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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Vorliebe für große, schöne Jünglinge. Tausend von solchen goldgegürteten jungen Männern bildeten seine Leibwache. Sein Verstand war scharf, und sein Witz traf.
    Darin glich er dem ehemaligen Sultansfreund. Und jetzt watschelte er, von dem es hieß, daß Roxelane Sultana ihm als einem Eunuchen gewogen sei, dem Sarg ihres Sohnes voran.
    So viel er aber auch mit Ibrahim gemein hatte - sein unmittelbarer Nachfolger war er nicht.
    Das war der tapfere und redliche Albaner Ajas Pascha gewesen, der sich gleich Soliman den Frauen geneigt gezeigt hatte - nur auf etwas andere Weise. Denn bei ihm war es einmal vorgekommen, daß in seinem Hause vierzig Wiegen zu gleicher Zeit benötigt worden waren, und als die Pest ihn dahingerafft hatte, war er von hundertzwanzig Waisen beweint worden. Man sagte, er habe ausgleichen wollen, was von seinen Brüdern versäumt worden sei, die alle drei katholische Mönche waren und ebenso wie ihre alte Mutter im albanischen Valona lebten.
    Auf Ajas Pascha war dann erst noch Lutfi Pascha gekommen, ebenfalls ein Albaner und Tamara Sultanas zweiter Mann.
    Wenn Ajas vielleicht etwas zu viel an Frauenverehrung, so hatte Lutfi davon entschieden zu wenig gehabt. Klug, tätig und gelehrt, war er den Frauen nur dann geneigt gewesen, wenn er sich an ihren Tränen hatte ergötzen können. Auf keine Weise war er demnach ein bequemer Mann für seine Prinzessin Frau gewesen, so daß Roxelane gar nicht hatte einzugreifen brauchen. Seine Absetzung war von Tamara selbst verlangt worden, und sein Sturz hätte auch allein schon der Lohn seiner Grausamkeit und seiner Habsucht sein sollen. Solimans Schwestern hatten eben kein Glück mit ihren Männern. Dschanfeda aber, die Zufriedene, war bereits vor fünf Jahren gestorben.
    Lutfi Paschas Leben hatte Soliman freilich verschont, und so saß sein Schwager jetzt in Demotika und schrieb eine Geschichte des osmanischen Reiches.
    Suleiman Pascha folgte also auf Ibrahim erst an dritter Stelle, und auch die Wesire der Kuppel waren andere geworden.
    Zum Zweiten Wesir und Gatten von Roxelanes Tochter Mirmah war jetzt der frühere Oberststallmeister Rustem Pascha, der Kroate, aufgerückt. Er war durchaus nicht so gebildet wie Lutfi, ja er haßte
    geradezu die Dichter und Gelehrten, deren Überlegenheit und unübersehbaren Einfluß er fürchtete. Dafür besaß er jedoch bei aller Tatkraft und Begabung für Krieg und Geschäfte genug kluge Selbsteinschätzung, um Mirmah Sultana jederzeit so zu begegnen, wie es dem Staubgeborenen einer Prinzessin gegenüber geziemte. In keinem Fall aber wäre ihm der Gedanke gekommen, sich etwa gar gegen seine Schwiegermutter zu überheben, die ihn auf seinen Platz gestellt hatte und von der er auch ferner Beförderung erhoffte.
    Rustem war alles andere als eine glänzende Persönlichkeit. Er war geizig wie Lutfi, argwöhnisch und finster, doch er kannte seine Grenzen und war fromm.
    Seine Frömmigkeit hatte ihn denn auch Mirmah empfohlen.
    Vier Wesire saßen im Diwan, und der Großwesir, einer der vier, war zum Sargtragen zu dick.
    Man hatte also einen andern vierten hinzunehmen und den Anspruch auf diese Ehre dem Kapudan zuerkennen müssen.
    Chaireddin Barbarossa hatte auch keineswegs abgelehnt. Er war zwar eher noch älter als Suleiman Pascha, aber scheinbar so unverwüstlich, daß er sich als fast Neunzigjähriger gerade noch vor kurzem die schöne Gouverneurstochter des eroberten Messina hatte ins Bett nehmen können. Nur zu seinem Sieg in der Adria war der Alte erst gezwungen worden.
    Bei dieser Schlacht, die von demselben Golf bei Actium ihren Ausgang genommen hatte, in dem fünfzehn Jahrhunderte früher bereits die Flotten des Antonius und der Kleopatra blockiert worden waren, hatte sich der Alte noch in Begleitung des kaiserlichen Kommissars Oweis Aga gefunden, des Sohnes der Dede Semid, der jetzt an Stelle des verstorbenen Bolil als Kapu Aga an Solimans Seite schritt. Dieser Aufstieg zum Obersthofmeisteramt war der Dank des Kaisers an Oweis für dessen Beitrag zum Gewinn des venezianischen Krieges gewesen.
    Zwar hatten die beiden Wölfe, Andreas Doria, der Fürst von Melfi, und Barbarossa, der Kapudan, ihr ganzes Leben nach einem Zusammentreffen gelechzt, doch nun sie sich endlich getroffen hatten, waren Barbarossa Bedenken gekommen.
    Dorias zweihundert Schiffe mit einer Besatzung von sechzigtausend Mann waren Barbarossas Macht zu überlegen gewesen, und dessen Stellung hatte der des Antonius und der Ägypterin zu sehr geglichen,

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