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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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inneres Widerstreben hielt mich lange zurück, von seinem freundlichen Entgegenkommen Gebrauch zu machen. Als er mich eines Tages nach dem Grunde fragte, sagte ich zu ihm: »Sie sind zu reich.« Er blieb beharrlich und trug endlich den Sieg davon. Mein größtes Unglück bestand stets darin, Freundlichkeiten nicht widerstehen zu können; ihnen nachgegeben zu haben, hat für mich immer einen üblen Ausgang genommen.
    Eine andre Bekanntschaft, die in Freundschaft überging, sobald ich das Recht hatte, sie zu beanspruchen, war die mit Herrn Duclos. Ich hatte ihn auf der Chevrette bei Frau von Epinay, mit der er auf sehr gutem Fuße stand, vor mehreren Jahren zum ersten Male gesehen. Freilich speisten wir nur zusammen, denn er reiste schon an dem nämlichen Tage wieder ab; aber wir plauderten damals nach dem Mittagsessen einige Augenblicke mit einander. Frau von Epinay hatte mit ihm von mir und meiner Oper »Die galanten Musen« gesprochen. Duclos, mit zu großen Talenten begabt, um nicht auch andere talentvolle Männer zu lieben, war von mir eingenommen und hatte mich zum Besuche eingeladen. Trotz meiner alten, durch unsere Bekanntschaft noch verstärkten Zuneigung zu ihm hielten mich meine Blödigkeit und meine Trägheit so lange von ihm fern, als mich nichts Anderes als seine Freundlichkeit zum Verkehre mit ihm berechtigte. Aber von meinem ersten Erfolge und von seinen Lobsprüchen, die ich wieder erfuhr, ermuthigt, stattete ich ihm einen Besuch ab, den er erwiderte; und so begann unter uns ein freundschaftlicher Verkehr, der ihn mir stets theuer machen wird, und dem ich nächst dem Zeugnisse meines Herzens die Erfahrung verdanke, daß sich mit der Pflege der Literatur bisweilen auch Geradheit und Redlichkeit vereinigen können.
    Viele andere weniger feste Verbindungen, die ich hier nicht erwähnen will, waren die Folgen der ersten mir zu Theil gewordenen Anerkennung und dauerten, bis die Neugier befriedigt war. Ich war ein so schnell durchschauter Mann, daß es schon am nächsten Tage nichts Neues an mir zu entdecken gab. Eine Frau jedoch, welche mich in jener Zeit aufsuchte, trat in ein festeres Verhältnis zu mir als alle andern; es war die Frau Marquise von Créqui, Nichte des Herrn Bailli von Froulay, des Gesandten von Malta, deren Bruder der Vorgänger des Herrn von Montaigu in der Gesandtschaft zu Venedig gewesen war, und den ich bei meiner Heimkehr aus jenem Lande besucht hatte. Frau von Créqui schrieb an mich; ich ging zu ihr, und sie faßte Freundschaft für mich. Ich aß bisweilen bei ihr zu Mittag und lernte bei ihr mehrere Schriftsteller, unter andern Herrn Saurin kennen, den Verfasser des Spartacus, des Barneveldt und anderer Stücke, der seitdem mein heftigster Gegner geworden ist, ohne daß ich mir eine andere Ursache vorstellen kann, als daß ich den Namen eines Mannes führe, den sein Vater auf das abscheulichste verfolgt hat.
    Man ersieht daraus, daß ich für einen Abschreiber, der sich seiner Beschäftigung von früh bis spät hingeben sollte, viele Zerstreuungen hatte, die mir meine Tagearbeit nicht einträglicher machten, und mich verhinderten, darauf Acht zu geben, daß ich, was ich machte, auch gut machte. Außerdem verlor ich mit dem Ausradiren meiner Fehler oder mit einer ganz neuen Abschrift mehr als die Hälfte der Zeit, die man mir ließ. Diese Unannehmlichkeit machte mir Paris von Tage zu Tage unerträglicher und erfüllte mich mit Sehnsucht nach dem Landleben. Ich verlebte mehrmals mit den Meinigen einige Tage in Marcoussis, mit dessen Vikar Frau Le Vasseur bekannt war, und bei dem wir uns alle der Art einrichteten, daß er dabei nicht zu kurz kam. Einmal begleitete uns Grimm dorthin. [Fußnote: Da ich verabsäumt habe, hier ein kleines aber merkwürdiges Ereignis zu erzählen, das ich eines Morgens, als wir uns auf dem Wege nach der Quelle von Saint-Vandrille befanden, wo wir gemeinschaftlich das Mittagsmahl einnehmen wollten, mit dem erwähnten Grimm erlebte, so will ich nicht darauf zurückkommen; aber ich habe daraus später, so oft ich daran zurückdachte, geschlossen, daß er schon damals im Grunde seines Herzens über der Verschwörung brütete, die er darauf mit so wunderbarem Erfolge zur Ausführung brachte.]
    Der Vikar hatte Stimme, sang gut und lernte, obgleich er sich nicht auf Musik verstand, seine Partie doch mit großer Leichtigkeit und Genauigkeit. Wir brachten die Zeit mit dem Gesange meiner Terzette von Chenonceaux hin. Ich componirte noch zwei oder drei neue zu

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