Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Augenblick sah die hübsche Blondine direkt in ihre Richtung, und selbst aus der Ferne konnte Kira das grüne Blitzen in ihren Augen erkennen. Ein Mensch war sie nicht, so viel stand fest.
Vlad sah Kira an. » Du wirst bald lernen, dass man gerade in unserer Welt nie nach dem Äußeren gehen sollte. Ich bin ein gutes Beispiel dafür.«
Er streckte Veritas die Hand entgegen, und blaue Flammen schossen daraus hervor. Kira machte große Augen. Weder Vlads Finger noch seine Handfläche schienen auch nur das Geringste abbekommen zu haben. Die Flammen umzüngelten sogar seinen Ärmelaufschlag, aber der Stoff fing kein Feuer. Als Vlad die Hand sinken ließ, verloschen die Flammen, ohne ein angesengtes Haar zu hinterlassen.
» Jetzt verstehe ich, warum du immer nach Rauch riechst«, murmelte Kira und fügte Pyrokinese ihrer mentalen Liste von Fähigkeiten hinzu, die manche Vampire beherrschten.
» Veritas«, rief Mencheres. » Danke, dass du gekommen bist.«
Seine Stimme klang ruhig und zuversichtlich, aber Kira konnte seine Anspannung spüren. Er rechnete jeden Augenblick damit, dass sich das Treffen als Hinterhalt entpuppen konnte, und war bereit, bei dem geringsten Anzeichen dafür die Flucht zu ergreifen.
Die blonde Gesetzeshüterin beschleunigte ihre Schritte. Sie bewegte sich nun so anmutig und rasch den steilen Hang hinauf, dass niemand sie mehr für einen Menschen hätte halten können. Als sie nur noch fünfzig Meter entfernt war, konnte Kira ihre knisternde Aura spüren. Eine solche Machtfülle kannte sie bisher nur von Mencheres.
» Du hast eine Stunde, um dein Anliegen vorzutragen, Mencheres«, stellte Veritas in schneidendem Tonfall fest. » Mehr Entgegenkommen kann ich dir trotz unserer gemeinsamen Abstammung und unserer langen Freundschaft nicht gewähren.«
Klingt nicht sehr vielversprechend, dachte Kira. Veritas’ Barbie-Gesicht war eine Zornesmaske, und die Energie, die sie umwirbelte, wirkte auch ziemlich unfreundlich.
Mencheres ließ sich von der ablehnenden Haltung der Gesetzeshüterin nicht einschüchtern. Respektvoll neigte er den Kopf und setzte ihr detailliert, eloquent und eindringlich auseinander, dass er mit Kira und Gorgon in Wyoming gewesen war, als der Club in Brand gesteckt und die Morde begangen worden waren. Er sagte Veritas, sie könnte seine Handydaten überprüfen, um sich davon zu überzeugen, dass seine Anrufe aus Wyoming, nicht von Chicago aus, getätigt worden waren, und dass er den Menschen niemals Hinweise auf die Existenz seiner Art hinterlassen würde, was er durch die Zerstörung der Überwachungskameras in Disneyland unter Beweis gestellt hatte. Am Ende seines Plädoyers entschuldigte er sich noch dafür, die Vollstrecker misshandelt zu haben; nur so hätte er Kira vor Radje schützen können. Kira hätte ihm fast applaudiert. Als Politiker wären ihm sämtliche Wählerstimmen sicher gewesen.
Bis auf eine.
» Und entschuldigst du dich auch für den Mord, den du an einem der Vollstrecker begangen hast? Oder hast du das in deinem Eifer, deine junge Geliebte zu beschützen, etwa gar nicht mitbekommen?«, fauchte Veritas.
Mencheres’ Miene verdüsterte sich. » Welchen Mord? Ich habe keinen Vollstrecker getötet.«
» Josephus hat euch mit sechs anderen durch die Luft verfolgt, wurde aber später tot am Boden aufgefunden«, antwortete Veritas. Sie musterte ihn. » Du hast dich wegen Mordes an einem Vollstrecker zu verantworten. Selbst deine vielen Verbündeten werden den Rat jetzt nicht mehr milde stimmen können, wie mächtig sie auch sein mögen.«
Bei diesen Worten warf sie Vlad einen vielsagenden Blick zu, aber Kira war zu entrüstet, um sich weiter heraushalten zu können.
» Mencheres hat das nicht getan! Wir sind aus dem Flug direkt in den Ozean getaucht, am Boden waren wir gar nicht. Ich muss es doch wissen, ich bin zu Tode erschrocken.«
» Kira…«, begann Mencheres.
» Es stimmt aber«, entgegnete sie, eher an Veritas als an ihn gewandt. Der Gesichtsausdruck der Blonden blieb unverändert, aber Kira ließ sich nicht abschrecken. Sie hatte es so satt, dass Mencheres ständig irgendwelche schrecklichen Verbrechen zur Last gelegt wurden und keiner je auf den Gedanken kam, ein anderer könnte sie zu verantworten haben.
» Ich nehme an, du glaubst Radje, dass Mencheres durch seine Liebe zu mir den Verstand verloren hat, stimmt’s? Und ich bin in deinen Augen nicht mehr als eine fiese Schlampe, die Mencheres zum Morden aufstachelt? Würde sich wenigstens
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