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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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ein anständiges und geheiligtes, wenn auch als ein freies und ungezwungenes, und meine Treue gegen sie, so lange dasselbe währte, als eine unerläßliche Pflicht betrachtete, während mir ihre Verletzung, die ich mir ein einziges Mal hatte zu Schulden kommen lassen, wie ein wirklicher Ehebruch erschien. Und was meine Kinder betrifft, so glaubte ich, als ich sie etc.

(Bei der Abschrift des ursprünglichen Manuscriptes wird Rousseau eingesehen haben, daß, wenn er diese Stelle stehen ließe, seine später zu Frau von Houdetot gefaßte Liebe in den Augen der Leser doppelt strafbar erscheinen müßte. Welche Gedanken lassen sich nicht daran knüpfen?)] der öffentlichen Erziehung überließ, weil ich sie nicht selbst zu erziehen vermochte, und sie lieber dazu bestimmte, Handwerker und Landleute als Abenteurer und Glücksjäger zu werden, als Bürger und Vater zu handeln glaubte und mich als ein Mitglied der Republik Platos betrachtete. Seitdem hat mir die Reue meines Herzens mehr als einmal gesagt, daß ich mich geirrt hatte, aber weit davon entfernt, daß meine Vernunft die gleiche Sprache gegen mich geführt hätte, habe ich oft den Himmel gesegnet, sie dadurch vor dem Loose ihres Vaters und vor dem bewahrt zu haben, das ihnen drohte, wenn ich später gezwungen gewesen wäre, meine Hand von ihnen abzuziehen. Hätte ich sie der Frau von Epinay oder der Frau von Luxembourg überlassen, die sich sei es aus Freundschaft, sei es aus Edelmuth oder aus irgend einem andern Grunde später ihrer haben annehmen wollen, wären sie wohl zu gesitteten und gebildeten Leuten erzogen worden? Ich weiß es nicht; aber davon bin ich überzeugt, daß man sie zum Hasse, vielleicht zum Verrathe ihrer Eltern getrieben hätte; es ist hundertmal besser, daß sie sie gar nicht gekannt haben.
    Mein drittes Kind wurde also eben so wie die beiden ersten dem Findelhause übergeben, und auch die beiden folgenden traf dasselbe Loos, denn ich hatte in allem fünf Kinder. Diese Maßregel kam mir so gut, so verständig, so gesetzmäßig vor, daß ich mich ihrer nur aus Rücksicht auf die Mutter nicht offen rühmte; aber ich erzählte sie allen, die um unser Verhältnis wußten; ich erzählte sie Diderot und Grimm, ich setzte später Frau von Epinay und noch später Frau von Luxembourg davon in Kenntnis, und zwar offen, frei, ganz ungezwungen, und während ich sie leicht aller Welt hätte verhehlen können, denn die Gouin war eine ehrliche und sehr verschwiegene Frau, auf die ich mich vollkommen verlassen durfte. Der einzige unter meinen Freunden, dem ich mich zu eröffnen ein gewisses Interesse hatte, war der Arzt Thierry, der meine arme Tante bei einer ihrer Entbindungen, bei der sie sehr leidend war, behandelte. Mit einem Worte, ich machte aus meiner Handlungsweise kein Hehl, nicht allein, weil ich nie verstanden habe, meinen Freunden etwas zu verbergen, sondern auch weil ich wirklich nichts Arges darin erblickte. Alles erwogen wählte ich für meine Kinder das Beste, oder doch das, was ich dafür hielt. Ich hätte gewünscht und wünschte noch, ich wäre wie sie aufgezogen und unterhalten.
    Während ich mich so gegen meine Freunde vertraulich aussprach, that es Frau Le Vasseur ihrerseits gleichfalls, aber in weniger uneigennütziger Absicht. Ich hatte sie und ihre Tochter bei Frau Dupin eingeführt, die ihnen aus Freundschaft für mich tausenderlei Freundlichkeiten erwies. Die Mutter theilte ihr mein geheimes Verhältnis zu ihrer Tochter mit. Frau Dupin, die gut und edelmüthig ist, und der sie nicht sagte, wie angelegen ich es mir trotz der Beschränktheit meiner Mittel sein ließ, für alle ihre Bedürfnisse zu sorgen, versorgte sie ihrerseits mit größter Freigebigkeit, was mir auf Befehl der Mutter ihre Tochter während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in Paris stets verschwiegen hat. Erst in der Eremitage legte sie mir in Folge mehrerer anderer Herzensergießungen das Geständnis ab. Ich wußte nicht, daß Frau Dupin, die sich mir gegenüber nie hat etwas merken lassen, so gut unterrichtet war, und weiß noch jetzt nicht, ob Frau von Chenonceaux, ihre Schwiegertochter, es auch war; aber Frau von Francueil, ihre Stieftochter, war es und konnte nicht darüber schweigen. Im folgenden Jahre, als ich ihr Haus bereits verlassen hatte, sprach sie davon mit mir. Dies bewog mich, über diesen Gegenstand einen Brief an sie zu schreiben, den man in meinen Sammlungen finden wird, und in dem ich diejenigen meiner Gründe auseinandersetze, die ich, ohne

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