Weise ins Gesicht zu schleudern, vor denen mich bis dahin die Achtung derer, die mir nahten, bewahrt hatte. Da die meisten dieser Besucher nicht geruhten, mir ihren Namen oder ihren Stand anzugeben, da sie mit ihrem Wissen auf ganz anderen Gebieten zu Hause waren als ich und sie meine Werke weder gelesen noch durchblättert hatten, so wußte ich nicht, worüber ich mit ihnen reden sollte; ich wartete, bis sie selbst redeten, da es ja ihre Sache war, den Grund ihres Besuches zu kennen und mir zu sagen. Man sieht ein, daß mir dies keine sehr interessanten Unterhaltungen gewährte, obgleich sie es nach dem, was sie wissen wollten, für sie sein konnten; denn da ich ohne Mißtrauen war, drückte ich mich über alle Fragen, die sie mir vorzulegen für geeignet hielten, rückhaltlos aus und gewöhnlich kehrten sie heim, über alle Einzelheiten meiner Lage eben so klug wie ich.
    Auf diese Weise lernte ich zum Beispiel Herrn von Feins, Stallmeister der Königin und Rittmeister im Regimente der Königin, kennen, der die Ausdauer hatte, mehrere Tage in Motiers zu verweilen und mich sogar zu Fuß, sein Pferd am Zügel führend, bis nach Ferrière zu begleiten, ohne einen andern Berührungspunkt mit mir zu haben als den, daß wir beide Fräulein Fel kannten und beide Bilboquet spielten. Vor und nach Herrn von Feins bekam ich einen andern, noch weit sonderbareren Besuch. Zwei Männer langen zu Fuß an, jeder ein mit seinem kleinen Gepäck beladenes Maulthier führend, quartieren sich im Gasthof ein, füttern ihre Maulthiere selbst und bitten, mich besuchen zu dürfen. Nach ihrem Aufzuge hielt man diese Maultiertreiber für Schmuggler, und sofort ging das Gerücht, daß Schmuggler erschienen, um mir Besuche abzustatten. Aber schon die bloße Art, wie sie sich mir vorstellten, verrieth mir, daß ich es mit Leuten anderer Art zu thun hatte; waren sie nun auch nicht Schmuggler, so konnten sie doch Abenteurer sein, und dieser Argwohn hielt mich eine Zeit lang auf der Hut; sie säumten nicht mich zu beruhigen. Der eine war Herr von Montauban, Graf De la Tour du Pin, ein Edelmann aus der Dauphiné; der andere war Herr Dastier aus Carpentras, ein alter Soldat, der sein Ludwigskreuz in die Tasche gesteckt hatte da er es nicht hinter dem Schwanze seines Maulthiers zur Schau tragen wollte. Diese Herren, beide sehr liebenswürdig, besaßen beide viel Geist; ihre Unterhaltung war angenehm und fesselnd; ihre Art zu reisen, die so sehr nach meinem und so wenig nach dem Geschmacke französischer Edelleute war, erfüllte mich mit einer gewissen Zuneigung für sie, die der Umgang mit ihnen nur befestigen konnte. Diese Bekanntschaft war damit auch nicht zu Ende, da sie noch jetzt währt und sie wiederholentlich zu mir zurückgekommen sind, allerdings nicht mehr zu Fuß, was für den ersten Besuch gut war; allein je öfter ich diese Herren gesehen habe, desto weniger Verwandtschaft habe ich zwischen ihren und meinen Neigungen gefunden, desto weniger Übereinstimmung zwischen ihren und meinen Grundsätzen herausgefühlt und desto mehr mich davon überzeugt, daß sie mit meinen Schriften nicht vertraut waren und keine wahre Sympathie zwischen ihnen und mir herrschte. Was wollten sie also bei mir? Weshalb besuchten sie mich in diesem Aufzuge? Weshalb weilten sie mehrere Tage? Weshalb kamen sie mehrmals wieder? Weshalb sehnten sie sich so sehr danach, mich als ihren Gast bei sich zu sehen? Damals kam es mir nicht in den Sinn, mir diese Fragen vorzulegen. Später habe ich es bisweilen gethan.
    Von ihrem freundlichen Entgegenkommen gerührt, gab sich ihnen mein Herz widerstandslos hin, namentlich Herrn Dastier, dessen offeneres Wesen mir noch mehr gefiel. Ich blieb sogar mit ihm in Briefwechsel, und als ich die »Briefe vom Berge« drucken lassen wollte, dachte ich mich an ihn zu wenden, um die, welche erwarteten, ich würde mein Packet nach Holland

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