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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Knacken, das Geräusch eines Sprungs oder einen gedämpften Zuruf vernommen. Ohne Heerlärm und Pauken wickelte sich in größter Stille der Marsch ab, der mehr Laufen als Schreiten war.
    Und kein Späher horchte.
    Niemand hätte für möglich gehalten, was geschah. Für die Leute dieses Landes war der Wald undurchdringlich wie immer, eine schwarze Masse im Schwarzen, und nichts verriet ihnen, was er barg und was in ihm vorwärts stürmte.
    Mit leichtem Gepäck und schärfsten Waffen ging es voran.
    Diese Meister der Überfälle schleppten nicht gerne, nicht einmal Beute. Die mußte sich selbst tragen. Das erbeutete Gut packte man stets auf erbeutete Sklaven.
    Und so war Barbarossas Männern auch der Wildbach kein Hindernis. Zum richtungweisenden Pfad wurde er ihnen vielmehr. Gerade er führte sie an die schwache Stelle der Burg.
    Eine Jakobsleiter, eine Leiter aus Stricken, wurde geworfen und faßte. In nicht viel mehr Zeit, als man zu einem Trunk gebraucht hätte, hingen ein Dutzend andere Leitern an der Mauer, jede mit einer dicken Traube von Männern behängt, die unaufhörlich hinanstiegen. Und dann erst flogen die Brandpfeile, schlug Eisen auf Eisen.

So plötzlich erfolgte der Überfall, daß die Frauen noch schliefen, als ein Mann in Madonna Giulias Schlafzimmer drang.
    Es war Don Felipe.
    Einem roten Traum entriß er die Herrin und hatte keinen Blick für die Mädchen. Mochten sie Sklavinnen werden, wie sie Madonna Giulia Sklavinnen gewesen waren, die Beute dessen, der sie fing. Was lag Don Felipe an ihnen!
    Den vergangenen Abend hatte er sich nicht schlafen gelegt, sondern zur Reise gerüstet.
    Sein Diener war denn auch schon mit dem Saumtier vorauf.
    Er jedoch hatte noch einmal zu Madonnas Fenster aufblicken wollen, und da war ihm eine Ahnung von den Männern an der Mauer gekommen. Mehr noch als seine Augen und Ohren es vermocht hatten, war sein eifersüchtiges Herz auf die Räuber gestoßen.
    Auch war er lange genug in Fondi gewesen, um den Bergweg zu wissen, den die Korsaren vielleicht noch nicht gesperrt hatten.
    Ihn hinaufzureiten war ein Wagnis bei Tag - bei Nacht war es tollkühn. Dennoch mußte es gewagt werden. Den Korsaren war man nur beritten überlegen.
    Don Felipes Pferd wartete also im Hof, und er selbst drängte die Dame.
    Mit Fäusten hieb Donna Giulia ihm zuerst die Antwort ins Gesicht. Doch dann begriff sie und zauderte nicht mehr.
    Kaum konnte Felipe ihr folgen, und sofort warf sie auch schon hinter sich und ihm die schöne, modische Tür zu, mit deren Schlüssel sie sogleich von außen abschloß.
    Niemand konnte ihr folgen, auch ihre Frauen mußten bleiben, wo sie waren, und so als Hindernis wirken wie das Holz der Tür.
    In diesem entscheidenden Augenblick, da die ersten beturbanten Köpfe am Fenster erschienen, da die Blutbespritzten, vom Flackern der Feuersbrunst Umlohten in die Kammer eindrangen, hatten die kreischenden Mädchen ihrer Herrin den letzten und höchsten Dienst zu leisten.
    Und wirklich geschah auch alles nach Donna Giulias Erwartung. Kampf und Feuer hatten die Wollust der Männer hungrig gemacht, und in der Nähe des Todes empfanden sie alle Donna Giulias halbnackte Frauen als letzte Gelegenheit.
    Wie hätten die Dame und Felipe da nicht einen Vorsprung gewinnen sollen?
    Weiter ging also die Flucht.
    Noch hatte der Kampf den rückwärtigen Hof nicht erreicht, und die kleine verborgene Pforte stand offen.
    Sogar Madonna fand, daß zu Zimperlichkeiten die Zeit nicht lange. Und als Felipe sie nun vor sich aufs Pferd hob, schwang sie entschlossen ihr linkes Bein über das Halfter. Rittlings und fest saß sie so: aber wenig keusch. Denn auch das Hemd war ihr inzwischen von der Achsel geglitten.
    Sie jedoch ließ gleiten, was gleiten wollte.
    Die Gefahr war ihr wie ein Traum. Es durchschauerte sie, daß der Mann, dessen Arm sie an ihrem Leib spürte, ihr Fleisch schimmern sah. Ihre nackten Beine, ihren Busen. Und am liebsten hätte sie sich ganz nur in das erregende Gewand seiner Blicke gehüllt.
    Gefahr? Die Gefahr war für sie keine Wirklichkeit. Man würde für sie sterben, wie die Burgmänner hinter ihr für sie starben. Sie aber würde leben. Und sie sei eine schöne Frau, dachte Madonna Giulia Gonzaga.
    Seines Herrn Sporen in den Weichen, stürmte indes das Roß bergan. Denn schon hörte man zur Seite Tritte und ein Geschrei, das nicht das Geschrei der Kämpfenden war, und um weniges später wäre der Kreis um Fondi geschlossen gewesen.
    Man hatte Giulia und Felipe

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