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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Unwirkliches gewesen, so war es gewesen, als wenn Junge ans Alter denken oder Alte an den Tod. Das alles kam einmal, aber es war nichts Wirkliches. Auch hatte sie sich stets getröstet, daß man sie vielleicht einem ganz alten Mann geben würde, und wenn es kein alter sein sollte, dann hatte sie sich wenigstens zugetraut, auch mit einem andern fertig zu werden, wie sie noch immer mit Männern fertig geworden war. Denn es würde ja kein Kaiser sein.
    Einen Kaiser wollte sie nicht. Und sie wollte keine Söhne von ihm. Mit ihren siebzehn Jahren wußte sie nichts von des Weibes schwerster Not, doch das wußte sie, daß sie nicht die Mutter kaiserlicher Knaben werden wollte, die nur heranwachsen würden, um einmal erwürgt zu werden.
    Dennoch konnte auch Roxelane die Stunde nicht abschütteln, in der sie lebte.
    Ihre Zubereitung war beendet. Jetzt war sie allen Anforderungen des
    Serails gemäß.
    Der Duftmeister hatte getan, was nur getan werden konnte. Sein Gehilfe war ihr dann noch mit dem Finger in den Mund gefahren, hatte ihr weißes Raubtiergebiß geputzt und die Kronen ihrer Backenzähne, um ihren Atem zu versüßen, mit dazu geeigneter, festhaftender Paste gefüllt. Der Schminkmeister hatte ihre Wimpern gewachst, die Brauen zu einem schön geschwungenen Bogen zurechtgezupft und Wimpern und Brauen gedunkelt, hatte in Augenwinkel und Nüstern Rot gegeben, einen Hauch davon den Ohrläppchen verliehen, ihr die Lippen und Brustwarzen geschminkt; aber sonst an ihrem Gesicht, das Farbe nur verderben konnte, wenig Arbeit gefunden. Die Nägel ihrer Finger und Zehen waren rot und auf Hochglanz poliert, und auch ihre Haare hatte man bereits geglänzt und ihre Haupthaare außerdem noch geflochten.
    Und nun kamen die Kleider.
    Im Nebenzimmer lagen sie, auf rosa, weiß und gold abgestimmt, ganz wie es einer Braut geziemte. Und dort, wohin man sie in einem Überwurf führte, harrten auch schon die Hofchargen und Ankleiderinnen, die jetzt an der Reihe waren, ihren Dienst zu verrichten. Zuerst nahmen sie ihr den Umhang wieder ab, und dann zogen sie ihr die weiten, seitlich geknöpften Hosen von blaßrotem Damast an, die bis auf die Hacken fielen, um ihr darauf die goldgestickten Schuhe aus weißem Marokkoleder überzustreifen. Uber die Hosen ließen sie ein Hemd aus ebenfalls weißem Seidenschleier fließen, das im Zierat der weiten Halbärmel und an seiner unteren Kante das Goldmotiv wieder aufnahm, am Hals aber mit einem dimantenen Tscheprasten verschlossen wurde. Weiß war auch das Unterkleid von durchbrochener Arbeit.
    Und dann kam der Kaftan.
    Wie die Hosen war er von einem matten Rot. Er schnitt eng in die Hüften und reichte bis auf die Füße. Seine weiten, in den Nähten mit Perlen bestickten Ärmel fielen offen von den Schultern herab. Kaftan und Unterkleid ließen oben das Hemd frei, das die Formen und selbst die helle Tönung der jugendlichen Brust mehr hob als verbarg. Der vier Finger breite perlendurchwundene weißseidene Gürtel wurde vorne durch eine Diamant-Agraffe zusammengehalten. Schräg zum linken Ohr setzte man ihr zuletzt den Talpotsch aus Goldbrokat auf, und nun hing ihr vom Deckel des Käppchens eine dicke Perlenquaste bis auf die Schulter herunter.
    Nachdem die Schmückerinnen ihr dann noch Reifen an Armen und Fußknöcheln befestigt, Ohrgehänge angeheftet und fünf kostbare Ringe an die Finger gesteckt hatten, trat die Obersthofmeisterin selbst vor die Hanum.
    Die Verneigung der Exzellenz galt freilich mehr dem kaiserlichen Geschenk, das sie unter einem Seidentuch barg, als der Beschenkten. Nachdem das Tuch aber gefallen war, erblaßte sogar Frau Dede Semid. Eine solche Kette von fast nußgroßen indischen Rosenperlen besaß selbst Saffieje Sultana nicht. Ein unvergänglicher Reichtum schien das der Gouvernante! Und zitternd hielt sie den Atem an, als die Obersthofmeisterin, der dies Vorrecht zustand, jetzt die Gabe des Sultans sechsmal um den gebeugten Nacken von Frau Dede Semids bisherigem Schützling wand.
    Dem Schmuck folgten die Hüllen.
    Mit einer weiten Feredescha in der grünen Farbe des kaiserlichen Hauses richtete sich die Obersthofmeisterin nunmehr an Roxelane. „Wenn es Ihnen beliebt, Dame“, sagte sie und barg das Mädchen völlig im Mantel, um nach dem Beispiel des Propheten und nach dem Recht der Kalifen, seiner Nachfolger, durch diesen feierlichen Akt Roxelane für die Zeit ihres Lebens von allem, was Mann war, zu scheiden, außer von Soliman Khan. Der Kislar jedoch legte ihr den

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