Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Opfergaben an die Götter im Gefolge des Osiris erhalten. Alles, was er sich wünscht, wird ihm in der Erde zuteilwerden.«
Als Mencheres zu Ende gesprochen hatte, stieß er sich das Messer in die Brust, direkt ins Herz. Der Schmerz war so überwältigend, dass es ihm vorkam, als würde er jeden einzelnen Nerv in ihm durchdringen. Beim letzten schwarzmagischen Ritual, das er durchgeführt hatte, war die Klinge aus Stahl, nicht aus Silber gewesen. Aber um den Fährmann aus der Unterwelt herbeizurufen, musste er mehr opfern als ein bisschen Blut und die Knochen getöteter Kameraden. Man musste die heiligen Symbole kennen und sie mit Blut zeichnen, das in Todesnähe vergossen wurde.
» Aken«, murmelte er. » Fährmann der Toten, Herrscher über die Duat. Ich rufe dich.«
Er zwang sein Blut, aus der Wunde in seiner Brust auszutreten, und fing es in dem Pokal auf. Ein steter, quälender Strom war es, der ihn verätzte wie Säure. Als der Pokal voll war, konnte Mencheres sich vor Schmerzen kaum rühren, aber er musste sich dazu zwingen, auch wenn das leichteste Zucken der Klinge sein Herz zerfetzen und seinen Tod bedeuten konnte. Seine Macht konnte er weder einsetzen, um das Messer in seiner Brust ruhig zu halten, noch um den nächsten Schritt des Rituals zu vollziehen. Innerhalb des Stundenkreises war sie wirkungslos.
Er tauchte den Zeigefinger in den blutgefüllten Pokal. Obwohl er damit riskierte, sich das Messer tiefer ins Herz zu stoßen, beugte Mencheres sich vor und zeichnete das erste der zwölf Symbole, die Aken herbeirufen würden.
Kaum war das erste Symbol vollendet, begannen sich innerhalb des Kreises Schatten zu formen. Die Achu, die in die Unterwelt verbannten Seelen. War er nicht stark genug, das Ritual zu beenden, indem er alle zwölf Symbole zeichnete, würden die Achu ihn vernichten und seine Seele zu Ammit, der Allesverschlingerin, tragen.
Die Dunkelheit aus seinen Visionen schien ihn zu verspotten. War sie der endlose Fluss des Todes, auf dem der Fährmann eintreffen würde, wenn Mencheres Erfolg hatte? Oder die unendliche Finsternis der Duat, in die er als einer der ewig ruhelosen Achu eingehen würde? War sein Versagen längst vorherbestimmt? Würde er auf ewig dort gefangen sein wie die Schatten, die ihn jetzt umkreisten?
» Mencheres«, mischte Vlad sich ein, seine Anweisung, ihn nicht zu unterbrechen, ignorierend. » Hör auf.«
» Es ist zu spät«, presste Mencheres hervor und tauchte den Finger abermals in den Pokal. Selbst bei dieser kleinen Bewegung kam es ihm vor, als würde das Messer tiefer in sein Herz dringen. Er versuchte, sich ausschließlich auf die karmesinrote Flüssigkeit zu konzentrieren, während er das nächste Symbol zeichnete und den sengenden Schmerz ignorierte, genau wie den Drang, sich das Messer sofort aus der Brust zu reißen. Entfernte er das Messer, würden die ihn umgebenden Achu binnen Augenblicken feste Gestalt annehmen und ihn verschlingen. Doch je länger er brauchte, um die Symbole zu zeichnen, desto stärker wurden die Achu. Sie nährten sich von Schmerz, und mit der Silberklinge, die in seiner Brust steckte, war Mencheres ein Festmahl für sie. Und je stärker die Achu wurden, desto festere Form bekamen sie.
Wieder tauchte Mencheres den Finger in den Pokal. Kiras Blut war ein Teil von ihm, zusammen mit dem seiner anderen Spender floss es durch seine Adern. Dies würde nicht die innigste Verbindung sein, die er je wieder zu ihr haben würde. Sie hatte so sehr an ihn geglaubt, dass sie bereit gewesen war, in dieser Sache mit Radje ihr Leben für ihn zu riskieren. Dabei hatte Radje sie bereits einmal dem Tod überantwortet. Damals hatte Mencheres sie enttäuscht, indem er ihr die Sterblichkeit genommen hatte, aber diesmal würde er sie nicht enttäuschen.
Er zeichnete das dritte Symbol, während die Achu -Schatten ihn schneller und schneller umkreisten. Mencheres setzte sich so, dass er den Symbolkreis weiterführen konnte, und hätte sich dabei vor Schmerzen fast gekrümmt. Er beherrschte sich, um langsam das vierte Symbol malen zu können. Jedes einzelne musste perfekt sein; ein Fehler hätte das Ritual ruiniert und seine Verdammung bedeutet. Es kam ihm vor, als hätte das Silber in seinem Herzen Tentakel entwickelt, die ihn aus eigenem Antrieb heraus vernichten wollten. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf das nächste Symbol. Noch sieben, dann war es vollbracht.
Der brennende Schmerz brandete erbarmungslos weiter auf ihn ein. Die
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