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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Eingehen auf ihre Absichten und zu einem Bündnisse wider mich zu bewegen. Sie für ihre Person war vollkommen mit sich einig: auf der einen Seite ihre Tochter und mich sehend, der ihr außer dem Unterhalte nichts bieten konnte, und auf der andern Diderot, Grimm, von Holbach und Frau von Epinay, die viel versprachen und auch etwas gaben, war sie überzeugt, daß man, wenn man es mit einer Generalpächterin und einem Baron hielt, nicht zu kurz kommen könnte. Hätte ich klarere Augen gehabt, würde ich schon damals bemerkt haben, daß ich eine Schlange am Busen nährte, aber mein blindes Vertrauen, welches bisher nichts erschüttert hatte, war so groß, daß mir der Gedanke fern lag, man könnte jemand, den man zu lieben verpflichtet war, schaden wollen. Obgleich ich die tausenderlei Ränke, die um mich her geschmiedet wurden, recht gut erkannte, wußte ich mich doch nur in Klagen über die Tyrannei derjenigen zu ergehen, die ich meine Freunde nannte und die mich nach meinem Wahne nur zwingen wollten, auf ihre und nicht auf meine Weise glücklich zu sein.
    Wenn sich Therese nun auch weigerte, mit ihrer Mutter gemeinschaftliche Sache zu machen, so bewahrte sie ihr doch von neuem das Geheimnis; ihr Beweggrund war lobenswerth; ich will mich nicht darüber aussprechen, ob sie daran wohl oder übel that. Zwei Frauen, die Geheimnisse haben, schwatzen gern zusammen; dies näherte sie einander, und Therese machte es mir dadurch, daß sie sich zwischen mir und ihrer Tochter theilte, bisweilen fühlbar, daß ich allein war, denn unser Zusammensein zu dreien konnte ich nicht mehr als ein Zusammenleben mit ihr betrachten. Nun fühlte ich lebhaft das Unrecht, das ich am Anfange unserer Liebschaft begangen hatte, nicht ihr Eingehen auf meine Wünsche, welches ihr die Liebe einflößte, benutzt zu haben, um sie mit Talenten und Kenntnissen zu bereichern, die uns in unserer Zurückgezogenheit nicht allein einander näher gehalten, sondern auch ihre wie meine Zeit angenehm ausgefüllt hätten, ohne uns je die Länge des Zusammenseins fühlen zu lassen. Nicht, daß die Unterhaltung zwischen uns je gestockt, und Therese sich auf unsern Spaziergängen zu langweilen geschienen hätte, allein wir hatten am Ende doch gar zu wenig gemeinsame Ideen, um ein weites Feld für unsern Gedankenaustausch zu haben; wir konnten nicht mehr beständig von unsren Plänen sprechen, die sich von nun an auf das Genießen beschränkten. Die sich uns darbietenden Gegenstände gaben mir Stoff zu Betrachtungen, die außerhalb ihres Anschauungskreises lagen. Ein zwölfjähriges Liebesverhältnis hatte nicht mehr viele Worte nöthig; wir kannten uns zu genau, um uns noch etwas mitzutheilen zu haben. So sahen wir uns auf Klatschereien, Lästerreden und Gemeinplätze angewiesen. Gerade in der Einsamkeit fühlt man den Vortheil, an der Seite jemandes zu leben, der zu denken versteht. Ich bedurfte dieses Hilfsmittels nicht, um mich bei ihr zu gefallen; sie dagegen würde es bedurft haben, um sich immer bei mir wohl zu fühlen. Das Schlimmste war, daß wir immer nur im Geheimen zusammenkommen konnten; ihre Mutter, die mir unerträglich geworden war, zwang mich, mich heimlich zu ihr zu stehlen. In meinem eigenen Hause lebte ich unter stetem Zwange; damit ist alles gesagt; der freundschaftliche Verkehr litt unter dem Liebesverhältnis. Wir hatten einen vertrauten Umgang, ohne in Vertraulichkeit zu leben.
    Sobald ich wahrzunehmen glaubte, daß Therese mitunter Vorwände suchte, um sich den Spaziergängen, die ich ihr vorschlug, zu entziehen, hörte ich auf, sie ihr vorzuschlagen, ohne mich unangenehm berührt zu fühlen, daß sie nicht gleich großes Gefallen als ich daran fand. Die Freude hängt nicht vom Willen ab. Ich war ihres Herzens sicher, und das war mir genügend. So lange meine Vergnügungen die ihrigen waren, genoß ich sie mit ihr; als dies nicht mehr der Fall war, zog ich ihre Zufriedenheit der meinten vor.
    Hierin lag der Grund, daß ich in meiner Hoffnung halb getäuscht, obgleich ich ein Leben nach meinem Geschmacke an einem Orte meiner Wahl und noch dazu an der Seite einer Person führte, die mir theuer war, trotzdem dahin gelangte, mich fast alleinstehend zu fühlen. Was ich entbehrte, machte mich unfähig, das zu genießen, was ich hatte. Zum Glücke und zum Genusse hatte ich alles oder nichts nöthig. Man wird sehen, weshalb ich diese ausführliche Darlegung für nothwendig gehalten habe. Ich nehme jetzt wieder den Faden meiner Erzählung auf.
    In den

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