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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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einer Stelle gehalten. Höchstens ihre Augen weiteten sich ab und zu, wenn sie aufgeregt war. Wie jetzt.
    Mr George sagte: »Mrs Shepherd sagt, sie und ihr Mann hätten die Hebamme wegen des Eintrags im Geburtsschein bestochen, damit niemand erfährt, dass auch Gwendolyn als Gen-Trägerin infrage kommt.«
    »Aber aus welchem Grund sollte sie so etwas getan haben?«, fragte Lady Arista.
    »Sie sagt, sie wollte das Kind beschützen und habe außerdem gehofft, dass Charlotte die Gen-Trägerin sei.«
    »Gehofft!
Von wegen!«, rief Tante Glenda.
    »Ich finde, das hört sich eigentlich alles ganz logisch an«, sagte Mr George.
    Ich sah zu Charlotte hinüber, die blass auf dem Sofa saß und von einem zum anderen schaute. Als unsere Blicke sich trafen, drehte sie schnell den Kopf zur Seite.
    »Wo das logisch sein soll, kann ich auch beim besten Willen nicht erkennen«, sagte Lady Arista.
    »Wir überprüfen die Geschichte bereits«, sagte Mr George. »Mrs Jenkins wird die Hebamme ausfindig machen.«
    »Nur interessehalber: Wie viel hast du der Hebamme gezahlt, Grace?«, fragte Falk de Villiers. Seine Augen hatten sich in der letzten Minute zunehmend verengt, und als er Mum jetzt ins Visier nahm, sah er aus wie ein Wolf.
    »Ich ... Ich weiß es nicht mehr«, sagte Mum.
    Mr de Villiers hob seine Augenbrauen. »Na, viel kann es nicht gewesen sein. Soviel ich weiß, war das Einkommen deines Mannes eher bescheiden.«
    »Wie wahr!«, giftete Tante Glenda. »Dieser Hungerleider.«
    »Wenn ihr es sagt: So viel kann es dann also nicht gewesen sein«, erwiderte Mum. Die Unsicherheit, die sie bei Mr de Villiers Anblick überkommen hatte, war so plötzlich wieder verflogen, wie sie gekommen war, ebenso die Röte in ihrem Gesicht.
    »Warum hat die Hebamme dann getan, worum ihr sie gebeten habt?«, fragte Mr de Villiers. »Es war immerhin Urkundenfälschung, die sie da begangen hat. Keine unerhebliche Straftat.«
    Mum legte den Kopf in den Nacken. »Wir haben ihr erzählt, unsere Familie sei Mitglied in einer satanischen Sekte und leide unter einer krankhaften Horoskopgläubigkeit. Wir sagten ihr, ein Kind, das am siebten Oktober geboren ist, würde unter schlimmen Repressalien zu leiden haben und als Objekt für satanische Rituale herhalten müssen. Sie hat uns geglaubt. Und da sie ein weiches Herz hatte und außerdem etwas gegen Satanisten, fälschte sie das Geburtsdatum auf dem Geburtsschein.«
    »Satanische Rituale! Impertinent.« Der Mann am Kamin zischte wie eine Schlange und der kleine Junge schmiegte sich noch enger an ihn.
    Mr de Villiers lächelte anerkennend. »Keine schlechte Geschichte. Wir werden sehen, ob die Hebamme dieselbe erzählt.«
    »Mir scheint es wenig klug, unsere Zeit mit solchen Überprüfungen zu verschwenden«, warf Lady Arista ein.
    »Richtig«, sagte Tante Glenda. »Charlotte kann jeden Augenblick springen. Dann wissen wir, dass Grace' Geschichte erfunden ist, aus dem Hut gezaubert, um uns Stöcke zwischen die Beine zu werfen.«
    »Wieso könnten nicht beide das Gen geerbt haben?«, sagte Mr George. »Das gab es schon einmal.«
    »Ja, aber Timothy und Jonathan de Villiers waren eineiige Zwillinge«, sagte Mr de Villiers. »Und als solche auch in den Prophezeiungen angekündigt.«
    »Und im Chronografen sind dafür zwei Karneole, zwei Pipetten, zweimal zwölf Elemente-Fächer und zwei Zahnradparcours vorgesehen«, sagte der Mann am Kamin. »Der Rubin steht allein.«
    »Auch wieder wahr«, sagte Mr George. Sein rundes Gesicht wirkte bekümmert.
    »Wichtiger wäre es wohl, die Motive für die Lüge meiner Schwester zu analysieren.« Tante Glenda sah Mum geradezu hasserfüllt an. »Wenn du erreichen willst, dass man Gwendolyns Blut in den Chronografen einliest, um ihn unbrauchbar zu machen, dann bist du naiver, als ich dachte.«
    »Wie kann sie überhaupt denken, dass wir ihr auch nur ein Wort glauben?«, sagte der Mann am Kamin. Ich fand seine Art, so zu tun, als wären Mum und ich gar nicht anwesend, reichlich arrogant. »Ich kann mich gut erinnern, wie Grace damals gelogen hat, um Lucy und Paul zu schützen. Sie hat ihnen den entscheidenden Vorsprung verschafft. Wäre sie nicht gewesen, hätte man die Katastrophe vielleicht noch verhindern können.«
    »Jake!«, sagte Mr de Villiers.
    »Welche Katastrophe?«, fragte ich. Und wer war Paul?
    »Schon die Anwesenheit dieser Person hier in diesem Raum finde ich ungeheuerlich«, sagte der Mann am Kamin.
    »Und Sie sind?« Mums Blick und ihre Stimme waren

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