Roxane und der Hexer (German Edition)
Strangulationsmale eines Stricks zogen sich um seinen Hals. Das Gesicht war blaurot verfärbt, der Mund geöf f net. Einen Augenblick sah Thorn die schwärzliche Zunge im Mund, dann nahm ihm einer der Ärzte die Sicht.
Am Boden, lagen ein durchschnittener Strick und ein umg e stürzter Plastikeimer.
» Wer war der Mann ?«, fragte Thorn den Polizeihauptmeister.
» Der Irre, der mehrfach hier in der Gegend gesehen wurde « , antwortete dieser. » Der Förster hat ihn vor einer Dreivierte l stunde gefunden. «
Einer der beiden Ärzte trat zu der Gruppe.
» Einwandfrei Tod durch Strangulation « , sagte er. » Er warf den Strick über den Ast der Eiche, befestigte das Ende an der Wurzel dort. Dann stellte er sich auf den umgestülpten Eimer, legte sich die Schlinge um den Hals und trat den Eimer weg. Exitus. Ich sehe ihn mir in der Anatomie noch einmal genauer an, aber ich glaube nicht, dass ich etwas feststellen kann. «
Die beiden Sanitäter legten den Selbstmörder auf die Bahre, breiteten ein weißes Laken über ihn und trugen ihn zum Ambulan z wagen. Die anderen Männer gi n gen zu ihren Autos. Auch Thorn und Dr. Heydenreich fuhren los.
Der Psychiater stellte Thorn einige Fragen über den Toten, aber Thorn antwortete ausweichend. Wozu dem Psychiater von dem Mann erzählen, der in panischem Entsetzen vor etwas Unheiml i chem, Unsichtbarem geflohen war. Der Schrei, den Thorn in j e ner Nacht gehört hatte, hallte ihm noch in den Ohren.
» Sign e feuuuu! «
Kurze Zeit später erreichen Thorsten Thorn und der Psychi a ter die Stadt. Enge, verwinkelte Gässchen führten zum Mark t platz, der noch genauso so aussah wie im 16. Jahrhundert.
Thorn parkte, stieg aus. Der Psychiater, ein begeisterter Freund alter Häuser und Gebäude, erzählte Thorn eine Menge ü ber die Fachwerkhäuser, die Kirche, die aus dem 15. Jahrhundert stammen sollte, das alte Rathaus und den Brunnen mi t ten auf dem Marktplatz. Thorn hörte kaum hin.
» Wo ist das Pfarrhaus ?«, fragte er einen Passanten.
Dieser deutete auf ein hohes, schmalbrüstiges, schieferg e decktes Haus gegenüber der Kirche.
» Dort, dieses Haus. «
» Was haben Sie vor, Thorn ?«, wollte Dr. Heydenreich wissen.
» Ich möchte mir die alte Stadtchronik ansehen. Vielleicht können wir ein paar interessante Dinge erfahren über diesen Gi l bert Signefeu, den ich im Film darstellen soll. «
Eine weißhaarige Haushälterin brachte die Männer zum Pfa r rer. Benefiziat Hammer war ein kahlköpfiger, knorriger, alter Mann. Seine großen Hände mit den breiten Handgelenken sahen wie aus Tonerde geformt aus. Hammer wirkte eher wie ein alter Bauer als wie ein Geistlicher.
» Was kann ich für Sie tun, meine Herren ?«, fragte er freun d lich.
» Wir gehören zu den Leuten, die beim Galgenwirtshaus und auf Burg Falkenfels einen Film drehen « , sagte Thorn. » Ich spiele die Rolle jenes Gilbert Signefeu, der 1583 wegen Hexerei lebendig eingemauert wurde. «
Ein Schatten flog über das Gesicht Benefiziat Hammers.
» Es wäre besser gewesen, diese Dinge ruhen zu lassen. Di e ser Drehbuchautor sagte mir, er schreibe ein historisches Werk über Hexenprozesse in Deutschland. Hätte ich gewusst , dass er an einem Filmdrehbuch arbeitet, nie hätte er die Informationen von mir bekommen. «
In knappen Sätzen erzählte Thorsten Thorn dem Pfarrer a l les, was sich seit der Ankunft der Filmgesellschaft ereignet hatte. Hammer hörte schweigend zu, ohne Thorn zu unterbrechen.
» Das ist sehr, sehr schlimm « , sagte er, als Thorn geendet hatte. » Ich hörte schon viele Gerüchte, die in der Stadt umhe r schwirren. Doch ich hielt das meiste für Gerede. Da Sie jetzt aber alles bestätigen, bedeutet das, dass ... «
» ... Gilbert Signefeu aus seiner Gruft gestiegen ist « , bee n dete Thorsten Thorn den Satz.
Benefiziat Hammer nickte. Dr. Heydenreich lachte spöttisch.
» Sie werden doch nicht solchen Unsinn glauben! Wir leben im 20. Jahrhundert. Hexerei und Zauberei gibt es nicht. «
» So? Glauben Sie? Das Böse ist in mancherlei Gestalt gege n wärtig. Kommen Sie, meine Herren, ich will Ihnen etwas Intere s santes zeigen. «
Der Benefiziat erhob sich mühsam, humpelte, auf seinen Stock gestützt, aus dem Zimmer. Er führte die Besucher in den ausg e bauten Keller unter dem Pfarrhaus. Auf Regalen standen dort in der kühlen, trockenen Luft alte in Leder gebundene Folianten. Der Benefiziat deutete auf einen im obersten Regal. Thorsten Thorn holte ihn herunter. Der
Weitere Kostenlose Bücher