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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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darbot. Frau von Epinay hatte diesen Bau im Stillen und mit sehr wenigen Kosten aufführen lassen, indem sie einige Materialien und etliche Arbeiter vom Schloßbau dazu verwandte. Jetzt, bei dieser zweiten Reise, sagte sie zu mir, als sie meine Ueberraschung wahrnahm: »Sehen Sie da Ihren Zufluchtsort, mein lieber Bär. Haben Sie ihn sich selbst ausgewählt, so bietet die Freundschaft Ihnen denselben an, und ich hoffe, daß er Ihnen den grausamen Gedanken benehmen wird, sich von mir zu entfernen.« Ich glaube nie in meinem Leben lebhafter und freudiger gerührt worden zu sein; ich netzte die wohlthätige Hand meiner Freundin mit Thränen, und wenn ich auch nicht sofort überwunden war, so war ich doch außerordentlich schwankend geworden. Frau von Epinay, die keinen abschlägigen Bescheid annehmen wollte, wurde so drängend, bot so viele Mittel auf, benutzte so viele Leute, auf mich einzuwirken, wozu sie sogar Frau Le Vasseur und ihre Tochter gewann, daß sie endlich den Sieg über meinen Entschluß davontrug. Unter Verzicht auf den Aufenthalt in meinem Vaterlande beschloß und versprach ich, die Eremitage zu bewohnen, und bis zum völligen Austrocknen des Gebäudes sorgte sie für die Ausmöblirung, so daß im nächsten Frühjahre alles zum Einzuge bereit war.
    Was viel zu meiner Entscheidung beitrug war Voltaire's Niederlassung in der Nähe von Genf. Ich begriff, daß dieser Mann dort einen Umschwung hervorrufen, daß ich in meiner Vaterstadt den Ton, das Wesen, die Sitten wiederfinden würde, die mich aus Paris vertrieben; daß ich unaufhörlich im Kampfe liegen müßte und mir in meinem Auftreten keine andere Wahl übrig bleiben würde, als die Rolle eines unerträglichen Pedanten oder eines feigen und schlechten Bürgers zu spielen. Der Brief, den Voltaire in Bezug auf mein letztes Werk an mich schrieb, gab mir Veranlassung, meine Befürchtungen in mein Antwortsschreiben einfließen zu lassen. Die Wirkung, welche dies hervorbrachte, bestätigte sie. Seitdem hielt ich Genf für verloren und ich täuschte mich nicht. Vielleicht hätte ich dem Sturm die Stirn bieten sollen, hätte ich das Talent dazu in mir gefühlt. Aber was hätte ich allein, blöde und unberedt, gegen einen anmaßenden und reichen Mann ausrichten sollen, der sich auf den Einfluß der Großen stützte, eine glänzende Beredtsamkeit besaß und schon der Abgott der Frauen und der Jugend war? Ich besorgte, meinen Muth unnütz der Gefahr auszusetzen; ich hörte nur auf meine friedfertige Natur und auf meine Liebe zur Ruhe, die, wenn sie mich täuschte, mich noch heute in diesem Punkte täuscht. Zog ich mich nach Genf zurück, so würde ich mir selbst große Leiden erspart haben, allein ich zweifle, ob ich mit meinem ganzen brennenden und patriotischen Eifer etwas Großes und Heilsames für mein Vaterland erzielt hätte.
    Tronchin, der ungefähr um die nämliche Zeit nach Genf übersiedelte, kam einige Zeit später nach Paris, um den Quacksalber zu machen, und führte daraus Schätze mit fort. Bei seiner Ankunft stattete er mir mit dem Chevalier von Jaucourt einen Besuch ab. Frau von Epinay hegte den lebhaften Wunsch, ihn im Geheimen um Rath zu fragen, aber es war nicht leicht, sich durch das Gedränge Bahn zu brechen. Sie nahm meinen Beistand in Anspruch. Ich forderte Tronchin zu einem Besuche bei ihr auf. So begannen sie unter meiner Vermittelung eine Bekanntschaft, die später auf meine Kosten in ein immer innigeres Verhältnis überging. Das ist stets mein Los gewesen. Sobald ich zwei Freunde, die ich getrennt besaß, einander näherte, so haben sie nie verabsäumt, sich gegen mich zu verbünden. Obgleich mich die Tronchins bei der Verschwörung, die sie damals zur Unterjochung ihres Vaterlandes anstifteten, alle tödtlich hassen mußten, so fuhr der Arzt doch lange fort, mir Wohlwollen zu bezeigen. Nach seiner Rückkehr nach Genf schrieb er sogar an mich, um mir die Stelle eines dortigen Ehrenbibliothekars anzubieten. Mein Entschluß war jedoch gefaßt, und dieses Anerbieten erschütterte ihn nicht.
    In dieser Zeit kehrte ich zu Herrn von Holbach zurück. Die Veranlassung dazu war der Tod seiner Frau gewesen, der eben so wie der der Frau Francueil während meines Aufenthalts in Genf eingetreten war. Diderot, der ihn mir anzeigte, erzählte mir von der tiefen Trauer ihres Mannes. Sein Schmerz ging mir nahe; beklagte ich doch selbst diese liebenswürdige Frau. Bei diesem Trauerfall schrieb ich an Herrn von Holbach. Dieses bedauernswerthe Ereignis

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