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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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dergleichen Persönlichkeiten auf die Bühne zu bringen wagte. Auf Befehl dieses Fürsten schrieb der Herr Graf von Tressan an d'Alembert und mich, um mir die Absicht Seiner Majestät, Herrn Palissot von seiner Akademie auszuschließen, mitzutheilen. Meine Antwort war eine lebhafte Bitte an Herrn von Tressan, bei dem Könige von Polen um die Begnadigung des Herrn Palissot einkommen zu wollen. Die Begnadigung wurde genehmigt, und als mich Herr von Tressan im Namen des Königs davon in Kenntnis setzte, fügte er hinzu, daß dieser Vorfall in die Annalen der Akademie eingetragen werden sollte. Ich erwiderte, daß darin weniger die Gewährung einer Begnadigung als die Verlängerung der Strafe läge. Durch anhaltende Bitten erlangte ich endlich, daß in den Annalen keine Erwähnung geschehen und über die Angelegenheit Stillschweigen beobachtet werden sollte. Dies alles wurde sowohl von Seiten des Königs wie des Herrn von Tressan von Versicherungen der Hochachtung und der Wertschätzung begleitet, durch welche ich mich äußerst geschmeichelt fühlte; und ich machte bei dieser Gelegenheit die Erfahrung, daß die Achtung von Menschen, die ihrer selbst in so hohem Grade würdig sind, in der Seele ein weit süßeres und edleres Gefühl als das der befriedigten Eitelkeit hervorruft. Meine erwähnte Sammlung enthält eine Abschrift der Briefe des Herrn von Tressan, nebst meinen Antworten und die Originale wird man in dem Heft A, Nr. 9, 10 und 11 finden.
    Ich bin mir dessen recht wohl bewußt, daß ich, wenn diese Denkwürdigkeiten je in die Öffentlichkeit kommen sollten, hier selbst das Andenken an einen Vorfall verewige, von dem ich jede Spur vernichten wollte; aber wider meinen Willen muß ich noch weit andere berichten. Von dem großen Zwecke meines Unternehmens, das ich immer fest im Auge behalte, und von der unumgänglichen Pflicht, es in seinem ganzen Umfange auszuführen, darf ich mich nicht durch Betrachtungen kleinlicherer Art, die mich von meinem Ziele entfernen würden, abbringen lassen. In der eigentümlichen, in der ganz einzigen Lage, in der ich mich befinde, habe ich zu große Verpflichtungen gegen die Wahrheit, um gegen andere Rücksicht nehmen zu können. Um mich richtig zu kennen, muß man mich in allen meinen Beziehungen und Verbindungen, in den guten wie in den schlechten, kennen. Die Bekenntnisse über mich sind selbstverständlich mit denen über viele andere Leute verbunden; ich lege die einen wie die andern in allem, was sich auf mich bezieht, mit gleichem Freimuth ab, da ich niemandem, wer er auch sein möge, mehr Rücksichten schuldig zu sein glaube, als ich auf mich selbst nehme, so gern ich auch auf andere weit mehr nehmen möchte. Ich will stets gerecht und wahr sein, von andern so viel Gutes sagen, wie es mir möglich sein wird, Nachtheiliges nur über meine Person und so weit ich dazu gezwungen bin. Wer ist wohl berechtigt, von mir in der Lage, in die man mich versetzt hat, mehr zu verlangen? Meine Bekenntnisse sind nicht geschrieben, um während meines Lebens oder zu Lebzeiten der darin erwähnten Personen zu erscheinen. Hinge mein wie dieser Schrift Schicksal von mir ab, so würde sie erst lange nach meinem und nach jener Tode das Licht erblicken. Aber die Anstrengungen, zu welchen die Angst vor der Wahrheit meine mächtigen Unterdrücker treibt, um ihre Spuren zu vernichten, zwingt mich gerade zur Erhaltung derselben alles zu thun, was das untrüglichste Recht und die strengste Gerechtigkeit gestatten. Müßte mein Andenken zugleich mit mir erlöschen, so würde ich ohne Murren lieber eine ungerechte und vorübergehende Schmach dulden, als jemanden bloßstellen; aber da mein Name am Ende doch fortleben muß, so bin ich es mir schuldig dafür zu sorgen, daß sich mit ihm auch die Erinnerung an den unglücklichen Menschen, der ihn trug, so erhält, wie er in Wirklichkeit war, und nicht so, wie ihn ungerechte Feinde unaufhörlich zu schildern suchen.

Neuntes Buch.
1756
    Die Ungeduld, die Eremitage zu beziehen, machte es mir unmöglich, die Wiederkehr der schönen Jahreszeit abzuwarten, und sobald meine Wohnung in Ordnung war, beeilte ich mich, von ihr Besitz zu nehmen, zum großen Gelächter der Holbachschen Sippschaft, die laut vorhersagte, ich würde nicht drei Monate Einsamkeit ertragen, und man würde mich binnen kurzem mit dem beschämenden Gefühle, mich lächerlich gemacht zu haben, zurückkehren sehen, um wie sie in Paris zu leben. Ich für meine Person, der ich seit fünfzehn Jahren

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