Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
gesprochen habe, dachte ich…«
» Ich auch«, unterbrach Mencheres ihn fast ein wenig gerührt. » Aber wie es scheint, bin ich diesem speziellen Schicksal entgangen.« Die Dunkelheit würde ihn vielleicht noch holen, aber indem er das Ritual vollendet hatte, war sichergestellt, dass er nicht zu einem der Achu werden würde, die von der Allesverschlingerin in der Unterwelt gefangen gehalten wurden.
» Wo bist du?«
» Im Flugzeug auf dem Weg nach Chichén Itzá auf der Yukatan-Halbinsel. Dort hält Radje Kira fest. Du musst auch kommen. Wenn es mir gelingt, sie zu befreien, muss später jemand eine der Wachen dazu bringen, Radje vorzugaukeln, dass alles seine Ordnung hat, wenn ich mich mit ihm treffe.«
» Dazu brauchst du ihn?« Vlad wirkte ein wenig gekränkt. » Ich bin doppelt so alt und doppelt so tüchtig.«
» Ruf Veritas an und sage ihr, wo Kira ist«, fuhr Mencheres fort, ohne auf Vlads Kommentar einzugehen. Er und Bones hatten sich noch nie leiden können, was ohne Zweifel daran lag, dass sie sich so ähnlich waren. » Sag ihr, sie soll kommen, aber keine anderen Hüter einweihen. Radje darf nichts mitbekommen.«
» Du versuchst noch immer, mich aus deinem Konflikt mit den Gesetzeshütern herauszuhalten, für den Fall, dass du es nicht überlebst«, hörte er Bones’ heisere Stimme.
» Ja«, antwortete Mencheres knapp. » Unsere Sippe muss unter allen Umständen geschützt werden.«
» Urahn, ich…« Bones unterbrach sich und verstummte.
Mencheres lächelte leise. Bones nannte ihn Urahn, weil er Bones verwandelt hatte, aber Mencheres wusste, dass es nicht nur ihm vorkam, als wären sie Vater und Sohn.
» Du musst es nicht aussprechen. Ich weiß es.«
Dann legte er auf und sah Vlad in die sardonisch blitzenden kupfergrünen Augen.
» Warum Cat und dir so viel an diesem Gossenjungen liegt, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.«
» Du machst dir eben nicht die Mühe, tief genug in ihn hineinzublicken«, antwortete Mencheres. » In seinem Alter warst du schlimmer. Ich weiß es; ich war dabei.«
» Wenn du Veritas und Bones dabeihaben wolltest, warum hast du sie dann nicht so rechtzeitig angerufen, dass sie mit uns zusammen eintreffen?«, änderte Vlad abrupt das Thema.
Mencheres sah wieder aus dem Fenster. » Veritas wird eher daran interessiert sein, Beweise gegen Radje zusammenzutragen, als Kira zu retten. Und indem Bones und Cat meine Nachricht persönlich an sie weitergeben, haben sie Gelegenheit, mit ihr ins Reine zu kommen. Veritas ist eine wertvolle Verbündete, aber die beiden hatten vor nicht allzu langer Zeit Probleme mit ihr.«
» Ein paar von den Wachleuten musst du am Leben lassen. Du weißt schließlich nicht, welchen Radje später anrufen wird.«
Mencheres sah Vlad fest an. » Aus eben diesem Grund werde ich nicht nur dich brauchen, wenn ich zu meinem Treffen mit Radje aufbreche: Ich kann Kira nicht mitnehmen.«
33
Jennifer fest an sich gedrückt, hetzte Kira durch den Dschungel. Die Sonne war untergegangen, aber sie sah lediglich tiefere Schatten, wo für Jennifers Augen völlige Finsternis herrschen musste. Das Mädchen hatte Kira die Arme um den Hals geschlungen, sodass seine Kehle nur noch Zentimeter von Kiras Lippen entfernt war. Das stete Dröhnen des Pulses, das von Jennifers an sie geschmiegtem Körper ausging, machte Kira fast wahnsinnig.
Der Schmerz in ihrem Innern brannte so konstant, dass sie sich gar nicht mehr an ein Leben ohne ihn erinnern konnte. Kira lief schneller und versuchte dabei, nicht nur den Wachen zu entkommen, die sie hinter sich hören konnte. Sie wollte dem Hunger davonlaufen, diesem blindwütigen Wesen, das ihr befahl, über die Person herzufallen, die sie direkt vor der Nase hatte. Du kannst nicht anders, brüllte ihr Verlangen. Es ist nicht deine Schuld. Du bist ein junger Vampir, und als solcher kannst du nicht widerstehen.
Ich schon, gab Kira zurück. Sie war nicht irgendein junger Vampir. Sie war ein junger Vampir, durch dessen Adern etwas von Mencheres’ ungeheurer Macht floss. Deshalb war sie auch, Stunden bevor die Wachen es erwartet hatten, zu sich gekommen. Deshalb konnte sie fast zwei Tage ohne Nahrung auskommen, ohne vor Hunger verrückt zu werden. Deshalb konnte sie sich sämtliche Knochen in Händen und Füßen zertrümmern, ohne einen einzigen Laut auszustoßen, und jetzt ausreichend Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht über Jennifer herzufallen.
Mencheres war der Ansicht gewesen, sie hätte die Zusatzenergie nötig, wenn
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